Viele Situationen, die in den vorhergehenden negativen Erfahrungsberichten beschrieben sind, kommen mir bekannt vor. Auch ich empfand das Tertial als nicht sonderlich lehrreich und rückblickend war es deutlich das schlechteste Tertial des PJs.
Es kommt sehr darauf an, auf welcher Station man landet (auf der man die ganzen 4 Monate bleibt) und mit welchen Ärzten man gerade zusammen arbeitet. Daher ist es schwierig, das Tertial fair zu bewerten, viele Ärzte verdienen eine 1, andererseits auch 1-2 Ärzte eine 6.
Mittlerweile gibt einen Blutabnahmedienst, der mal häufiger, mal weniger häufig anwesend ist. So muss man am Wochenende nicht jedes Mal alleine bis zu 30 Blutentnahmen bewältigen und sich dann noch vom Visitendienst-Arzt anhören, dass er nicht pünktlich um Mittag Feierabend machen konnte, weil die Laborergebnisse noch nicht da waren. Selbst hatte man dagegen manchmal wegen weiterer Aufgaben an den Wochenenden erst am Nachmittag zum ersten Mal Luft. Auch das Spektrum der PJler-Aufgaben wurde geschmälert.
Insgesamt besteht die Existenz der PJler im Missio darin, die Ärzte und die Pflege zu entlasten. Ohne PJler würde es sehr chaotisch zugehen, die Bemerkung dass im Sommer evtl. 2-3 Wochen gar keine PJler da sind, weil die Examensleute früher aufhören, löste unter den Ärzten Angst und Schrecken aus. Die meisten Aufgaben sind wenig lehrreich, benötigen nicht viel Hirn, dafür aber viel Zeit. Besonders wenn gerade wenige PJler da sind, kann es teilweise stressig werden, die Aufgaben in der Ambulanz und auf den 3 Stationen zu erledigen und man hat dann kaum Zeit, z.B die Patienten mitzuverfolgen. Als Gegenleistung dafür bekommt man relativ wenig erklärt und wird wenig in ärztliche Tätigkeiten eingebunden. Auch wird man nicht dazu geholt, wenn interessante Eingriffe auf Station durchgeführt werden (auf meiner Station zumindest war das so), z.B. Knochenmarkspunktionen; Krankenpflegeschüler dagegen schon. Geschweige denn diese einmal selbst zu machen. Wenn man nicht auf der Visite dabei sein konnte wegen anderer Aufgaben, wusste man natürlich nichts davon.
Es gibt 1-2 Ärzte, bei denen je nach Tageslaune die gutem Manieren zu wünschen übrig lassen: Famulanten anschreien („Was lernt ihr eigentlich an der Uni?!“) und vor dem Patienten mit der Tür knallen, weil sie es nicht geschafft haben, bei Adipositas Grad 3 eine Branüle zu legen, ist völlig daneben. (Der betreffende Arzt hat anschließend auch mehrere Versuche gebraucht…) Ebenso in einem „Lehrkrankenhaus“ von der Visite weggeschickt zu werden, weil es mit vier Studenten insgesamt „zu viele Leute“ sind. Natürlich nachdem man die zwei Stunden vorher durch Blutentnahmen seinen Dienst erwiesen hat.
Einge Pluspunkte gibt es aber auch: Sehr gute Fortbildungen (EKG mit Frau Dr. Geiser, Chef-Seminare, Radiologie-Fortbildungen). Gutes und kostenloses Mittagessen. Viel Freizeit durch frühen Feierabend und viel Kompensation für Wochenenddienste. Einige sehr nette Ärzte, die gerne etwas erklären und PJler mit Respekt behandeln. In der Ambulanz bekommt man gut Routine im Erheben von Anamnesen und Untersuchen von Patienten und hört/sieht auch viele pathologische Befunde. Leider kam es insgesamt nur 1-2 Mal vor, dass die Aufnahme anschließend mit einem Arzt besprochen wurde. Auch werden manche Pflegekräfte in der Aufnahme ungemütlich, wenn man am ersten Tag noch nicht so schnell ist und versuchen öfter, ihre Aufgaben an die PJler abzuturfen. Der Vorteil daran ist wiederum, dass man lernt schnell und effektiv zu arbeiten und auch mal Nein zu sagen.