Diagnostik, Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
Kommentar
Unser Aufenthalt am Mbarara Referral Hospital erstreckte sich über 2 Monate. In diesem Zeitraum gab es keine weiteren europäischen Medizinstudenten vor Ort, anders als Tansania, verirren sich nur wenige PJler nach Uganda. Dies bietet aber den Vorteil einer deutlich persönlicheren Erfahrung mit Ärzten und Studenten vor Ort. Die Eindrücke und Erfahrungen waren tiefgreifend und lagen außerhalb meines Vorstellungsvermögens. Hier wird einem deutlich, in welcher privilegierten Situation wir in Deutschland und anderen Westlichen Ländern Medizin praktizieren.
Wir waren überwiegend in der Notaufnahme, weil uns hier die Lern-Möglichkeiten am größten erschienen. Die Notaufnahme ist ein enormes Chaos, es gibt oft nicht genügend Betten, Patienten liegen auf dem Boden und auch die Caretaker (Angehörige) verbringen die Nacht, neben oder unter dem Bett ihres Angehörigen. Die Visite der General Surgery startet täglich um 8Uhr und dauert etwa eine Stunde. Danach wird die Notaufnahme von Interns (PJlern) geleitet, die Residents (Assistenzärzte) stehen beratend zur Seite, sind allerdings häufig nicht vor Ort. Daher mangelt es an gut ausgebildeten Personal, Fachärzte (Seniors) gibs es hier nur sehr wenige. Ausgebildete Fachärzte arbeiten meist in Privat-Krankenhäusern oder verlassen das Land nach ihrer Ausbildung. Nach der Visite der General Surgery beginnt die Visite der Emergency Medicine, diese sind primär für rot triagierte Patienten verantwortlich, stehen aber auch im engen Kontakt mit den Chirurgen. Die Emergency Medicine hat einen kleinen Schockraum in der Notaufnahme mit zwei Monitoreinheiten und ist halbwegs in Ordnung ausgestattet (sie werden von einer NGO namens „Seed Global Health“ unterstützt).
Im Tagesablauf ist Eigeninitiative gefragt, generell gibt es unzählige Aufgaben, allerdings fehlt es überall an medizinischen Material. Hier ist es üblich, dass jeder Patient das benötigte Material selbst kauft, daher kommt es teilweise zu enormen Behandlungsverzögerungen. Als PJler könnt ihr täglich Wunden nähen, Abszesse eröffnen, Thorax-Drainagen legen, eFAST durchführen etc.
Nahtmaterial und andere Materialien könnt ihr vor Ort kaufen (deutlich günstiger als in Deutschland). Die größten Patienten Gruppen in der Notaufnahme sind Unfälle (insb. Motorradunfälle) und „assaulted people“ also Menschen die Angegriffen/Überfallen wurden, hier seht ihr täglich Schnitt- und Stichverletzungen und andere Verletzungen physischer Gewalt! Diese Bilder sind oft schwer zu ertragen. Zumal einem die Diagnostischen- und Behandlungsmöglichkeiten fehlen (bspw. Schädel-CT kostet 200 US Dollar, nur wenige Familien können sich dies leisten). Somit ist man tagtäglich mit schweren Schicksalen konfrontiert. Definitiv nicht für jedermann geeignet!
Wir haben uns verschiedene Abteilungen des Krankenhauses angeschaut u.a. Gyn & Obstetrics, Pediatrics, Ophthalmology und Dermatology. Grundsätzlich lässt sich folgendes feststellen: Je größer die Finanzierung und der Wissenstransfer durch Nicht-staatliche Organisationen oder Kooperationen mit westlichen Universitäten, desto besser die Organisatorischen Strukturen und medizinische Versorgung in der jeweiligen Abteilung. Leider war die Pädiatrie am schlechtesten aufgestellt. Es mangelt an allen Stellen. Hier sterben täglich Kinder, denen in unserem Gesundheitssystem gut geholfen werden könnte.
Außerhalb des Krankenhauses
Man wohnt auf einem bewachten Gelände der Universität. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt in Uganda unsicher gefühlt. Dennoch sollte man sich Abends/Nachts nicht mehr allein auf der Straße bewegen. Mbarara ist keine spannende Stadt, hier gibt es eher wenig zu unternehmen. Die Nähe zum Lake Mburo Nationalpark sollte man aber unbedingt nutzen. Generell hat das Land unfassbar viel zu bieten, Savanne, Regenwälder, Gebirge, Seen und eine wirkliche atemberaubende Tierwelt. Touristische Aktivitäten sind allerdings sehr teuer.
Ich möchte den Bericht auch unbedingt dafür Nutzen um auf Erasmus + aufmerksam zu machen. Ihr braucht quasi kein eigenes Geld um einen solche Auslandserfahrung zu machen – die Fördersummen umfassen Anreisekosten und Lebenshaltungskosten vor Ort. Gebühren für die Universität lagen für die 2 Monate bei 250 USD. Die Unterkunft kostet 5 USD am Tag.
Bewerbung
1 Jahr
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