Die bisher guten Bewertungen über Radebeul sind leider veraltet und treffen für die gegenwärtige Situation nicht mehr zu. Positiv ist zu sagen, dass alle, vom Assistenten bis zum Chefarzt, sehr freundlich sind, es gibt sehr gute Chefvisiten, bei denen man auch was lernen kann. Die Hälfte der Zeit gibt es wöchentlich eine Weiterbildung, die auch gut sind. Gelegentlich kann man auch Aszitespunktionen durchführen, selten Pleura- oder Knochenmarkspunktionen. In der Regel sind zwei PJler auf Station, die sich die Station teilen können, denn wenn man alleine ist, wird es brenzlig.
Es wurden in den letzten Monaten radikal Stellen gekürzt, häufig ist nur ein Arzt auf einer 42 Betten-Station eingeteilt, wenn jemand krank ist, ist halt keiner da. Der PJler ist dann allein auf Station. Früh geht es los mit Blutabnahmen, bis zu 20 Stück, was durchaus so lange dauern kann, dass man die Visite verpasst. Dann kommen noch Flexülen dazu, sodass man gelegentlich damit bis Mittags beschäftigt ist. Laut Schwestern sollen aber auch bis Mittag alle Zugänge aufgenommen werden und wenn man das nicht noch zusätzlich schafft, ist die Stimmung schlecht.
Neben Blutabnehmen und Patienten aufnehmen sind Aufklärungen eine der Hauptaufgaben. Manchmal liegen im PJ-Fach bis zu 20 Aufklärungen und man soll bspw. Patienten, die man nicht mal kennt & auch nicht weiß warum, denn man war ja bei der Visite nicht dabei, über Antikoagulation aufklären. Gewisse Ärzte machen die Aufklärungen auch selbst, nehmen auch Patienten mit auf und helfen, wenn viel zu tun ist, beim Blutabnehmen, andere überlassen dies fast komplett dem PJler.
Eigene Patienten betreuen ist zwar theoretisch möglich, praktisch aber kaum zu schaffen, wenn man nicht mal Zeit hat sie zu visitieren. Als ich das einmal kritisch bemerkte, hieß es nur: "Wer was lernen will, muss halt länger bleiben." Das kann ja nicht Sinn und Zweck der Sache sein.
In Zeiten mit weniger Arbeit hatte ich ein eigenes Zimmer und habe für die Patienten Untersuchungen angemeldet, Briefe geschrieben etc. Das war in den 16 Wochen vielleicht in ca. 1-2 Wochen der Fall. Ansonsten schreibt man die Briefe halt auf Zuruf, auch wenn man den Patienten nicht wirklich kennt. Die Arbeit des PJlers wird als total selbstverständlich hingenommen, man ist als Arbeitskraft eingeplant und nicht, wie es eigentlich sein sollte, zusätzlich da, manchmal auch bis 18 Uhr.
Studientage gibts 1/2 pro Woche, kann man sammeln und immermal einen Tag freinehmen. Gesammelt am Ende nehmen wird nicht gewünscht, ebenso Montags oder Freitags frei zu nehmen, weil da immer viel zu tun ist. Ist aber letztenendes in Rücksprache mit der Station doch möglich.
Zuschauen in der Funktionsabteilung ist theoretisch auch möglich (manchmal rief der Oberarzt sogar an, wenn er was Interessantes zu zeigen hatte), praktisch fehlt aber auch hier die Zeit dafür.
Das Verhältnis zur Pflege war durchwachsen, manche Schwestern waren super, aber überdurchschnittlich viele STÄNDIG am nörgeln und beschweren und meinten dem PJler Anweisungen geben zu müssen.
Insgesamt ist zu sagen, dass der Lerneffekt etwas auf der Strecke blieb, dafür kann ich jetzt sehr gut Blutabnehmen. Es hängt viel davon ab mit welchem Stationsarzt man zusammenarbeitet. Teilweise hat es auch richtig Spaß gemacht, aber an den meisten Tagen kam man sich vor wie die billige Arbeitskraft.