Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich hatte eine wunderschöne Zeit in der Gynäkologie! Ich wurde von allen Ärzten, Hebammen und Schwestern dort wahnsinnig nett aufgenommen und betreut, hatte viele Freiheiten und habe einiges lernen können. Alles in allem kann ich die Abteilung also nur empfehlen!
Die Abteilung: Die Gynäkologie in Emden ist eine eher kleine Abteilung. Da sie jedoch ein recht breit-gefächertes Spektrum anbietet, erhält man als Student einen guten Eindruck des gynäkologischen Aufgabenfeldes. Sie setzt sich aus einer gemischt geburtshilflichen sowie gynäkologischen Station, dem Kreissaal und dem OP zusammen. Zusätzlich hierzu laufen Sprechstunden und Betreuung ambulanter Patienten. Das Team der Ärzte besteht aus 6 Assistenzärzten, 2 Oberärzten und einem Chefarzt.
Ein normaler Tag: Nach der Frühbesprechung um 7.45 hat man als Student die Möglichkeit, sich je nach Interessengebiet zu entscheiden, wo man den Tag verbringen möchte. Ich bin meist als erstes auf die Station gegangen, um die Visite mitzumachen (oder unter Aufsicht selbst durchzuführen), Abschluss- bzw. Entlassungsuntersuchungen der gynäkologischen Patientinnen durchzuführen sowie sonstige Stationsarbeiten zu erledigen. Auch im Kreissaal ist man ein gern gesehener Gast. Hier kann man Geburten live miterleben, Aufnahmen sowie Fetometrien durchführen und Erstuntersuchungen machen.
Ab 12 Uhr sind dann die Aufnahmen für die Operationen des nächsten Tages an der Reihe. Die Patientinnen werden anamnestiziert, über die Operation aufgeklärt und anschließend noch einmal untersucht. Dies darf man als Student - unter Aufsicht eines Assistenzarztes - auch selber machen. Bei den Untersuchungen ist zusätzlich entweder ein Ober- oder Chefarzt dabei, sodass man allzeit Gelegenheit für Fragen hat und somit hierbei auch sicherer wird (leider lernt man in der Uni ja wenig „praktisches“ im Fach Gynäkologie).
Auch im OP gibt es die Möglichkeit viel zu lernen und interessante Operation zu sehen. Hierbei ist man nicht nur „stiller Hakenhalter“, sondern bekommt während der ganzen Operation jeden Schritt erklärt. Auch erste Assistenzen sind möglich und haben mir persönlich sehr viel Spaß gemacht. Überhaupt sind die Oberärzte sowie der Chefarzt hier sehr engagiert und bereit viel zu zeigen, sodass ich mitunter sogar kleinere Eingriffe unter Anleitung selber durchführen durfte, was wirklich toll war!
Anschließend geht’s zum Mittagessen. Als Student ist dies kostenlos und in normaler Kantinenqualität (leider gibt’s nur an manchen Tagen vegetarische Gerichte). Danach findet um 14.15 eine „Mittagsbesprechung“ statt. Hiernach kann man wieder je nach Interessenlage seine Zeit frei gestalten und zum Beispiel bei der Untersuchung ambulanter Patienten zugucken oder bei den Sprechstunden dabei sein. Ich hatte zusätzlich auch ein eigenes Kliniktelefon und wurde so bei interessanten Sachen immer angerufen.
Dienstschluss ist allgemein um 16.15 Uhr.
Die Fortbildungen: Von Montag bis Donnerstag findet jeden Tag mindestens eine Fortbildung für Studenten statt, die jeweils vom Chef- oder Oberarzt der zuständigen Abteilung geleitet wird. Auch, wenn man es nicht immer zu jeder Fortbildung schafft, so lohnt sich die Teilnahme allemal. Neben praktischen Fähigkeiten wie Ultraschall oder EKG wurden auch viele examensrelevante Themen wiederholt oder vertieft.
Das Wohnheim: Alle Studenten ( Famulanten und PJler ) wohnen kostenlos im ans Klinikum angrenzenden Personalwohnheim. Jeder Student hat hier ein eigenes Zimmer mit Internetanschluss. Zusätzlich gibt es eine Küche pro Stockwerk, Waschmaschinen, Wäschetrockner sowie jeweils 2 Waschräume. Obwohl das Wohnheim leider mitunter recht hellhörig war, habe ich hier eine schöne Zeit gehabt. Durch die anderen Studenten wurde es nie langweilig und es fand sich immer wer für Sport oder um einfach nur einen Kaffee zu trinken. Schön war auch das gemeinsame Frühstück vor der Arbeit.
Die Freizeitgestaltung: Zwar liegt die Stadt Emden nicht direkt am (Bade-)Strand, durch die Semestercard war jedoch auch der einigermaßen schnell zu erreichen. Empfehlenswert sind in der Sommerzeit auch die nahegelegenen (Kite-) Surfschulen. Die Kurse sind zwar recht teuer, doch wann ist man schon mal so lange am Wasser? In Sachen Sport bietet das Klinikum zusätzlich die Möglichkeit kostenlos im hauseigenen Fitnessraum (unter Anleitung eines Physiotherapeuten) zu trainieren. Das Angebot ist super, leider hat mir sowas jedoch noch nie viel Spaß gemacht. Somit habe ich mich mit einigen anderen Studenten im Sport/Fitnessverein in der Nähe angemeldet. Mit 8 Euro im Monat war das unschlagbar günstig und auf jeden Fall eine nette Alternative.
Da die Stadt Emden leider doch recht klein ist, empfiehlt sich ein Ausflug nach Oldenburg oder Groningen. Beide Städte sind wunderschön und eignen sich bestens zum Shoppen oder Ausgehen. Ansonsten findet man jedoch auch in Emden von Kaffeetrinken über Radtouren bis zum Kinoabend einige Möglichkeiten sich den Tag nach der Arbeit nett zu gestalten.
Alles in allem habe ich mein PJ-Tertial also wirklich genossen. Da ich mich mittlerweile sicher in Richtung Gynäkologie spezialisieren möchte, fand ich besonders das Erlernen praktischer Fähigkeiten zum Beispiel im OP, in der gynäkologischen Untersuchung sowie im Umgang mit dem Ultraschall besonders toll. In diesem Sinne also: Vielen Dank für diese wunderbare Zeit liebes Gyn-Team!