Ich hatte eine wirklich tolle Zeit auf der Gefäßchirurgie. Das gesamteTeam ist sehr freundlich und offen. Nach der Morgenbesprechung ging es in der Regel zu einer kurzen Visite auf Station (max eine Stunde) und dann direkt in den OP. Dort wird v.a. offen operiert (Carotisstenosen, Aortenaneurysmen, Femoralstenosen, Iliacalstenosen, Bypässe, Shunts,...) und zunehmend Interventionell (Stentgrafts). Der die Station leitende Oberarzt ist super freundlich und leitet einen sehr gut an. Nach kurzer Zeit durfte ich auch zunähen und bei Standart-OPs die erste Assistenz übernehmen, was immer eine willkommene Abwechslung zur monotonen zweiten oder dritten Assistenz war. Wenn Interesse gezeigt wird, zeigt er auch gerne alle CT-Bilder und erklärt genau, was warum gemacht wird. Bei den Stenose-Operationen wird im Anschluss auch immer eine Angiografie gemacht, sodass man auch diesen Teil sieht und lernt.
An den Montagen finden die Schilddrüsen-Operationen statt, bei welchen man mitwirken kann. Da Ausgebildet wird, ist man dann zwar eher zweite Assistenz, aber die Ärztin ist ebenfall total freundlich und erklärt gerne. Je nach Personalsituation kann man auch in der Allgemeinchirurgie (Abdomen) helfen. Dort werd praktisch alles gemacht, was man im Bauchoperieren kann: Ileus, Appendix, Colon-CA, Divertikulitis, Hernien u.v.m. Es gibt auch ein DaVinci-System, bei welchem der Hauptoperateur operiert und man selbst an einem zweiten Gerät die gleiche Perspektive hat. Wir (ich und andere Studierende) durften eigenständig Übungsprogramme am DaVinci testen, womit wir ganze Tage verbrachten.
Am Freitag Nachmittag war immer die kleine Chirurgie. Dort entfernten wir Lipome, eingewachsene Zehennägel und was man sonst noch so wegschneiden kann. Nach zwei, drei Mal vormachen, durfte ich (immer unter Aufsicht) auch selber schneiden und zunähen. Wenn man nichts zu tun hatte, konnte man immer den Ambulanzen beiwohnen und so ziemlich alles sehen, was sich irgendwann mal in eine Chirurgie verirrt. In den Visiten konnten wir dann auch chronische Verfläufe mitverfolgen. Auf den Stationen gab es selten was zu erledigen. Selten sollten wir mal einen Zugang legen und oder Blut abnehmen. Normalerweise ist das aber die Aufgabe der Pflege (welche immer höflich ist).
An jedem zweiten Freitag gibt es den "Klinischen Morgen". Das ist eine Krankenhausweite Fortbildung, bei der einer der Ärzte über ein Thema reveriert. Die Chirurgie hat an den meisten Freitagen Fallbesprechungen. Hier liegt der Fokus auf Dingen, die anders/besser hätten laufen können.
Das Essen in der Mensa war immer sehr gut. Der Einheitspreis von 4,30 € beeinhaltet eine Salatbar, Wasser, Hauptspeise und Nachspeise. Sofern die Operationen nicht von 11:00 bis 13:30 gingen, habe ich es auch immer geschafft.
Direkt am ersten Tag gab es im übrigen ein Diensttelefon, Schlüssel und Zugangskarte. In Rostock musste ich darauf nur einen Monat warten. Also sehr gut organisiert (in Steyr)!
Privates:
Steyr ist zwar die 12. größte Stadt Österreichs und nach Linz und Wells die 3. größte in Oberösterreich, aber doch sehr beschaulich. Der Stadtkern ist sehr sauber und gepflegt und mit der Lage zwischen den Flüssen Steyr und Enns gibt es gute Erfrischungsmöglichkeiten. Ich bin in meinen zwei Tertialen dort um die 8.000 km Rennrad gefahren und es gibt kaum einen schöneren Ort dafür! Die Radwege sind sehr gut, es gibt zahlreiche Güterwege, auf denen man auch mal Stunden lang keinem Auto begegnet. Linz ist nur 30 - 40 km entfernt und auch in Wien ist man mit der Bahn in unter drei Stunden (Vorteilskarte lohnt sich!). Der Große Priel ist mit über 2.500 Metern ein tolles Wanderziel und da Steyr direkt am/im Alpenvorland liegt, gibt es mehr als genug andere Wanderrungen. Auch Attersee, Mondsee und Wolfgangsee sind mit dem Auto (mit den Öffis eher schwer) gut zu erreichen und herrliche Ausflugsziele.
Für die Extremen: in Haid (bei Linz) ist der Startpunkt der Randonneurs Autriche, mit denen man 200er, 300er, 400er und 600er Rennradfahrten machen kann. Eine wirklich gut organisierte, offene und lustige Truppe, mit denen ich sehr viel Spaß hatte.
Bewerbung
Ich hatte ein Jahr Vorlaufzeit. Allerdings hat das LKH mit Frau Neumüller eine super Mitarbeiterin, die sich immer direkt um alles kümmert und sehr schnell und zuverlässig antwortet. Mein Eindruck war, dass auch eine spontanere Bewerbung möglich und erfolgreich ist.