PJ-Tertial Chirurgie in Klinikum Leer (4/2011 bis 6/2011)
Station(en)
D1
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Hannover
Kommentar
Mein letztes Tertial. Würde ich Chirurg werden wollen, würde ich hier anfangen.
Ich hatte mich entschieden, zuerst 5 Wochen Unfallchirurgie zu machen und im Anschluss 5 Wochen Unfallchirurgie/Orthopädie. Für beiede Disziplinen gibt es nur eine Station mit 50 Betten, was sehr angenehm ist, da man sich beim Wechsel an kein neues Team gewöhnen muss.
Blutabnahmen und Viggos werden meistens von den netten Stationssekretärinnen erledigt. Schwierigere Fälle bzw. bei starkem Andrang darf auch gerne der "PJ" (sprich pi-dschäi, wie man hier genannt wird) mithelfen.
Eigentlich war ich fast jeden Tag mit im OP und durfte assistieren (Kamera halten bei Spiegelungen, Haken halten bei Laparotomien). Die Stimmung im OP war zumeist relaxt und positiv. In der Unfallchirurgie hat es mir - entgegen meiner Erwartungen - am meisten Spaß gemacht. Zwar gibt es hier jeden Tag für den PJler zu tun (Hüft- und Knie-TEPs an der Tagesordnung), aber die Stimmung ist wirklich gut, sodass die körperlich anstrengende Arbeit von mir nicht negativ wahrgenommen wurde.
Nachmittags schrieb ich bei einem Kaffee gemütlich Briefe oder besuchte eine der Fortbildungen (die hier meistens abteilungsintern geführt werden, während PJler aber willkommen sind). Aufnahmen sind PJler-Sache (was zwar einen gewissen Lerneffekt mit sich bringt, aber einfach nicht mein Ding ist). Manchmal konnten wir früher Schluss machen (ca. 15:00), selten blieben wir bis in die Abendstunden für Notfall-OPs da.
Ich empfand die ostfriesische Mentalität entgegen aller Behauptungen als sehr angenehm und entspannt. Dies schlägt sich vor allem im Arbeitsklima nieder. Eine allgemein positive Stimmung im Klinikum habe ich so noch nicht erlebt.
Frühstück und Mittagessen umsonst und von annehmbarer Qualität. Die Wohnmöglichkeiten sind spitze - die Zimmer im Personalwohnheim haben Hotelstandard. Allerdings sind bis auf Kühlschrank, Kochplatten und Mikrowelle keine Geräte und vor allem kein Geschirr da, was man beim Anreisen bedenken sollte. Das Bad ist topmodern renoviert und einen Austritt auf eine Art Balkon/Terasse hat man auch.
Leer an sich bietet zwar nicht viel, aber durch den niedrigen Altersdurchschnitt der ärztlichen und pflegerischen Kollegen wurde mir nie langweilig; oft haben wir bis nachts noch etwas zusammen unternommen.
Ein optimales letztes Tertial im Frühsommer für all diejenigen, die gerne im OP stehen, aber auf die Anonymität und Arroganz einer Uniklinik verzichten können. Ich werde es vermissen!