Notaufnahme, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Rostock
Kommentar
Ich hatte das große Glück, einen Teil meines Praktischen Jahres in der Neurochirurgie am Kantonsspital Aarau zu verbringen – und ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass es eine der besten Entscheidungen meiner Ausbildung war. Von Anfang an wurde ich herzlich in das Team aufgenommen und hatte das Gefühl, wirklich dazuzugehören. Die Atmosphäre ist nicht nur professionell, sondern auch sehr kollegial. Man wird als PJler aktiv in den Arbeitsalltag integriert und hat viele Möglichkeiten, sich praktisch einzubringen.
Das KSA bietet ein breites Spektrum an neurochirurgischen Eingriffen und deckt nahezu alle Bereiche ab – mit Ausnahme der pädiatrischen und funktionellen Neurochirurgie. Besonders hervorzuheben ist die komplexe Wirbelsäulenchirurgie, die mit modernster Technik durchgeführt wird, darunter der CIRQ-Roboter von BrainLab. Daneben werden auch sehr anspruchsvolle Eingriffe am Kopf durchgeführt, darunter Janetta-Operationen, AVMs, Kavernome und zahlreiche komplexe Tumorresektionen. Zudem gibt es regelmäßig endoskopische Eingriffe, die ebenfalls fester Bestandteil des operativen Spektrums sind.
Als PJler oder Unterassistent hat man zahlreiche Möglichkeiten zur praktischen Mitarbeit. Assistieren im OP war jederzeit möglich und ausdrücklich erwünscht – man war nicht nur Beobachter, sondern wurde aktiv eingebunden. Ich hatte die Gelegenheit, bei größeren Eingriffen mitzuwirken, etwa beim Setzen von Bohrlöchern, beim Annähen von shunts oder bei der Präparation des Zugangs für eine Bandscheiben-OP. Daneben konnte ich auch kleinere Eingriffe eigenständig durchführen, darunter Lumbalpunktionen, Lumbaldrainagen und Wundversorgungen. Zudem gab es die Möglichkeit, neurochirurgische Basisfertigkeiten wie neurologische und neurochirurgische Untersuchungen sowie Shuntventilumstellungen und -revisionen zu erlernen.
Die Organisation und Struktur der Abteilung waren sehr klar und durchdacht. Direkt zu Beginn erhielt man ein ausführliches Skript mit allen wichtigen Informationen zu Medikamenten, Anordnungen und Abläufen, sodass die Einarbeitung reibungslos verlief. Gleichzeitig konnte man sich jederzeit an die Kollegen wenden – Fragen waren immer willkommen, sei es zu organisatorischen Abläufen, OP-Techniken oder medizinischen Hintergründen. Auch im OP war die Stimmung jederzeit angenehm, und es herrschte eine offene Atmosphäre, in der Fragen gerne beantwortet wurden.
Ein weiterer positiver Aspekt war die Vielzahl an Fortbildungsmöglichkeiten. Neben der täglichen Frühbesprechung, die strukturiert und interaktiv gestaltet war, gab es regelmäßige interne Weiterbildungen, darunter auch die Möglichkeit, unter dem Mikroskop nähen zu üben. Zudem bestand die Möglichkeit, an verschiedenen interdisziplinären Boards teilzunehmen, darunter das neurovaskuläre Board, das Tumor Board, das Spine Board und das Hypophysen Board, das einmal im Monat stattfand. Diese Sitzungen boten wertvolle Einblicke in die Entscheidungsprozesse der modernen Neurochirurgie.
Auch die Intensivstation war jederzeit zugänglich. Obwohl sie nicht ausschließlich neurochirurgisch geführt wird, werden dort regelmäßig Patienten aus der Neurochirurgie betreut, sodass man einen guten Einblick in die intensivmedizinische Versorgung erhalten konnte. Dort darf man unter anderem TCD Messungen durchführen und EVDs ziehen. Wer sich zudem für Schmerztherapie interessiert, hat die Möglichkeit, in der Neuro-Pain-Unit bei Infiltrationen zu assistieren.
Das Team in der Neurochirurgie ist fachlich hervorragend und gleichzeitig sehr kollegial. Der Chefarzt ist äußerst engagiert und legte großen Wert auf Lehre und praktische Ausbildung. Sein Wissen und seine Erfahrung spiegeln sich in der gesamten Abteilung wider – sowohl die Assistenzärzte als auch die Oberärzte sind sehr kompetent und vermittelten ihr Wissen gerne. Diese positive Lernkultur hat die gesamte Arbeitsatmosphäre geprägt und die Ausbildung besonders wertvoll gemacht.
Auch außerhalb des Krankenhauses war die Zeit am KSA sehr angenehm. Das Team ist offen und freundlich, sodass auch nach der Arbeit immer wieder gemeinsame Aktivitäten stattfanden, sei es ein gemeinsamer Abend in geselliger Runde oder das Fußballschauen während der Europameisterschaft. Diese gute Teamdynamik hat den Aufenthalt zusätzlich bereichert.
Insgesamt war meine Zeit am Kantonsspital Aarau eine sehr positive Erfahrung. Ich konnte viel lernen, wurde hervorragend in das Team integriert und hatte die Möglichkeit, umfangreiche praktische Erfahrungen zu sammeln. Diese Zeit hat meinen Wunsch, die Facharztausbildung in der Neurochirurgie zu beginnen, weiter gefestigt. Ich kann die Neurochirurgie am KSA jedem wärmsten empfehlen, der eine fundierte und praxisnahe Ausbildung in einem freundlichen und professionellen Umfeld sucht.