Ich habe mein Chirurgietertial in Männedorf als zwiespältig erlebt, sicher vor allem, weil ich mit einer festen Vorstellung dorthin gegangen bin. Durch ältere Berichte hier im Ranking war ich davon ausgegangen, wenig im OP und viel eigenverantwortlich auf der Station zu sein. Da ich in einem nicht schneidenden Fach arbeiten will, war das mein zentraler Wunsch, der aber nicht erfüllt wurde. Nach einem Chefarztwechsel 2009 (und vielleicht anderen Gründen, die ich nicht kenne), ist die erste Priorität der Unterassistenten (=PJler, UA) die Assistenz im OP. Danach geht es um die Durchführung der Eintritte (=Aufnahmen), was vor allem Aktenarbeit zu Vorerkrankungen und -OPs, Anamneseerhebung und körperliche Untersuchung umfaßt. ein Einsatz auf der Station ist nur möglich, wenn viele UA da sind und man sich abspricht (einige nur OP, 1-2 Station) und auch dann ist ein durchgängiger Stationseinsatz nicht sicher, weil nicht in der Organisation vorgesehen. Auch die Arbeit auf dem Notfall (die sehr lehrreich und spannend sein kann) wird von den OPs unterbrochen. Wieder gilt, dass bei vielen UA eine(r) nach Absprache evtl. dort durchgängig sein kann.
Jeden Tag nach 17 Uhr (an den Wochenenden ganztägig) hat ein UA Rufdienst, um im OP oder auf dem Notfall zu helfen. Pro Dienst gibst 30 Franken, egal ob man garnicth gerufen wurde oder bis nachts da war. Insbesondere in Zeiten mit wenig UA habe ich es als anstrengen empfunden jeden zweiten Tag und jedes zweite Wochenende Dienst zu haben...
Es gibt auch sehr viele positive Seiten an der Arbeit in Männedorf: Das Klima ist kollegial, fast familiär, nicht mit dem in den meisten deutschen Krankenhäusern (gerade in der Chirurgie) zu vergleichen denke ich. Als UA wird man geschätzt und die Verantwortlichen versuchen, den UA zu helfen und erkennen Belastungen / Leistungen an. Wenn genügend UA da sind ist die Arbeit gut zu schaffen, die Pausen werden eingehalten und man kann pünktlich gehen. Landschaftlilch herrlich direkt am Zürichsee, die Voralpen 50km entfernt, Zürich in 20min per S-Bahn zu erreichen.
Von den 860 Franken Gehalt zahlt man 360 fürs Zimmer. Auch sonst ist das Leben in der Schweiz teuer, vom Gehalt bleibt nicht viel, aber mit den Diensten zusammen bin ich gut über die Runden gelommen.
Insgesamt würde ich das Tertial sehr empfehlen für chirurgisch Interessierte, aber aktuell nicht für Leute wie mich, die kein grosses Interesse an OPs haben sondern mehr an der Stationsarbeit.
Im November 2011 geht der unfallchirurgische Chef in Rente und im Januar 2012 werden in der Schweiz die DRG eingeführt. Ob das zu positiven oder negativen Veränderungen in Bezug auf das UA-Dasein in Männedorf bedeutet, weiß ich nicht...
Bewerbung
Erster Versuch 2 Jahre vorher, sollte mich dann 8 Monate vorher wieder melden. Zum Teil auch kurzfristig möglich.