Ich kann ein Wahltertial in der Geriatrie am Markus-Krankenhaus nur weiterempfehlen, ich war dort für mein drittes Tertial.
Das Team ist eines der nettesten, die ich in meinem PJ-Tertial kennengelernt habe, es besteht etwa zur Hälfte aus Neurologen und Internisten, generell ist man im Team per Du. Es gibt vier geriatrische Stationen und seit diesem Sommer auch wieder eine Tagesklinik. Ich war die meiste Zeit auf Station und wurde dort einer Ärztin zugeteilt. Generell muss ich sagen, dass die Organisation extrem gut war, jeder wusste, dass ich komme und der Chef hat sich wirklich Gedanken macht, wie ich am meisten lernen kann.
Zum Tagesablauf: Die Frühbesprechung findet um 8:15 Uhr statt, dann wird vom Dienst berichtet und die Neuaufnahmen vom Vortag werden vorgestellt. Danach geht es auf Station zur Visite. Die Blutentnahmen werden von einer dafür eingestellten Person übernommen, sodass ich nur in Ausnahmefällen mal Blut abnehmen oder einen Zugang legen musste. Bei der Visite fallen in der Regel ein paar Aufgaben an, die dann im Laufe des Tages oder des Aufenthaltes erledigt werden müssen. Mittagessen ist jeden Tag möglich, je nach Uhrzeit entweder mit den Geriatern oder mit den anderen PJlern vor den Seminaren. Die Seminare finden Di, Mi und Do statt und sind meistens auch ganz gut, hängt aber natürlich wie immer vom Dozenten ab. Um 14:45 Uhr ist täglich die Röntgen-Besprechung und im Anschluss gegen 15 Uhr die Übergabe. Es wird schon erwartet, dass PJler bei der Übergabe da sind, auch weil dann die Verteilung der Neuaufnahmen besprochen wird. Sobald man eingearbeitet ist, nimmt man täglich einen Patienten auf, das kann mit Anamnese, Untersuchung und Doku je nach Patient auch mal gut eine Stunde dauern. Ich habe meistens probiert schon vor dem Mittagessen zumindest mit der Aufnahme anzufangen, sodass ich nach dem PJ-Seminar nur noch die Doku machen musste. Im Anschluss bespricht man die Neuaufnahme dann immer mit dem zuständigen Oberarzt. Wenn es mal viele Aufnahmen an einem Tag sind, kann es sein, dass man zwei Patienten aufnehmen muss, dann kann der Tag auch mal länger gehen. Feierabend hatte ich meistens gegen 15:30 Uhr, wenn die Aufnahme erst spät kam auch mal länger, das ist aber eher die Ausnahme.
Aufgaben des PJlers sind bei den Aufnahmen mithelfen, bei Visite mitgehen und auch eigene Patienten betreuen, wenn man das möchte. Das wird tatsächlich aktiv gefördert und habe ich so sonst nicht erlebt. Wenn man eigene Patienten betreut, dann wirklich von der Aufnahme bis zur Entlassung. Man kann die Visite selbst leiten, macht dann die Doku selbst, meldet Untersuchungen an und schreibt am Ende den Arztbrief. Die Krankheitsbilder wiederholen sich häufig, das sind vor allem Patienten mit Frakturen und Osteoporose, Stürze, kognitive Einschränkungen und viel Internistisches. In meiner Zeit habe ich eine Lumbalpunktion und wenige Sonos gemacht, man darf also nicht erwarten, dass man jeden Tag irgendwelche Punktionen o.Ä. durchführt, dann ist man hier falsch. Der Fokus liegt eher darauf, herauszufinden, was zur Krankenhausaufnahme geführt hat und wie man das in der Zukunft verhindern kann. Zum Beispiel eine Anpassung der Medikation, Finden und Beseitigen von Sturzursachen, Demenzdiagnostik, Osteoporosetherapie... Das mag sich für manche etwas langweilig anhören und es gab vielleicht Tage, an denen ich mir etwas mehr Action gewünscht hätte, ich habe allerdings gerade gegen Ende des Tertials bemerkt, wie viel ich wirklich in der Geriatrie gelernt habe, was vor allem für den Berufseinstieg und das Arbeiten als Assistenzärztin relevant ist. Durch die relativ ähnlichen Krankheitsbilder und strukturierten Abläufe kann man gut eine Routine aufbauen und lernt dadurch vor allem das Basis-Management dieser Erkrankungen sehr gut. Kurz vor meinem M3 fühle ich mich durch das Tertial wirklich gut auf meinen Berufseinstieg vorbereitet und traue mir deutlich mehr zu als vorher. Man wird als PJler wirklich geschätzt und lernt viel durch die strukturierten Abläufe, was leider inzwischen nicht selbstverständlich ist.
Im Herbst 2024 findet ein Chefarztwechsel statt, die neue Chefärztin ist aber auch eine sehr engagierte, kompetente und freundliche Ärztin, mit der man wirklich gut reden kann. Ich bin sicher, dass sich die Geriatrie durch diesen Wechsel keineswegs zum Negativen hin ändern wird.
Abschließen kann ich das Tertial jedem empfehlen, der selbstständiges Arbeiten und wichtiges Basis-Management lernen möchte. Was man da lernt, kann man auf fast alle medizinischen Bereiche übertragen, es lohnt sich also auch, wenn man später nicht in der Geriatrie arbeiten möchte :)