PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spital Wattwil (8/2012 bis 12/2012)

Station(en)
C2
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Bochum
Kommentar
Trotz der sehr guten Bewertungen aus der Vergangenheit bin ich ohne jegliche Erwartungen nach Wattwil gekommen. Mein PJ-Tertial in der Chirurgie wuerde ich als "durchwachsen" bezeichnen. Einerseits wurde man in einem netten Team sehr gut aufgenommen, andererseits fand so gut wie keine Lehre statt und ich habe in den knapp 4 Monaten nahezu nichts dazu gelernt. Haeufig hatte ich auch den Eindruck, dass Unterassistenten als billige Arbeitskraefte angesehen und als Lueckenfueller im OP-Plan benutzt wurden. Die Assistenzaerzte haben sich oft fuer die beliebten OPs eingetragen, sodass man als Unterassistent die OPs bekommen hat, die vollkommen unbeliebt waren.
Ich moechte die Einzelnoten noch etwas begruenden:

Stimmung Station: 2

Die Stimmung unter den Aerzten in der Chirurgie war gut. Besonders mit den Assistenzaerzten war der Umgang schon freundschaftlich und wir wurden als Unterassistenten durchweg freundlich und respektvoll behandelt. Besonders toll fand ich, dass die Assistenzaerzte uns mehrmals privat zum Essen nach Hause eingeladen haben.

Kontakt zur Pflege: 2

Die Pflege war durchweg nett und bei Fragen immer hilfsbereit. Besonders das Team in der Notaufnahme/Tagesklinik war super. Aber auch auf Station wurde man als Unterassistent stets gut behandelt und auch akzeptiert.

PJ-ler Ansehen: 3-4

Der Punkt ist fuer mich schwierig zu bewerten. Einerseits wurde ich gut aufgenommen und auch freundlich behandelt, andererseits hatte ich auch oft den Eindruck, dass man fuer unangenehme Taetigkeiten (siehe OP-Verteilung) ausgenutzt wurde. Auch die Tatsache, dass ich nahezu nichts gelernt habe, laesst das Ansehen der PJ-ler sinken.

Stimmung Klinik: 2

Siehe oben

Unterricht: 5

Es fand (was die Chirurgie angeht) nahezu keine Lehre statt. Wenn ueberhaupt hat man mit einem Assistenzarzt mal ein Krankheitsbild aus einer Patientenuntersuchung besprochen. Ausser ab und zu mal einer Hautnaht im OP oder einer Kopfplatzwunde auf dem Notfall hat man auch praktisch nichts gelernt. Untersuchungstechniken haben wir uns per youtube beigebracht. Hier konnte man die AA aber durchaus fragen. Wer chirurgisch wirklich etwas lernen moechte, der sollte nicht unbedingt nach Wattwil gehen.

Betreuung: 4

Dadurch, dass Lehre ein Fremdwort war, kann man auch nicht von einer guten Betreuung sprechen. Die Assistenzaerzte waren bei Fragen jedoch immer zur Stelle. Haeufig wurde man fuer interessante Faelle aber nicht gerufen. Von den Oberaerzten fuehlte sich niemand wirklich fuer uns zustaendig (nett waren sie aber zu uns). Teilweise bekam man so sinnvolle Aufgaben wie "den Visitewagen mit Stiften und anderen Utensilien zu bestuecken" oder "Patientenakten zu schreddern". Sicherlich haette ich das auch mal gerne gemacht, wenn es auf der anderen Seite auch angenehme Aufgaben gegeben haette. Wenn man allerdings eine Aufgabe bekommen hat, war diese in der Regel vollkommen anspruchslos (Termine abmachen, Sachen einsortieren, Leute entlassen usw.)

Freizeit: 2

Wenn man ein Auto hat, kann man sich viele Staedte und auch Seen ansehen. Ansonsten kann man seine Freizeit fuer Wanderungen nutzen. Ein Unterassistent hat jeden Tag Pikettdienst und muss dann von 16 - 7:45 Uhr bzw. am Wochenende 24 Stunden lang erreichbar sein. Es kam auch durchaus vor, dass man nachts gerufen wurde. Fuer jeden Dienst gibt es einen halben Tag Kompensation. Das ist fair geregelt. Im Sommer ist in der Chirurgie deutlich weniger zu tun als im Winter. Das sollte man bei der Wahl des Zeitraumes beachten.

Lehre auf Station: 5

Gab es in der Chirurgie schlichtweg nicht. Wir haben dann Eigeninitiative ergriffen und daraufhin von Seiten der Anaesthesie und von einer netten und kompetenten Infektiologin jede Woche Fortbildungen bekommen, die wirklich auch sehr gut waren. Von Seiten der chirurgischen Abteilung gab es diese Fortbildungen aber nicht. Man wurde eher als Arbeitskraft angesehen; haeufig leider fuer unbeliebte Aufgaben. Daher kann ich diesen Punkt im Hinblick auf die Chirurgie auch nicht gut bewerten.

Insgesamt: 3-

Ich selbst habe nur geringes Interesse an der Chirurgie. Wenn man keinen Anspruch an Lehre stellt (dafuer aber an ein nettes Arbeitsklima) und einfach nur sein Pflichttertial hinter sich bringen moechte, kann man durchaus nach Wattwil gehen. Man sollte sich aber im Klaren darueber sein, dass man kaum etwas lernt und oft unbeliebte Arbeiten verrichten muss. Besonders im Rahmen der OP-Planung hat mich das wirklich sehr enttaeuscht. Staendig musste man bei den gleichen, langweiligen OPs assistieren. Vollkommen unverstaendlich ist fuer mich (und auch fuer die beiden anderen Unterassistenten, die zeitgleich mit mir dort waren), dass die Chirurgie im Spital Wattwil in der Vergangenheit derartig gute Bewertungen bekommen hat. Fuer eine 1 muss wirklich alles stimmen und vor allem darf die Lehre dabei nicht zu kurz kommen, was definitiv der Fall war. Freundlichkeit alleine reicht da bei Weitem nicht aus. Fuer das Examen haben wir nichts gelernt.

Eine Warnung noch:

Ich hatte im Rahmen eines Bereitschaftsdienstes mit dem leitenden Arzt der Viszeralchirurgie aus dem Partnerspital in WIL (Achtung: nicht WATTWIL) zu tun (OP-Assistenz bei einer naechtlichen Notfall-Laparotomie). Er hat mich dermassen unfreundlich und abwertend behandelt, sodass ich jedem empfehlen wuerde, eine Bewerbung als Unterassistent im Partnerspital WIL gut zu ueberdenken. Ich wurde vor meinem Dienst schon vor ihm gewarnt, meine Befuerchtungen hat er jedoch noch in negativer Hinsicht uebertroffen. Eigentlich haette ich das als Einzelfall abgetan, doch mir wurde gesagt, dass dies in der Vergangenheit schon haeufiger vorgekommen sein soll. Ein negativer und dies beschreibender Bericht sei auf seine Initiative hin von dieser Internetseite entfernt worden. In WATTWIL hingegen waren die Aerzte wirklich fast alle sehr nett und haben uns auch im OP meistens gut behandelt. Daher empfehle ich jedem, bei der Wahl des Spitals darauf zu achten, dass man in WATTWIL eingesetzt wird. Sowohl das Spital WIL als auch das Spital WATTWIL gehoeren zur sogenannten Spitalregion Fuerstenland Toggenburg.
Bewerbung
2,5 Jahre
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Rehas anmelden
Poliklinik
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
ca. 500

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3