Das Tertial in der Anästhesie im Friederikenstift war definitiv die lehrreichste und bereicherndste Zeit meines Studiums! Es war nicht nur zwischenmenschlich unglaublich angenehm, sondern ich hatte auch die Möglichkeit, wahnsinnig viel zu lernen und selbstständig unter Betreuung zu arbeiten. Vom ersten Moment an wurde ich herzlich aufgenommen und nahtlos ins Team integriert. Alle haben sich immer Zeit genommen, mir etwas zu erklären – auch wenn die ÄrztInnen und OberärztInnen nur kurz zum Pausenauslösen im Saal waren. Ich war auch bei etwas stressigeren Situationen dabei und habe mich trotzdem wohl gefühlt und konnte jede Menge daraus lernen. Natürlich ist es wichtig, sich selbst einzulesen, sich zu bemühen und nachzufragen. Aber wie sonst kaum im PJ hatte ich den Eindruck, dass die ÄrztInnen und OberärztInnen mir wirklich etwas beibringen wollten.
Ablauf: Da die Allgemeinchirurgie zum Zeitpunkt meines Tertials bereits ins Henriettenstift umgezogen war, wurde das PJ in verschiedene Blöcke unterteilt: Zunächst im OP, dann auf der ITS, anschließend eine Rotation ins Henriettenstift und schließlich zurück in den OP im Friederikenstift. Zwischendurch gab es auch die Möglichkeit, ins Schmerzzentrum oder in die Prämedikation zu gehen oder (sehr häufig!) mit dem NEF zu fahren. Dafür wurden Listen bereitgestellt, in denen man sich flexibel für den Tag eintragen konnte, die Kleidung dafür wurde aus Pool-Kleidung gestellt.
Der Arbeitstag begann um 7:30 Uhr mit der Morgenbesprechung, danach wurde man eingeteilt Dabei wurde immer darauf geachtet, dass man in den OP-Saal geht, in dem häufig intubiert wird oder besonders interessante Eingriffe stattfinden, um einen möglichst tiefen Einblick in die Anästhesie zu erhalten. Als PJ-ler hatte man immer die Möglichkeit, zwischendurch eine Pause zu machen. Mittags konnte man in der Kantine essen, wobei das Essen für Studierende kostenlos war. Der Dienst endet theoretisch um 15:30 Uhr, aber in der Regel durfte man kurz nach 15 Uhr gehen.
Besonders auf der ITS habe ich mich sehr wohl gefühlt: Das Team war ausgesprochen nett, und jederzeit konnte man Fragen stellen, wenn etwas unklar war. Nach der Übergabe vom Nachtdienst hat man meistens die Patienten noch einmal mit den zuständigen OberärztInnen besprochen und dann alle untersucht. Die ITS ist internistisch-chirurgisch gemischt, im Spätdienst wurden jedoch die internistischen PatientInnen von den AnästhesistInnen betreut. Das bedeutet, dass im Spätdienst in der Regel zwei AnästhesistInnen eingeteilt waren. Man konnte sowohl Früh-, Spät-, Nacht- als auch Wochenenddienste übernehmen, was ich richtig gut fand. So hatte man im Frühdienst mehr Gelegenheit zur Untersuchung, und im Spätdienst war dann häufig mehr Zeit für kleine Interventionen und die Anlage von Arterien, ZVK, Pleuradrainagen oder für Sono/Echo.
Die Rotation ins Henriettenstift war ebenfalls sehr wertvoll. Dort konnte ich zB häufiger TIVAs und nasale Intubationen bei den MKG-Patienten sehen. Obwohl die Abläufe sehr ähnlich zu denen im Friederikenstift waren, war es eine tolle Gelegenheit, ein neues Haus kennenzulernen. Auch hier wurde viel Wert darauf gelegt, dass ich aktiv lerne und eingebunden werde.
Einmal pro Woche gab es einen sehr gut strukturierten PJ-Unterricht, wobei ich insgesamt den Eindruck hatte, dass ich durch die praktische Arbeit im OP und auf der ITS noch mehr gelernt habe, weshalb ich nicht immer regelmäßig am Unterricht teilnehmen konnte.
Zusammenfassend kann ich ein PJ in der Anästhesie im Friederikenstift wärmstens empfehlen! Ich hatte keinerlei Vorerfahrung in der Anästhesie und habe mich ursprünglich für dieses Tertial entschieden, weil ich eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf Notfälle und klinische Dienste hatte. Im Endeffekt hat mir das Tertial im Friederikenstift so gut gefallen, dass ich sogar längere Zeit darüber nachgedacht habe, die Anästhesie als berufliche Richtung zu wählen.