Ich habe mein Tertial gesplittet, sodass ich nur je einen Monat in der Allgemein- und Unfallchirurgie verbracht habe. Normalerweise ist sonst auch noch eine feste Rotation von einem Monat in die Notaufnahme vorgesehen.
Allgemeinchirurgie
Während meiner Zeit in der Allgemeinchirurgie in Harlaching habe ich gemischte Erfahrungen gemacht. Zu Beginn war ich die einzige PJlerin, wurde gut ins Team aufgenommen, hatte ein paar Aufgaben auf Station (Blutentnahmen, Zugänge und Pflasterwechseln, ggf. mal ein Sono) und konnte regelmäßig steril mit an den Tisch im OP. Ein erfreulich positiver Einstieg in mein chirurgisches Tertial. Leider wurden wir dann aber von Woche zu Woche mehr, sodass wir am Ende 3 PJler und eine Gastärztin gleichzeitig waren, was bei 10 bis 15 Patienten auf Station und meist nur ein bis zwei Sälen plus ggf. einem ambulanten OP definitiv zu viel war. Trotz dieser Situation wurden uns keine Studientage gewährt und die für PJler zuständige Oberärztin sah es nicht gerne, wenn man früher nach Hause ging, sodass man nachmittags zum Teil sinnlos seine Zeit absitzen musste und sich gegenseitig auf den Füßen stand. Dienste mitzumachen und sich so einen Tag frei zu erarbeiten war auch eher die Ausnahme.
Positiv war, dass die Assistenzärzte sich immer gerne Zeit zum Erklären genommen haben. Auch auf dem Weg in den OP bekam man die wichtigsten Schritte erklärt, sodass man den OPs besser folgen konnte. Außerdem ist es ein sehr angenehmes Team mit eher flachen Hierarchien.
Das Spektrum der OPs ist beschränkt, Fokus ist auf Hernien und Darmchirurgie.
Unfallchirurgie
In der Unfallchirurgie war ich dann auf meiner Station die einzige PJlerin. Morgens fand eine schnelle Visite statt, bei der man nur mit Mühe hinterherkam alles Wichtige zu dokumentieren. Nach der Frühbesprechung verbrachte man den restlichen Vormittag mit Blutentnahmen, Zugängen und 3 mal pro Woche Verbandswechseln. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es entweder in den OP oder auf Station Briefe schreiben. Sobald meine Aufgaben erledigt waren, wurde ich auch großzügig nach Hause geschickt. Bei manchen OPs ist ein PJler fest eingeteilt, ansonsten kann man je nach eigenem Interesse nachmittags in den OP. Einmal pro Woche durfte ich problemlos meinen Studientag nehmen.
Lehre fand hier eher weniger statt, sodass ich am Ende meines Monats hier nur bedingt das Gefühl habe, viel Unfallchirurgisches gelernt zu haben.
Allgemeines und Organisation
Die Organisation lief sehr unkompliziert über die Sekretärin. Am ersten Tag bekam ich eine Mappe mit meinem Logbuch und einem eigenen Telefon.
Zwischen Buchung und Beginn meines Tertials wurden von Seiten der LMU die Studientage verboten. Dies musste nun unter der Hand geregelt werden. Die Zuständige in der Allgemeinchirurgie war leider gegen Studientage, in der Unfallchirurgie war dies problemlos möglich.
Es fanden regelmäßig Fortbildungen in den Fächern Innere, Chirurgie, Gynäkologie und Neurologie statt.
Fazit:
Könnte für ein chirurgisches Tertial schlimmer sein und hat einige gute Punkte, aber es gibt noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. Ein bisschen selbstständige Patientenbetreuung, Bezahlung und mehr chirurgische Lehre wäre wünschenswert.