Chirurgie im Luisenhospital ... schwieriges Thema. Zwar habe ich es hinter mich gebracht, kann es jedoch niemandem empfehlen. Das liegt an mehreren Dingen. Ein Grundproblem ist sicherlich das Rotationssystem. Zwar bekommt man durch den Wechsel nach ca. 4 Wochen immer wieder neue Einblicke in die einzelnen Disziplinen, kommt allerdings durch den ständigen Wechsel nie über den Status eines Famulanten hinaus. Somit ist klar, dass sich die Arbeit auf Blutabnahmen, Verbandswechsel und Haken halten reduziert. Da sich die Arbeit auf Station auf diese Tätigkeiten beschränkt, ist eine Hauptbeschäftigung vor allem das Rumsitzen. Somit ist eine der größten Herausforderungen des Tages die eine Stunde, in der die Kantine geschlossen hat. Einen Aufenthaltsraum, wo die Möglichkeit zum Selbststudium gegeben wäre, gibt es nicht. Da bleiben nur die Stationszimmer, wo man Mangels Platz und PCs jedoch kaum Gelegenheit dazu hat. Zuschauen im OP wird zwar von den Operateuren erwartet und gerne gesehen, der Lerneffekt dabei ist jedoch gleich Null. Fragen werden, wenn überhaupt, meist nur einsilbig beantwortet.
Leider wird im Luisenhospital von den Assistenzärzten erwartet die Verantwortung über die PJler-Ausbildung auf Station zu übernehmen. Dass dies nur mangelhaft umgesetzt werden kann, liegt ganz und gar nicht an einem Mangel an Motivation. Vielmehr müsste die Lehre auch von den Oberärzten gelebt werden. Es macht z.B. keinen Sinn ein Zimmer von PJlern betreuen zu lassen und Fragen, Anliegen, Entscheidungen immer am PJler vorbei zu manövrieren. Außerdem fehlt komplett die Möglichkeit irgendwelche Soft-Skills zu erlernen. Diesbezüglich werden im Luisenhospital keinerlei Fortbildungen angeboten.
Um nicht alle chirurgischen Disziplinen pauschal zu verurteilen, hier ein paar Infos zu den einzelnen Fächern:
Gefäßchirurgie:
Nette Ärzte, Stationsschwester ein Drache. Dort finden sich die einzigen Ärzte die einen mal was Nähen lassen.
Unfallchirurgie:
Sehr nette Ärzte inkl. super Chef. Im OP ist man eher selten eingeteilt ... wenn, dann nur zum Gliedmaßen halten; Nähen Fehlanzeige. Dafür gibt’s einmal die Woche ein Seminar.
Allgemeinchirurgie:
Das Grauen. Mit Ausnahme weniger Ärzte, spiegeln sich in der Abteilung sämtliche Stereotype der Chirurgie wieder. Es fehlt komplett an Wertschätzung des PJlers. Ein "Bitte" oder "Danke" sollte man dort nicht erwarten. Der Umgang mit dem Pflege- und OP-Personal war hingegen super und hat geholfen den Aufenthalt in der Allgemeinchirurgie unbeschadet zu überstehen.
Außerdem gibt es noch eine interdisziplinäre, chirurgische Ambulanz. Dort macht die Arbeit wirklich Freude. Man kann selbstständig arbeiten und hat ausgiebig Patientenkontakt.