Ich habe mich wegen der guten Bewertungen für das Tertial im St. Josefs entschieden, aber leider kann ich mich dem positiven Feedback nicht komplett anschließen. Meine Erfahrung war stark davon geprägt, dass wir viel zu wenige PJler waren. Nachdem die anderen aus dem dritten Tertial nach zwei Wochen fertig waren, waren wir in der Inneren nur noch zu zweit. Durch Rotationen, Urlaub und Ausfälle war ich dann oft allein auf Station.
Die Zeit auf der Diabetologie war aber wirklich klasse! Das Team dort ist super kompetent, und ich habe wahnsinnig viel gelernt. Ich durfte eigene Patienten betreuen, selbstständig arbeiten und viele praktische Dinge üben, wie ABI, Sono, Fußstatus, Wundversorgung und VAC-Pumpen-Management. Auch das Miteinander war toll – die Pflege war nett, ich durfte jederzeit Kaffee trinken, und insgesamt herrschte ein wertschätzender Umgang. Diese Zeit habe ich sehr genossen!
Auf den Stationen 2A und 2C (normale Innere) war es leider ganz anders. Das Team war stark unterbesetzt, es waren viele neue Kollegen da und einige fielen krankheitsbedingt aus. Dadurch blieb wenig Zeit für Lehre, und ich musste oft stundenlang Blut abnehmen und Zugänge legen, bevor ich dann noch mehrere Aufnahmen machen sollte. Das hat dazu geführt, dass ich kaum an Visiten oder Untersuchungen wie ÖGDs und Kolos teilnehmen konnte, weil so viele Basisaufgaben anstanden. Die Aufnahmen selbst haben mir zwar Spaß gemacht, aber die Krankheitsbilder waren oft ähnlich (Anämieabklärung, stationäre ÖGD/Kolo), wodurch der Lerneffekt irgendwann nachließ. Immerhin bin ich jetzt sehr routiniert in Anamnese und Untersuchung.
Was ich schwierig fand, war der Umgang der Pflege mit uns PJlern. Ich wurde z. B. angemeckert, wenn ich Wasser aus den Klinikkaraffen getrunken habe (was eigentlich alle gemacht haben), und Kaffee durfte man gar nicht erst angucken, ohne einen Kommentar zu kassieren. Es wurde generell stark darauf geachtet, dass man als PJler nicht auf Augenhöhe mit dem restlichen Team steht. Das hat mich, gerade mit meiner mehrjährigen Erfahrung in der Pflege, wirklich überrascht und enttäuscht. Es gab aber auch nette Ausnahmen, die mir den Alltag erleichtert haben.
Das ärztliche Team war dagegen super! Die meisten Kollegen waren total nett, haben viel erklärt (wenn sie Zeit hatten) und sich wirklich bemüht, uns was beizubringen. Besonders in den Mittagsbesprechungen und bei der Röntgendemo konnte man einiges lernen.
Die Wochenenddienste fand ich ehrlich gesagt ziemlich frustrierend. Man muss vier Dienste machen, Samstag UND Sonntag für vier Stunden für 1 Dienst, und ist dann fürs gesamte Haus zuständig, um Blut abzunehmen und Zugänge zu legen. Das hat sich oft gezogen, jede Station wollte, dass man sofort bei ihnen anfängt, und man am Ende überall durch musste. Ich habe in diesen Diensten nichts gelernt außer, schnell zu arbeiten. Dafür gibt es einen freien Tag und 50 € pro Wochenende, was ich nicht wirklich fair finde.
Neu eingeführt wurde ein Zeiterfassungssystem, weil es wohl Fehlverhalten seitens eines PJlers gab. Das kam aber erst in meiner letzten Woche, deswegen kann ich dazu nicht viel sagen.
Insgesamt war das Tertial ein gemischtes Erlebnis. Mit mehr PJlern und besserer Organisation wäre es wahrscheinlich richtig gut gewesen. Die beiden mexikanischen Hilfsärzte, mit denen ich eng zusammengearbeitet habe, waren eine große Hilfe. Ohne die beiden wäre es ehrlich gesagt nicht machbar gewesen. Die Zeit auf der Diabetologie war für mich das Beste am Tertial, aber auf anderen Stationen war die hohe Arbeitslast und der Umgang mit uns PJlern manchmal wirklich belastend. Trotzdem habe ich einiges mitgenommen, vor allem durch das ärztliche Team und die Patientenarbeit.