Das Tertial als PJ bzw. Unterassistent in der Inneren Medizin in Schaffhausen hat mir sehr gut gefallen. Alle waren äußerst nett und hilfsbereit. So eine gemeinschaftliche und warme Atmosphäre habe ich bisher in noch keiner Klinik so kennengelernt. Man wurde am ersten Tag kurz eingewiesen inkl. Telefon, PC-Zugang, Wäsche, Spind und co. Und dann wurde ich auf Station einem Assistenzarzt zugeteilt, der einen quasi einarbeitet und Schritt für Schritt an die Aufgaben heranführt. Dabei wird auf persönliche Wünsche und Vorstellungen sehr gut eingegangen. Und auch mit den Oberärzten ist man per Du und sie nehmen sich immer Zeit, um auf Fragen einzugehen.
In der Klinik für Innere Medizin ist man als Unterassistenten zu zweit plus evtl. Blockstudenten. Dabei ist die Innere Medizin nicht in die einzelnen Fachbereiche separat unterteilt und hat sogar die Neurologie mit einbezogen, sodass ein sehr breites Lernen möglich ist und man potentiell viele verschiedene Krankheitsbilder sehen kann. Außerdem kann man auch einzelne Tage in die fachspezifischen Ambulanzen (Neurologie, Pneumologie, Kardiologie, Gastroenterolgie, Angiologie...) hospitieren, wo man auch sehr herzlich aufgenommen wird, obwohl man sich mitunter nur für so kurze Zeit sieht. Insgesamt war ich dann die meiste Zeit auf Station, wo ich auch eigene Patienten übernehmen durfte. Ein Rotieren war durch die fehlende Separierung kaum nötig, sodass man sich vom Dienstplan leiten lässt. Weiterhin war ich ca 6 Wochen in der Notaufnahme, wo man mit der Zeit auch eigene Patienten unter Aufsicht oder nach Rücksprache mit dem Oberarzt übernehmen darf. Und zusätzlich ist man ca. 2 Wochen in der kardiologischen Funktionsdiagnostik, wo man EKGs und Ergometrien überwacht und auswertet. Für Interesse ist immer Platz und man kann wirklich sehr viel einfach mitgehen und wird nicht für "niedere" Arbeiten abgestellt. Am Ende des Tertials kannte man das ganze ärztliche Personal der Klinik und beim gemeinsamen Mittagessen (9,60 CHF Mitarbeiterpreis) war es immer lustig.
Der Tag beginnt mit der Röntgenbesprechung um 8 Uhr, danach kommt der Morgenrapport mit der Übergabe der stationären Aufnahmen und anschließend gibt es eine kurze Fortbildung oder Studienvorstellung. Danach folgt eine kurze Kaffeepause, wenn Zeit ist. Und um 9 Uhr ist der Huddle mit dem Pflegeteam auf Station und danach die Visite. Um 12:30 Uhr treffen sich dann meistens die Assistenzärzte aller Stationen zum Mittagessen in der Kantine und danach gibt es eine Verdauungspause mit Fortbildung (Montag Pädiatrie, Dienstag Allgemein, Mittwoch Interdisziplinär, Donnerstag Neurologie). Den restlichen Tag werden dann die angefallenen Arbeiten der Station erledigt und meistens darf man auch schon etwas eher nach Hause zum Lernen, wenn keine weiteren akuten Aufgaben bestehen ;).
Die Personalunterkunft ist zwar etwas in die Jahre gekommen, aber mit eigenem Badezimmer, einer kleinen Etagenküche und Dachterrasse absolut solide. Letztendlich muss man dafür auch nichts bezahlen, sodass man sich außerst glücklich schätzen kann. Gehstrecke ca 5 Minuten in die Klinik, kostenpflichtige Parkplätze nach Verfügbarkeit (am Waldrand kostenlos), kein WLAN.
Die Entlohnung beläuft sich am Ende auf ca. 940 CHF nach Abgaben + Unterkunft + Mitarbeiterpreis fürs Essen. Das empfinde ich als vergleichsweise fair, besonders da man in der Inneren Medizin im Gegensatz zur Chirurgie auch keine Schichten oder Dienste machen muss (dort gibt es dann aber auch nochmal eine etwas andere Lohnberechnung). Davon lässt sich dann meines Erachtens auch im Vergleich zu anderen Stellen ganz gut klarkommen. Klar die Schweiz ist teuer, aber man hat hier noch den Vorteil innerhalb von 15 Minuten mit dem Auto auch in Deutschland einzukaufen.
Ansonsten ist Schaffhausen wunderschön mit der Festung Munot, der Altstadt, dem Rhybadi und natürlich den Rheinfall in der Nähe. Und die restlichen Schweiz lohnt es sich auch zu erkunden.
Vom sprachlichen her, hat man sich auch nach und nach immer besser in das Schwizerdütsch reingehört. Am Anfang noch ein ziemlicher Knoten im Ohr sind trotzdem sehr viele bereit, sich Mühe zu geben mit Hochdeutsch und am Ende ergibt Kontext auch sehr viele Vokabeln, die man irgendwann auch selbst wie selbstverständlich anwendet. Ansonsten hat man den Vorteil, dass man mit Hochdeutsch überall verstanden wird. Und ein zusätzlicher Vorteil ist natürlich, wenn man italienisch oder französisch noch mitbringt, da es doch öfters mal Patienten gibt, die darauf angewiesen sind.
Bewerbung
Mit der Bewerbung 6 Monate vorher hatte ich Glück, dass jemand anderes abgesprungen ist. Es melden sich aber leider viele nicht richtig ab, sodass spontan oft noch Plätze frei werden. Sonst heißt es in der Schweiz halt früh dran sein.