PJ-Tertial Chirurgie in Kantonsspital Nidwalden (10/2012 bis 12/2012)

Station(en)
Stockwerk 3-4
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Vorweg kann ich sagen, dass ich sehr gerne am Kantonsspital Nidwalden in Stans gearbeitet habe und es dort als wertvolle Erfahrung nicht missen möchte. Es ist wirklich nur jedem zu empfehlen über den teils furchtbaren deutschen PJ-Tellerrand zu schauen!

Der Übersicht halber versuche ich mich kurz zu fassen und in Vor- und Nachteilen zu bewerten.

Vorteile:

- Das Kantonsspital ist erst vor kurzem modernisiert und dementsprechend auf neustem Stand. Das Arbeiten ist sehr effizient und in schöner Atmosphäre. Es gibt kaum Papierkram, so gut wie alles ist digitalisiert und wird im Computersystem erfasst. Es gibt bspw. keine "Kurve/Kadex", Anordnungen (Medikamente, Lagerung, Mobilisation, Blutentnahmen etc.) werden per Computerprogramm an das Schwesternzimmer geschickt.

- Die Schwestern, überwiegend Schweizer, sind erfrischend freundlich und beziehen einen UHU (PJ) gerne in Entscheidungen bzw. die ärztl. Arbeit mit ein.

- Die ärztl. Kollegen, überwiegend Deutsche, wirken sehr entspannt und haben einen netten Umgangston. Die Assistenten beantworten jede noch so doofe Frage und sind sehr nett und hilfsbereit zu den UHUs. Für die Oberärzte und den Chef des Spitals, Dr. Reminger, gilt das gleiche. Die Hierarchie ist bemerkenswert flach und der angenehmen Zusammenarbeit sehr dienlich.

- Die Arbeit eines UHUs ist festgelegt und gut strukturiert. Man nimmt Patienten auf, lagert die Patienten präoperativ, muss bei den überwiegend orthopädischen Operationen assistieren, schreibt Briefe für die Assistenten vor, erledigt Postgänge und hat chirurgischen Bereitschaftsdienst. Es wird auf eigenverantwortliches Arbeiten wert gelegt, sodass es man nach einer Eingewöhnungszeit selbst Patienten betreut.

- Der Bereitschaftsdienst (kurz "Dienst") wird unter den UHUs aufgeteilt. Bei mehr UHUs kann es sein, dass man nur einmal die Woche hat, bei weniger 3-4 mal. Im Schnitt hat man zwei Dienste pro Woche. Diese gehen von 16:30 bis zum nächsten Tag um 7:30. Meistens wird man zu außerplanmäßigen Ops gerufen, muss auf der Nothilfe aushelfen oder wird zur polizeilichen Blutentnahme geholt. Da der UHU bereits der 2. Dienst ist und der Assistenzarzt erst der 3. Dienst, kommt es für gewöhnlich vor das man alleine nachts mit dem Oberarzt operiert. Für jede poliz. Blutentnahme erhält man 35CHF (passiert 2-4/Monat).

- Jeder UHU muss für mind. 1 Woche auf der Nothilfe dem jeweiligen Tagesarzt helfen. Dies wird auch unter den UHUs des ganzen Hauses verteilt. Diese Aufgabe macht wirklich sehr viel Spaß, weil man dort den Patienten als erstes sieht und ihn quasi von Anfang bis Ende des Aufenthalts betreut.

- Arbeitskleidung wird kostenlos gestellt und gereinigt.

Nachteile:

- Man muss sich bewusst sein, dass man hauptsächlich orthop. Operationen mitmachen muss. Ursprünglich sollte ich ein chirurgischen (halbes) Tertial dort machen, habe jedoch hauptsächlich Hüft- und Knie-Operationen gesehen. Zu allgemeinchirurgischen/viszeralchirurgischen Operationen werden UHUs seltener gebraucht.

- Von den tollen 1200CHF Gehalt bleibt leider nicht sehr viel übrig. Irgendwie schafft es das Spital es einem wieder aus der Tasche zu ziehen. Nach steuerlichen Abzügen bleiben 1100 Franken übrig. Ich selbst war privat untergebracht, laut anderen UHUs zahlt man für ein Zimmer im Ärztewohnheim 400CHF/Monat. Das Mittagessen ist für UHUs nicht ermäßigt. Man zahlt tägl. 8,50CHF (kl. Portion: 6,50CHF). Für einen Parkplatz im Freien zahlt man 30CHF im Monat (Tiefgarage: 50CHF).

- Es gibt kaum Freizeit. Insbesondere bei wenig UHUs auf der Station ist man häufig durch Bereitschaftsdienste geblockt und kann kaum das tolle Freizeitangebot der Umgebung nutzen. Leider gibt es auch nur 1,5 Urlaubstage pro geleisteten Monat.

- Es handelt sich bei dem Spital um keine Uniklinik. Man sollte an offizieller Lehre (Kurse, Veranstaltungen etc.) nicht soviel erwarten. Einmal die Woche hat man die Möglichkeit per Skype mit anderen peripheren Spitälern eine Vorlesung an der Uni Zürich mitzumachen. Ansonsten gibt es im Haus eine Art Seminar in unregelmäßigen Abständen. Diese sind thematisch hauptsächlich internistisch gehalten.
Bewerbung
Man sollte sich am besten ca. 3 Semester vor Beginn bei Frau Siegrist unter christine.siegrist@ksnw.ch bewerben.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Botengänge (Nichtärztl.)
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
880

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
4
Betreuung
1
Freizeit
4
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.4