Vorneweg: ich habe mir die MHH tatasächlich für mein Chirurgie-Tertial gewünscht und ja, auch in die Unfallchirurgie wollte ich unbedingt ;-). Das heißt ich wusste natürlich worauf ich mich einlasse.
Ganz objektiv gesehen verstehe ich aber ehrlich gesagt nicht ganz, warum die Unfallchirurgie der MHH bei PJlern und Famulanten so einen schlechten Ruf hat.
Ich habe ganz oft gehört, dass Studenten sagen man müsse da immer so ewig lange bleiben, dürfe nichts machen und als PJler wäre man sowieso nur das lästige Anhängsel, das beschäftigt werden muss. Aber dazu kann ich nur sagen: wie das Tertial abläuft hängt unglaublich stark vom eigenen Interesse und Engagement ab. Das heißt, wer sich nicht für das Fach interessiert und keine Eigeninitiative zeigt, nimmt wirklich sehr wenig mit, denn ohne Initiative läuft nichts in der Chirurgie (egal wo!). Wenn ihr dann allerdings früh nach Hause wollte, könnt ihr das auch. Erstens stört es keinen und zweitens weiß man bei den vielen Abteilungen in der UCH sowieso nicht wo der PJler ist, also bekommt es keiner mit. Dann wundert euch aber nicht, wenn ihr nichts lernt.
Wenn ihr aber Interesse habt/zeigt und auch nachfragt, werdet ihr richtig gut eingebunden und könnt euch in der Regel alles angucken, was euch interessiert. Pflichten gibt es für PJler nur relativ selten, Blutentnahmen auf Station machen die Schwestern, das heißt ihr könnt nach Lust und Laune umhergucken und fragen, fragen, fragen.
Außerdem könnt ihr von vornherein selber entscheiden, wo ihr hinwollt. Ich war 2 Wochen auf der Normalstation, 3 Wochen auf der Intensivstation und die restliche Zeit hab ich mir die Poliklinik angeguckt, war im OP oder bin NEF mitgefahren. In der Notaufnahme war ich in der Zeit nicht, weil ich hier schon länger famuliert hatte. Ansonsten ist die aber absolut zu empfehlen. Nur das Klima zwischen Ärzten (und vor allem Studenten) und Pflege ist hier nicht so besonders gut.
Also: allen, die gerne ein breites Patientenspektrum sehen möchten und viel selber machen wollen (Eigeneinitiative!!!) kann ich die UCH der MHH nur empfehlen. Außerdem sind sowohl Prof. Krettek als auch Ober- und Assistenzärzte sehr nett und erklären gerne!
Wer allerdings hofft eigene (kleine) Operationen durchführen zu dürfen, sollte sich ein anderes Haus suchen. Das darf man hier nicht.
Zusammenfassend kann ich aber sagen: von Routinetätigkeiten wie Briefe schreiben (selten, wenn man möchte) über Wundversorgung und Verbände wechseln/visitieren bis hin zu Thoraxdrainagen selber legen (unter Anleitung), selbstständige Nahtversorgung von Platzwunden (nach einiger zeit auch ohne Anleitung) und ZVK-Anlage (etc., unter Anleitung) dürft ihr hier, wenn es sich ergibt, alles machen.
Ich hab richtig viel gelernt und Spaß hat es auch noch gemacht. Am Ende der beiden Monate war ich traurig, dass es schon vorbei ist.
Viel Spaß!
Anmerkung zum NEF:
Ihr braucht eine Verzichtserklärung für den Schadensfall, die ihr euch beim NEF-Fahrer holen müsst (ZNA, Fahrstuhl neben der Patientenanmeldung, 1. Stock, 1. Tür rechte Seite). Die muss vom ärztlichen Leiter der Notaufnahme (derzeit noch Prof. Hildebrand) unterschrieben und an den NEF-Fahrer zurück gegeben werden. Das ganze dauert etwa 1 Woche! Vorher dürft ihr nicht mitfahren, also frühzeitig dran denken. Außerdem nehmen euch manche Fahrer nicht mit Turnschuhen (und schon gar nicht mit offenen/hochhackigen Schuhen!) mit - wenn ihr keine Sicherheitsstiefel habt, vorher am besten nachfragen. Jacken kann man sich in der Regel leihen. Und, ich weiß es ist schade, aber: Kein Student darf auf dem Christoph 4 mitfliegen, die Bundespolizei erlaubt das aus versicherungstechnischen Gründen nicht. Nachfragen lohnt also nicht, glaubt mir, ich hab´s versucht ;-). Angucken kann man sich den natürlich trotzdem, die Sanitätet von der JUH und auch die Piloten der Bundespolizei sind sehr nett und erklären euch wenn sie Zeit haben bestimmt gerne das Innenleben des Hubis.
PS: die Fortbildungen sind relativ variabel sinnvoll (kommt auf die Abteilung an, die sie hält), aber erstaunlicherweise fallen sie nicht ständig aus!