1.) Es gibt glaub ich Länder, in denen man lieber in einem Krankenhaus wäre. Südafrika ist Weltmarktführer bei HIV und TB, und da es sich beim Groote Schuur um ein öffentliches Krankenhaus handelt, sind das genau - und fast ausschließlich - die Patienten, die man sieht. MINDESTENS 50% haben HIV UND(!)/oder TB. Grade gegenüber letzterem scheint hier eine gewisse Resignation zu herrschen ("wir haben ja sowieso alle TB"). Apropos Resignation: Viele kommen hier erst, wenn alles zu spät ist, viele andere kommen immer wieder, weil sie ihre Medikamente (Insulin, ART, Antituberkulotika) nicht nehmen, und das System produziert mehr HIV- und TB-Infizierte, als irgendein Gesundheitssystem stemmen kann - Sisyphos lässt grüßen.
2.) Wie in Deutschland sind die Hauptaufgaben Blut abnehmen und Patienten untersuchen, über Diagnostik und Therapie entscheiden auch bei den oft angepriesenen "eigenen" Patienten meist andere. Aufgrund der Aufgaben kann man also auch an seiner Uniklinik in Deutschland bleiben mit sicherlich weniger Risiko für die eigene Gesundheit (s. Punkt 1).
3.) Die Organisation ist chaotisch, es gibt kein Computersystem, alles ist handschriftlich, ständig sucht man Patienten und ist aufgrund einer Unzahl - auch krankenhauseigener - Abkürzungen trotz guter Vorbereitung in Medizinenglisch oft "lost in translation". Man arbeitet übrigens nicht in dem schönen weißen Gebäude, sondern in dem grauen Betonklotz daneben. Der sieht von innen so aus, als wäre eine Renovierung seit 20 Jahren überfällig - das hat er übrigens mit dem weißen Gebäude daneben gemein.
Falls ihr keine hohe Frustrationstoleranz mitbringt und nicht gut im Durchwieseln seid (man kriegt schon auch ohne viel Anwesenheit seine Unterschrift) - Finger weg! Die meisten ausländischen Studenten seilen sich nach 1-2 Wochen ab. Ich hab mehr oder weniger erfolglos versucht, mit dem System klarzukommen. Wäre im Nachhinein lieber noch ein Tertial in die Schweiz gegangen.