Schwerpunkt des Instituts ist insbesondere die klinische Rechtsmedizin. Hierbei werden Probanden zu ihnen widerfahrener Gewalt befragt, körperlich untersucht und die Befunde fotografiert sowie anschließend interpretiert. Die Untersuchungen finden in der Gewaltambulanz des Instituts statt oder in den Räumlichkeiten eines Krankenhauses im Bereich nördliches Baden-Württemberg, wohin der Dienstarzt bei Bedarf ausrückt. Als PJler kann man dabei meist anwesend sein, insofern die Natur der Untersuchung nicht zu sensibel ist. Teils ist es auch möglich eigene Untersuchungen unter Aufsicht durchzuführen. Typischere Aufgaben sind jedoch das Einzeichnen von bei den Untersuchungen fotodokumentierten Befunden in Körperschemata oder das Verfassen von kurzen Berichten über die Untersuchung.
An Sektionen findet im Durchschnitt etwa eine pro Tag statt. Zumeist waren 3 Studenten gleichzeitig im Haus (2 PJler und 1 Famulant), unter denen man sich die Sektionen aufgeteilt hat. Dementsprechend kam man nicht unbegrenzt in den Sektionssaal und wer explizit möglichst viele Obduktionen sehen möchte, sollte gegebenenfalls an ein anderes Institut mit höherer Fallzahl gehen. Aufgaben die man im Sektionssaal regelmäßig übernehmen kann sind Organe wiegen, Werte notieren, Proben asservieren, Darm aufschneiden, Extremitäten präparieren (wird nur in manchen Fällen gemacht), den Leichnam zunähen und in Abhängigkeit vom Präparator teils auch den Schädel öffnen und präparieren.
Das eigenständige präparieren von Organpaketen ist grundsätzlich möglich, allerdings waren bei den Obduktionen in aller Regel mehr als genügend Ärzte anwesend, so dass es keinen Überschuss an zu präparierenden Organpaketen gab und man dahingehend selbst nur zum Zuge kam, wenn die Ärzte sich selbst zurücknahmen. Teils wurde sich sehr bemüht einen einzubeziehen, andererseits war vor allem nachdem eine neue Kollegin am Institut angefangen hat, deren Einarbeitung Vorrang hatte, meine praktische Einbindung zeitweise auch nur recht bescheiden, sodass es insgesamt für mich eher Ausnahme als Regel war, selbst ein Organ zu präparieren (abgesehen vom Darm). Vermutlich wäre mehr möglich gewesen, wenn man dies aktiv eingefordert hätte. Man sollte jedoch nicht die Vorstellung haben, man könne den Ärzten so Arbeit abnehmen, eher im Gegenteil, meist hätte man jemandem die Arbeit wegnehmen müssen.
Des Weiteren beteiligt man sich am Schreiben von Gutachten, wobei man polizeiliche Berichte sowie Krankenhausunterlagen sichtet und zusammenfasst und diese in Zusammenschau mit den Ergebnissen von Obduktionen sowie körperlichen, toxikologischen oder histologischen Untersuchungen zu interpretieren versucht.
Die Ärzte werden regelmäßig als Sachverständige zu Gericht geladen. Insbesondere bei Prozessen vor dem fußläufig gelegenen Heidelberger Gericht kann man sich anschließen und bei die Verhandlungen mitverfolgen. Das Zusammenstellen der Lichtbildmappen, welche vor Gericht gezeigt werden, gehört auch zum typischen Tagwerk des PJlers.
Überarbeiten tut man sich insgesamt keinesfalls, oftmals gab es eher zu wenig zu tun, denn 3 parallel anwesende Studenten waren regelhaft mehr als gleichzeitig sinnvollerweise mit Aufgaben versorgt werden konnten. Wenn es nichts zu tun gab war es einem frei gestellt früh zu gehen. Insbesondere wenn man ein ruhiges Tertial sucht, das einiges an Zeit für Nebenjob, Freizeit oder Examensvorbereitung ermöglicht, könnte dies gegebenenfalls interessant sein.
Das Team ist ausnahmslos wirklich überaus nett und nahbar, es herrscht ein enges Miteinander und eine echte Wohlfühlatmosphäre, die kaum mit den typischen Verhältnissen einer klassischen Krankenhausabteilung vergleichbar ist.
Zusammengefasst hat man in der Heidelberger Rechtsmedizin eine angenehme, spannende und entspannte Zeit bei einem durchweg super lieben Team. Wenn es Rechtsmedizin als Wahlfach sein soll, kann ich das Heidelberger Institut grundsätzlich empfehlen (mit der Einschränkung, dass ich keinen Vergleich zu den Instituten anderer Universitäten zu ziehen vermag).