Neurochirurgie, Allgemein-/Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie Notaufnahme, Unfallchirurgie Station
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Wuerzburg
Kommentar
Neurochirurgie:
Es war eine sehr spannende Erfahrung, mal am Tisch zu stehen, wenn am Gehirn operiert wird – unabhängig davon ob man die spätere Ausbildung zum Neurochirurgen anstrebt.
Auf Station waren meist nur wenige Blutentnahmen zu erledigen, man musste gelegentlich noch Drainagen und ZVKs ziehen. Auch eine Woche auf der neurochirurgischen Intensivstation ist möglich. Tagsüber konnte man sich entweder OPs anschauen oder zu Sprechstunden in die Ambulanz gehen.
Im Rahmen der Frühbesprechung gab es freitags Fortbildungen zu mehr oder weniger studentennahen Themen. Außerdem gibt es kürzlich das „Skills Lab“, einen Raum, in dem man die Möglichkeit hat, alle möglichen chirurgischen Dinge auszuprobieren: vom Nähen am Hautmodell über Schädelbohrungen, Theorievertiefung mit Büchern oder virtuellen OPs am Tablet, Operieren am Mikroskop konnte man vieles üben und außerdem mit den Assistenten einmal pro Woche eine Fortbildung durch einen Oberarzt erhalten.
Neurochirurgie ist sowohl als Rotation des chirurgischen Tertials als auch als Wahltertial möglich. Je nachdem wie viele PJler und Blockpraktikanten gerade eingeteilt sind, kann es an manchen Tagen eher langweilig, aber auch sehr stressig werden.
Das ärztliche Team war super, hat gerne Fragen beantwortet und bei Interesse konnte man viele aufregende Dinge tun – von der ersten Lumbalpunktion bishin zur Kraniotomie.
Allgemein-/Viszeralchirurgie:
Die Rotation auf die Viszeralchirurgie war eine sehr lehrreiche Phase, da man sich durch die tägliche Patientenvorstellung einen guten Überblick über die Patienten und Krankheitsbilder verschaffen konnte und diese mit den Stationsärzten besprechen konnte oder in der Nachmittagsbesprechung Erklärungen dazu erhalten hat. Entgegen der häufigen Schilderung, dass Rückfragen in der Nachmittagsbesprechung der Vorführung und Prüfung der Studenten dienen, empfand ich diese als wichtig, um die OP Indikation nachvollziehen oder hinterfragen zu können. Prof. Germer erklärte auch häufig im Anschluss auch den medizinischen Hintergrund zu einer Frage, was durchaus lehrreich war.
Die Arbeitszeit auf der O23 war meist von 6.45 Uhr bis 16.15 Uhr, manchmal dauerte die Nachmittagsbesprechung aber auch länger oder man stand im OP und kam erst nach 17 Uhr raus.
An Stationsarbeit standen überwiegend Blutentnahmen an. Wenn man als PJler allein war (ohne Blockpraktikant oder 2. PJler), waren es durchaus viele, konnte man sie sich jedoch aufteilen, empfand ich es als nicht zu viel. Auch Elena, die MFA, hat mitgeholfen, wenn es sehr stressig war. Die übrige Zeit, in der man nicht in den OP gerufen wurde, konnte man nutzen, um Patienten für die Vorstellung vorzubereiten und bei Interesse durfte man auch Arztbriefe schreiben.
Fortbildungen für die Assistenten im Rahmen der Frühbesprechung waren ebenfalls für Studierende interessant. Wie viel man auf Station gezeigt und erklärt bekommen hat, war stark vom jeweiligen Arzt abhängig.
Der Ton im viszeralchirurgischen Team ist eher streng, wenn man sich jedoch interessiert und engagiert zeigt – und den eher derben und zweifelhaft lustigen chirurgischen Humor erträgt oder kontert – lassen die meisten Ärzte einen auch im OP etwas machen, erklären die Anatomie oder beantworten Fragen.
