Im Rahmen meines Wahlfachs konnte ich vier Wochen an der Abteilung für Gerichtsmedizin in Graz verbringen und muss wirklich sagen, dass ich am Ende traurig war, dass es sich nur um vier Wochen gehandelt hat.
Ich war zeitgleich mit einer weiteren KPJ Studentin da. Laut Erzählungen ist man aber auch häufig allein oder mit einem Famulaten/einer Famulantin an der Abteilung. Grundsätzlich kommt man sich da aber nicht in die Quere, da in den Obduktionen immer beide mit durften und man sich für die klinischen Untersuchungen und mögliche Wochenendrufbereitschaften einfach untereinander absprechen musste oder sich einfach abgewechselt hat. Auch bei der einen anstehenden Gerichtsverhandlung einer Fachärztin war es kein Problem, dass beide KPJ Studenten in die Verhandlung mitkommen durften.
Ich habe mich in der Zeit an der Abteilung durchweg sehr wohl gefühlt. Es waren alle Beteiligten wirklich sehr lieb und wertschätzend, sodass man nie das Gefühl hatte, man wäre nicht Willkommen. Es bestand im Rahmen der vier Wochen die Möglichkeit bei allen Obduktionen dabei zu sein, zu klinischen Untersuchungen in der Gewaltambulanz oder an Stationen der umgebenden Kliniken mitzukommen, sich freiwillig für Rufbereitschaften zu melden und auch die Toxikologie hat uns einen Tag bei sich betreut, sodass man auch in diesen Aufgabenbereich einen Einblick bekommen konnte. Die Obduktionssäle am Institut sind mit modernster Technologie ausgestattet und sehr neu. Außerdem soll bald ein CT-Gerät in die Räumlichkeiten integriert werden.
Wenn mal keine Untersuchungen oder Obduktionen anstanden, konnte man sich die Zeit frei einteilen, sich auf bald anstehende Obduktionen vorbereiten, Anatomie-Kenntnisse wieder auffrischen, sich die gerichtsmedizinische Sammlung am Institut ansehen, an der Diplomarbeit schreiben oder auch bei den Studentenpraktika oder im Rahmen der Polizeischule Vorträge mit besuchen. Zur Mittagszeit bestand immer die Möglichkeit Mittagessen zu gehen.
Für die anstehenden Obduktionen konnte man in der Früh immer bei den Assistenzärzten anfragen, was für den Tag anstehen würde, sodass dann eine fallbezogene Vorbereitung für die Obduktion möglich war. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, für die Obduktionen seine anatomischen Kenntnisse noch einmal aufzufrischen, damit man sich zum einen besser orientieren kann und zum anderen die ein oder andere gestellte Frage im Rahmen der Obduktionen beantworten kann (es war aber auch niemand böse, wenn man nicht immer eine Antwort parat hatte). Bei den Obduktionen wird einem mit der Zeit bei vorhandenem Interesse immer mehr zugetraut, sodass unter Anleitung die gesamte Obduktion mit Entnahme und Präparation der Organpakete von den Studenten durchgeführt werden darf und dabei immer Unterstützung und Geduld da ist.
Beginn des Arbeitstages war immer um 8 Uhr und offizielles Arbeitsende ist um 16 Uhr. Wenn aber am Nachmittag nichts anstand, durfte man auch öfter mal etwas früher nach Hause gehen. Dienstags und donnerstags sind immer um 9 Uhr Morgenbesprechungen, in denen klinische Fälle vom Wochenende/den letzten Tagen präsentiert und besprochen werden.
Alles in allem würde ich eine Zeit an der Abteilung für Gerichtsmedizin in Graz wärmstens für jeden, der Interesse an diesem Fach hat, empfehlen und würde mir wünschen, ich könnte meine vier Wochen hier nochmals erleben.
Bewerbung
Ich habe mich etwa 1,5 Jahre im Voraus per Mail beworben.