Wir waren drei PJ-ler im Tertial. Die Aufteilung erfolgte zunächst relativ willkürlich auf Normalstation und Stroke-Unit, im Verlauf war ein freies Rotieren inklusive ITS und Ambulanz-Einblick möglich. Wie für die meisten Kliniken der Uni Dresden typisch gibt´s Essenmarken mit einem Wert von 2.70€, die in der Mensa, allen Bistros und der Nudelbude eingelöst werden können. Eine sonstige Vergütung gibt es leider nicht. Unser Tertial Begann kurz nach dem Umzug der Klinik in die neuen Räume des DINZs.
Neu-S1: klassisch konservative Station mit um die 20 Betten, 3 Assistenten im Tagdienst und 2 zuständigen Oberärzten. Der Dienst beginnt 7:30 mit der manchmal recht umfangreichen Visite, welche von der neuroradiologischen Fallkonferenz unterbrochen wird - hier werden alle Bilder des Vortages demonstriert und besprochen, je nach Durchführenden Neuroradiologen sehr lehrreich oder völlig insuffizient. Blutabnahmen werden durch die Arzthelferin erledigt, man wird nur bei komplizierten Fällen hinzugebeten. Flexülen bleiben in PJ-Hand und müssen reichlich gelegt werden.
Vom Patientengut her sieht man auf der S1 einen bunten Blumenstrauß aus der Neurologie. Von Dienstag bis Donnerstag gibt es täglich 3 elektive Aufnahmen, häufig sind z.B. Differentialdiagnostik von Polyneuropathien, Neurodegenerativen Erkrankungen, entzündlichen ZNS und PNS Erkrankungen und sehr sehr viele Patienten, die zum x-ten mal zur Immunglobulin-Therapie ihrer CIDP kommen. Für gewöhnlich darf man sich als PJay einen Patienten aussuchen, der interessant erscheint. Diesen nimmt man dann vollständig auf und untersucht ihn zunächst alleine und versucht, das Syndrom klinisch zu erfassen, wahrscheinliche Differentialdiagnosen aufzustellen und überlegt sich ein Konzept. Es folgt die Vorstellung beim Oberarzt - meist wird der Patient nachuntersucht, so dass man seine eigenen Befunde und Einschätzung nochmal unter Supervision einschätzen kann und ggfs. an Fehleinschätzungen lernen kann. So lernt man mitunter von erfahrenen Neurologen hilfreiche Tricks und den klinischen Blick. Je nach zuständigen OA kann sich der Zeitpunkt der Patientendemonstration allerdings in den späten Nachmittag schieben, so dass man auch mal länger auf Station bleiben muss, nur um seine Patienten oberärztlich vorzustellen (was allerdings sehr lehrreich ist). Für gewöhnlich betreut man diese Patienten während des Aufenthalts und schreibt am Ende auch die Epikrise. Lumbalpunktionen dürfen unter Super-Vision selbst durchgeführt werden. Insgesamt ist die Arbeit auf S1 sehr akademisch, es gibt häufig komplexe Differentialdiagnosen über die im Team diskutiert wird. Auch seltene Krankheitsbilder und abgefahrene Verläufe gibt es immermal wieder (so auch die ein oder andere "House"-Diagnose). Die Stimmung im ärztlichen Team ist sehr gut, die Hierachie flach - leider ist die Kommunikation zum Pflegepersonal etwas angestrengt und die Stimmung deshalb ziemlich belastet. Oft trifft man auf misslauniges Pflegepersonal - allerdings ein allgemeines Problem der Station, welches man als PJay nicht wirklich beeinflussen kann, und welches auch nicht weiter tangieren sollte.
Neu-S2/Stroke-Unit: Die Aufnahmestation - hier werden Patienten über den Rettungsdienst vorgestellt, überwiegend Schlaganfälle und epileptische Anfälle unterschiedlichster Seminologie (meist spielt Alkohol eine Rolle, oft auch eine symptomatische Epilepsie beim alten, Multimoribiden Patienten). Das Team besteht aus 2 Ärzten im Frühdienst, 2 im Spätdienst, und einem Hausdienst im 24-h Dienst sowie dem Oberarzt.
Auch hier beginnt der Tag mit einer (kurzen) Visite und der Morgenkonferenz, auch hier fallen dank Arzthelferin nur selten Blutabnahmen an. Der Tagesablauf ist wie auf jeder Aufnahmestation nicht vorhersehrbar, es gibt ruhige Tage und Chaos-Tage. Kommt ein Notfall-Patient, wird er zunächst durch einen Assistenten in der Rettungsstellte gesehen - hier hat man als PJ die Möglichkeit, mitzugehen und bei Interesse und Erfahrung selbstständig unter Supervision orientierend zu untersuchen. Es folgt meist ein schnelles CT und die Indikationsprüfung zur Lyse-Therapie. Insgesamt ist die Arbeit sehr strukturiert und Prozess-orientiert, bei Schlaganfall-Patienten wird ein definiertes Programm gefahren, in das auch die Pflege perfekt eingespielt ist. Es laufen viele Automatismen, das Schlagwort ist die "Komplex-Behandlung" von TIAs und Schlaganfällen. Es herrscht ein hoher Patientendurchsatz, die durchschnittliche Liegezeit beträgt um die 2 Tage - sobald alles weitesgehend klar ist, werden die Patienten Richtung Reha geschickt oder auf die Normalstation verlegt. Das Patienten-Klientel ist ein völlig Anderes als auf der S1, und auch die Arbeit ist anders - weniger akademisch. Die Anzahl der Krankheitsbilder ist allerdings auch relativ überschaubar. Die Stimmung unter den Ärzten ist sehr gut, auch hier herrscht eine flache Hierachie, die Kommunikation mit der Pflege funktioniert besser. Ich persönlich habe mich deshalb auf Stroke sehr wohl gefühlt - es passiert viel, man sieht viel, man darf viel selber machen, und man weiß nie, was der Tag bringt. Alle Beteiligten zeigen sich dankbar für die geleistete Arbeit, es ist ein angenehmes Miteinander im Kampf gegen das Chaos. Die Arbeitszeiten sind durch das Schichtsystem geregelter als auf Normalstation, man verlässt die Klinik zumeist pünktlich 16:30.
Fazit: ein angenehmes, lehrreiches Tertial unter guter oberärztlicher Supervision. Die klinische Untersuchung wird groß geschrieben, es wird viel Wert darauf gelegt, dass man die Befunde selbst sieht oder zumindest reproduzieren kann, und man kann bei Unsicherheit jederzeit nachfragen. Angenehm ist, dass die Arbeit des PJs wertgeschätzt wird und man in das Team integriert wird.