Unfallchirurgie Notaufnahme:
Die unfallchirurgische Notaufnahme ist sicher ein Highlight, wenn man chirurgisch interessiert ist: Wundversorgungen, Schockräume, Betreuen eigener Patienten, Dienste, etc. Die Notaufnahme ist auch für die chirurgischen Assistenzärzte der erste Einsatzort, die dadurch einen guten Draht zu den PJlern haben, viel eigenverantwortlich arbeiten lassen und sich über engagierte Hilfe freuen. Auch die orthopädische Untersuchung kann man gut üben.
Sind mehrere Studenten gleichzeitig eingeteilt, tritt man sich schnell gegenseitig auf die Füße und hat das Gefühl, man nervt die Pflege, da je nach Tageszeit naturgemäß mehr oder weniger Patienten kommen. Durch das höhere Patientenaufkommen am Nachmittag als am Vormittag sind die regulären Arbeitszeiten von 7:00/7:40 Uhr bis 16:00 Uhr leider nicht ganz optimal, um viel mitnehmen zu können.
Dennoch ist diese Rotation sehr abwechslungsreich und auf jeden Fall empfehlenswert.
Unfallchirurgie Station:
Auf der unfallchirurgischen Normalstation habe ich leider am wenigsten gelernt. Nach der knappen Visite und Morgenbesprechung teilte man sich unter den Studenten Blutentnahmen und OPs auf. Je nachdem wie viele Blockpraktikanten und PJler allerdings eingeteilt waren, beschränkte sich der Arbeitsaufwand auf im geringsten Fall 2 BEs pro Tag und 3 OPs pro Woche. Die übrige Arbeitszeit musste man sich im Arztzimmer, Seminarraum oder den kulinarischen Aufenthaltsbereichen des Uniklinikums vertreiben - oder den Arbeitstag vorzeitig beenden, wenn irgendein Student bis nachmittags blieb.
Im OP erklärten die meisten Ärzte auch nochmal die Anatomie und beantworteten Fragen. Zum Zuschauen in den OP zu gehen war mir persönlich jedoch nicht spannend genug.
Lohnenswerter war es, Dienste am Wochenende gegen zwei freie Tage unter der Woche zu leisten, bei denen man neben Blut entnahmen und Zugängen selten im OP helfen musste und ansonsten meistens in der Notaufnahme war.
Das ärztliche und pflegerische Team auf der Station war sehr nett und entspannt, viel Zeit für Unterricht blieb den Assistenten allerdings nicht.
Fortbildungen:
Inhaltlich waren die Fortbildungen lehrreich, gezielt aufs M3 zugeschnitten und deckten den gesamten Bereich der Chirurgie ab. Verständlicherweise wurden einige Fortbildungen verschoben oder abgesagt, wenn der Oberarzt in den OP musste. Allerdings hat der Studentenunterricht in den einzelnen Disziplinen aber auch einen unterschiedlichen Stellenwert. Während OA Bühler aus der Gefäßchirurgie auch der PJ-Beauftragte ist und den Unterricht sehr ernst nahm, war es auch in der Viszeralchirurgie Chefsache an die Einteilung der Ärzte für den Unterricht zu erinnern, in der Unfallchirurgie verblieb die Aufgabe jedoch bei den Studenten, die Ärzte an den Unterricht zu erinnern.
Insgesamt wurden 2 allgemein-/viszeralchirurgische und 1 unfallchirurgischer Unterricht pro Woche angeboten, von denen im Schnitt wahrscheinlich 1.5 pro Woche stattfanden.
Fazit:
Ein durch die 4 Rotationen vielseitiges Chirurgie-Tertial mit insgesamt entspannter Stimmung und gutem Ansehen der PJler in den ärztlichen Teams. Gleichzeitig entstanden durch die im Semesterverlauf stark schwankenden Studentenzahlen wechselnde Episoden von Langeweile und Überforderung. Die Fortbildungen gaben mir den Eindruck, den chirurgischen Teil des M3 ganz ordentlich absolvieren zu können.