Als chirurgisches Tertial ist das Spital eine wirklich gute Wahl. In den 16 Wochen habe ich bei ca. 200 Operationen assistiert und ein breites Spektrum an Krankheiten gesehen, die an einem mittleren Haus der erweiterten Grundversorgung (Allgemein, Viszeral, Trauma, Gefäss, Thorax, Ortho, Uro) behandelt werden.
Das Team im Herbst 2011 war ausgezeichnet - der Kontakt von den Assistenzärzten bis zu den Oberärzten war äusserst entspannt, lustig und öfter lehrreich. Sicherlich steht und fällt dies jedoch je nach Besetzung. Es ist nicht selten in verschiedenen Gruppierungen (mit/ohne Ärzte) Ausflüge/Essen-gehen/Sport machen) in der Freizeit unterwegs zu sein.
Die Unterkunft ist ein (noch) altes Personalwohnheim, in dem man für 290 Franken wohnen kann. Zu den Vorteilen gehört hier bestimmt die Nähe zum Spital (gegenüber) und der Preis, nachteilig ist der Zustand, mit dem man sich aber arrangieren kann (Handtücher und Bettwäsche werden gestellt, Waschmaschine, Aufenthaltsraum, Telefon und Internet vorhanden). Das Mittagessen ist mit durchschnittlich 10 Franken auf den ersten Blick recht teuer, dennoch wirklich gut und im Vergleich zu Schweizer Preisen völlig in Ordnung. Es muss aber bezahlt werden und ist nicht kostenlos für Studenten.
Das Arbeitsaufkommen an normalen Tagen ist durchschnittlich und abhängig von der Anzahl der verfügbaren Studenten. Je nach Einteilung wechselt man kontinuierlich/täglich zwischen den chirurgischen Untergruppen und hat somit einen wirklich breiten Einblick. Je nach Operateur darf man von Haken halten bis zu Metallentfernungen wenig bis viel assistieren. Die Stimmung im OP im Vergleich zu Deutschland ist genial.
Anstrengend und im Vergleich zum Heimatland sind die fehlenden Studientage und ca. 11 Pickett-Dienste pro Monat (davon bis zu 2 Wochenenden). Hat man an den Wochenenden Dienst, hat man 2 Kompensationstage (Freitag und Montag). Wo unter der Woche die Dienste bedeuten können, nachmittags zuHause sein zu können und gelegentlich nachts zu einer Appendektomie gerufen zu werden, muss man an den Wochenenden damit rechnen, mehr als 12 Stunden in der Notaufnahme zu sein.
Hier darf man, in Rücksprache mit dem Assistenzarzt und Oberarzt, selber Patienten aufnehmen, Diagnostik und Wundversorgung durchführen, Briefe schreiben oder für die stationäre Aufnahme vorbereiten.
Im Gegensatz zu Deutschland muss kein Blut entnommen oder Zugänge gelegt werden, besteht jedoch Interesse, so ist dies in der Tagesklinik durchaus möglich.
Für eine 4monatige PJ-Zeit bekommt man einen 5-6tägigen Urlaub, der als solcher in Deutschland nicht zählt und keine "deutschen Urlaubstage" verloren gehen.
Wetzikon liegt im Züricher Oberland und ist umgeben von diversen Bergen, die für eine Wanderung lohnenswert sind. Zürich ist per Zug in 15 Minuten zu erreichen und mit einer Halbtax-Karte ist man billig unterwegs. Der Ort ist klein und nicht sehr eindrucksvoll, für Spaziergänge oder Sport sind die Wiesen und Wälder hinter dem Spital wunderbar.
Insgesamt hatte ich hier eine wirklich gute Zeit und habe sowohl eine gute chirurgische Grundkenntniss gewonnen als auch wirklich tolle Leute kennengelernt.
Bewerbung
1,5 Jahre vorher beworben per Mail, durchaus kurzfristiger möglich. Netter Kontakt.
