Von März bis Juli war ich im PJ in der Gyn am Klinikum rechts der Isar. Mir war bewusst, dass Gyn zu den Fächern mit der höchsten Arbeitsbelastung gehört – an einer Uniklinik spürt man das besonders. Ich habe mich bewusst für dieses Tertial entschieden, um herauszufinden, ob die Arbeit an einer Uniklinik langfristig etwas für mich sein könnte.
Das Klinikum bietet ein sehr Spektrum an gynäkologischen und geburtshilflichen Fällen: Von komplizierten Schwangerschaften bis hin zu spannenden onkologischen Fällen. Man sieht wirklich alles! Leider war das Team während meiner Zeit stark unterbesetzt, was die Arbeitsbelastung deutlich erhöhte – das haben wir auch als PJler gemerkt.
Das Tertial ist gut strukturiert, mit festen Rotationen: 4 Wochen Gyn-Station, 4 Wochen Mammachirurgie, 2 Wochen Kreißsaal, 2 Wochen GBH-Station, 1 Woche Schwangerenvorsorge, 1 Woche Poliklinik, 1 Woche Chemoambulanz
Zusätzlich besteht die Möglichkeit in eine Kinderwunschpraxis zu rotieren. Man kann auch mal einen Tag in die Endokrinologie- oder FGM-Sprechstunde (lohnt sich!!!). Hier ist allerdings Eigeninitiative gefragt.
Gyn-Station
Auf dieser Station hat es mir persönlich am besten gefallen. Der Tag begann um 7:30 Uhr mit der Visite, bei der wir PJler vor allem für die Dokumentation zuständig waren. Um 8 Uhr folgte die Frühbesprechung, und danach standen Blutentnahmen und andere Aufgaben an. Die Anzahl der Blutentnahmen war mit zwei bis drei pro Tag überschaubar – ein großer Unterschied zur Inneren, wo ich oft über 30 Blutentnahmen hatte. Anschließend konnte man im OP assistieren oder bei der Stationsarbeit helfen.
Mammachirurgie
Hier waren die Abläufe ähnlich wie auf der Gynäkologie-Station, im OP durfte ich viel machen: Lagern, Abwaschen, Blutstillung und am Ende meistens alleine zunähen. Die OP-Pflege in der Abteilung ist einfach super – alle waren hilfsbereit, freundlich und haben einem viel geholfen. Kein einziges mal wurde ich angezickt, das hab ich sonst schon ganz anders erlebt.
Kreißsaal
In den zwei Wochen habe ich viele Geburten und Sectios gesehen, bei den Sectios durfte ich auch immer zunähen. Ich habe versucht Schwangere erstmal selbstständig zu schallen bis die Ärztin dazu kam, das war super zum üben. Mit den Hebammen habe ich mich großteils sehr gut verstanden. In Diensten haben sie mich sogar angerufen, wenn eine Geburt war, damit ich dazu kommen konnte.
GBH-Station
Hier war es etwas eintöniger, da man hauptsächlich Stationsarbeit macht - Visiten, Blutentnahmen, Mutterpässe ausfüllen, Briefe schreiben. Regelmäßig gab es das Baby-Board mit den Kinderärzten und das Ethik-Board, in dem u.a. geplante Fetozide besprochen wurden. Das fand ich immer sehr spannend, man muss sich aber auch proaktiv drum kümmern wann und wo es stattfindet.
Schwangerschaftsvorsoge
In die SV kommen Frauen zur Geburtsplanung etc. Man kann, wenn es die Zeit zulässt Schallen üben und ansonsten zuhören.
Poliklinik
Man sieht wirklich sehr viel! Jede Überweisung vom Frauenarzt oder Patientinnen über die Notaufnahme werden in der Poliklinik gesehen. Mir hat die Woche richtig gut gefallen und ich habe super viel gelernt. Ich hatte oft die Möglichkeit selber zu untersuchen, das ist aber vom Arzt abhängig mit dem man eingeteilt ist.
Chemoambulanz
Alle Frauen, die zur Chemo kommen müssen vorab von einem Arzt gesehen werden. Als PJler hört man bei den Gesprächen zu und hilft bei den Blutabnahmen und Nadeln. Was wirklich gut ist, nach der Woche ist man definitiv fit im Ports anstechen.
Lehre
Neben klinischer Arbeit und Forschung ist auch die Lehre Teil der Arbeit an der Uniklinik. Als PJler waren wir dafür zuständig Untersuchungskurse für Blockpraktikanten zu geben. Ich habe den Kurs für Mammauntersuchungen übernommen. Mir hat es Spaß gemacht und ich fand es eine gute Möglichkeit für mich rauszufinden, ob ich mir langfristig vorstellen kann in der Lehrer aktiv zu sein.
Dienste
Ich habe versucht einen Dienst pro Woche mitzumachen. Die Übergabe ist immer um 16:30 und ab dann übernimmt der Dienst, bestehend aus zwei Assistenten und einem Oberarzt. Mir haben die Dienste viel gebracht - oft durfte ich Patientinnen, die über die Notaufnahme kamen eigenständig aufnehmen, untersuchen und dann der Ärztin vorstellen. Zudem war es auch möglich viele Geburten zu sehen und ich fand es einfach schön Teil des Teams zu sein mit gemeinsamen Abendessen etc. Im rechts der Isar werden 24h Dienste gemacht, ich bin in der Regel gegangen, sobald es für mich nichts mehr zu tun gab.
Insgesamt sieht man viele spannende Krankheitsbilder, kann selbstständig arbeiten und lernt auch viele praktische Skills. Ich konnte oft vaginal untersuchen, schallen, nähen und einmal durfte ich auch einen Abszess spalten. Es gab schon immer viel zu tun und man ist nicht unbedingt immer pünktlich rausgekommen, für mich hat es sich aber trotzdem gelohnt. Die meisten Ärzte sind wirklich super nett und ihnen tat es auch leid, dass wir als PJler so eingespannt waren. Die Pflege auf Station und im Op möchte ich nochmal hervorheben – alle sind richtig nett und hilfsbereit!
PJ-Unterricht gab es in der Zeit, in der ich dort war leider nur sehr selten. Mich persönlich hat das nicht so gestört, weil ich auch in meinen anderen Tertialen gemerkt habe, dass man aus dem PJ-Unterricht nicht unbedingt immer so viel mitnimmt, sondern eher die Zeit absitzt.
Was man im rechts der Isar insgesamt bemängeln muss – es gibt keine Arbeitskleidung, Transponder oder Umkleiden für PJler. Sowohl in der Gyn als auch in der Chirurgie mussten wir uns immer auf der Toilette oder im Arztzimmer umziehen, was wirklich nervig ist. Studenten der TU können sich Arbeitskleidung aus dem Automaten holen, alle anderen können gegen Pfand Kleidung bekommen, die man aber nur zu gewissen Zeiten in der Wäscherei tauschen kann. In der Gyn haben wir immer Op-Kleidung auf Station getragen, zu mir hat diesbezüglich auch nie jemand was gesagt.
Egal um welches Tertial es geht, am Ende hängt es immer von einem selbst ab, wie viel man aus seinem PJ herausholt. Wenn man früh nach Hause gehen möchte und keine Verantwortung übernehmen, sollte man vielleicht an ein anderes Haus gehen. Außerdem habe ich in allen Tertialen gemerkt, wenn man sich selber Mühe gibt, proaktiv ist und Engagement zeigt, bekommt man auch viel zurück.
Bewerbung
PJ-Portal oder für ausländische Studenten über das Sekretariat