Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Mein Chirurgie-Tertial an der Uni Heidelberg hat mich positiv überrascht! Im Vorfeld hatte ich Gruseliges gehört und gelesen, aber der kurze Anfahrtsweg von meinem Zuhause und die Heidelberger Interprofessionelle Ausbildungsstation (HIPSTA) überzeugten mich, es trotzdem zu versuchen.
Man rotiert alle vier Wochen. Insgesamt muss man 8 Wochen Viszeralchirurgie machen, die weiteren acht Wochen können auch in der Urologie, Herzchirurgie, Gefäßchirurgie, Thoraxchirurgie oder Unfallchirurgie verbracht werden. Es müssen zwei Wochenenddienste mit ca. 14,5h und vier Spätdienste unter der Woche (16-20 Uhr) abgeleistet werden. Hier läuft man durchs Haus, um Nadeln zu legen, steht im OP oder hilft in der Ambulanz. Vor allem letzteres ist sehr empfehlenswert, da man sehr schnell nähen darf und sich in Anamnese, KU und Sono üben kann. PJ-Unterricht ist immer montags, mittwochs und jeden zweiten Donnerstag von 16-17:30 Uhr. Oft geht er nicht die vollen 1,5h, aber nach einem langen Arbeitstag fällt es oft genug trotzdem schwer, noch aufzupassen. Insgesamt muss man bei 60% der Unterrichte anwesend sein.
Viszeralchirurgie:
Der Tag beginnt in der Regel um 7:30 Uhr mit den morgendlichen Blutentnahmen. Gegen 8 Uhr startet die Visite, auf der man meistens mitlaufen kann, wenn man nicht alleine für die rund 20 Blutentnahmen zuständig ist. Gegen 8:30 Uhr meldet sich der OP an und ruft einen Teil der PJler*innen und Famulant*innen ab. Der Tag kann also prinzipiell auf zwei verschiedene Wege ablaufen: Entweder man bleibt auf Station, dann sind die Hauptaufgaben anfallende Blutentnahmen, Nadeln und die Patientenvorstellung für die Indikationsbesprechung am Nachmittag vorbereiten. Patient*innen, bei denen eine OP geplant ist, werden in der Regel einen Tag vorher aufgenommen und müssen dementsprechend am selben Tag der Oberärzt*innen-Riege vorgestellt werden. Die Aufarbeitung des Falles und die Vorbereitung auf die (je nach Person) bohrenden Fragen in der Besprechung hat mir immer Spaß gemacht und war eine sehr gute Übung. Verglichen mit PJ in der Inneren Medizin laufen die Tage auf Station deutlich entspannter ab. Wird man in den OP gerufen, hängt es sehr davon ab, welche OP ansteht, wie lange man dort hängen bleibt. Einfache Whipple-OPs sucht man inzwischen fast vergeblich auf dem OP-Plan, stattdessen assistiert man bei Whipple mit Gefäßersatz, Leber- und Nierentransplantationen oder Ösophagusresektionen. Ich habe bis auf wenige Ausnahmen nur freundliche oder neutrale Menschen am Tisch erlebt und durfte jedes Mal am Ende nähen. Wenn um 16 Uhr nicht absehbar ist, dass die OP bald zu Ende geht, kann man sich vom Dienst-PJler auswechseln lassen. Ich bin in meiner Zeit in der Viszeralchirurgie nur zwei Mal richtig im OP versackt und Stunden später rausgekommen als geplant.
Urologie
Die Urologie ist eine sehr viel kleinere Abteilung, sodass man das Team schnell kennt und umgekehrt. Der Tag beginnt um 7 Uhr mit der Visite. Anschließend ist Frühbesprechung und danach ist man vor allem für die Blutentnahmen und Sonos zuständig. Gerade schallen kann man hier sehr ausgiebig und gut üben. Gelegentlich wird man in den OP gerufen, aber für die meisten Eingriffe wird keine PJ-Assistenz benötigt. Die Assistenzärzt*innen werden selbst relativ früh im OP eingearbeitet. Es ist von oberärztlicher Seite gerne gesehen, wenn man trotzdem hin und wieder in den OP geht, um sich die verschiedenen Operationen anzusehen, oder in der Ambulanz zuschaut. Ich bin immer auf sehr nette und motivierte Leute gestoßen, die sich Zeit genommen haben, mir alles zu erklären. Nach der Nachmittagsbesprechung von 14-15 Uhr ist in der Regel nicht mehr viel los auf Station und ich bin immer sehr pünktlich nach Hause gekommen.
HIPSTA
Das absolute Highlight meiner gesamten PJ-Zeit war die HIPSTA-Rotation. Nirgendwo sonst wird man so gut auf den Beruf als Ärzt*in vorbereitet wie dort. Gemeinsam mit Auszubildenden der Pflege und Physio betreut man selbstständig vier Patient*innen. Und auch wenn man anderswo im PJ schon die Chance hatte, „Patienten zu betreuen“, so ist das hier noch einmal etwas ganz anderes. Von der Aufnahme über die Visiten, das Entscheiden und Anordnen der Medikamente, Untersuchungen, Labore und das Briefeschreiben bis hin zum Entlassgespräch macht man alles selbst. Begleitet wird man unter enger Supervision. Von den Patient*innen wird man als Hauptansprechperson wahrgenommen und auch wenn von pflegerischer Seite Fragen und Anmerkungen kommen (z.B. Der Patient hat einen systolischen Blutdruck von 90, soll ich ihm Stero anhängen? Soll da Kalium mit rein?), ist man die erste Person, die eine Antwort geben muss. Innerhalb der vier Wochen lernt man ein das kleine 1x1 der Stationsarbeit, löst kleinere medizinische Probleme, bewältigt den ein oder anderen Notfall und übt zu organisieren und die einzelnen Fälle im Blick zu behalten. In Heidelberg gibt es in der Chirurgie inzwischen zwei große HIPSTA-Stationen. Ich war auf der F0 eingeteilt, die sich die Station mit der Gastroenterologie teilt. So kam ich in den Genuss, nicht nur chirurgische, sondern auch internistische Fälle zu sehen. Ich kann HIPSTA allen nur wärmstens ans Herz legen. Man muss es einfach erlebt haben. Klar ist es eine Herausforderung, aber genauso auch ein sehr sicherer Ort mit viel Welpenschutz, um sich auszuprobieren und in die ärztliche Rolle hineinzuwachsen.
Fazit: Ich fand das PJ-Tertial in der Chirurgie an der Uni viel besser als gedacht. Die Leute waren bis auf sehr wenige Ausnahmen sehr nett, ich habe einiges zu sehen bekommen und für HIPSTA hätte ich auch noch sehr viel mehr in Kauf genommen. Generell ist meine Empfehlung: Nehmt mit, was sich ergibt. Meiner Erfahrung nach ist das PJ viel, was man daraus macht. Wenn man erst einmal die Leute für sich gewonnen hat, öffnen sich ganz neue Möglichkeiten.
Bewerbung
Ãœber die Heidelberg-interne PJ-Seite ein halbes Jahr vor dem M2