Insgesamt ein wirklich gelungenes Tertial - retrospektiv sogar deutlich besser als das Tertial davor in der Schweiz.
Das gesamte Klinikteam gibt sich sehr viel Mühe einen als festes Mitglied in das Team zu integrieren. Dies fängt schon damit an, dass man wirklich alles gestellt bekommt - Wohnung (schön gelegen und nicht weit vom Klinikum), Essen (mit freier Wahl, Frühstück und Mittag), Kleidung sowie ein Fahrrad um zur Klinik zu kommen. Ab dem ersten Tag ist man über ein PJ-Telefon fest zu erreichen und wird dort auch regelmäßig angerufen. Der Kontakt zur Personalabteilung ist sehr herzlich, so dass bei Problemen oder ähnlichen immer schnell eine Lösung gefunden werden konnte. Auch der Kontakt zu den Ärzten war insgesamt sehr herzlich, so dass man auch Abends mal etwas unternommen hat. Unter anderem gab es auch jede Woche einen Fußballtreff, wo beide Geschlechter gerne gesehen waren und auch der Klinikchef der Unfallchirurgie den einen oder anderen Ball gekickt hat.
Nun zum eigentlichen medizinischen Teil:
Von Anfang an kriegt man eigene Patienten und wird ausreichend angeleitet diese eigenständig zu versorgen - von Medikamenten, über präoperative Vorbereitung und Aufklärung wie auch Wundbehandlung kann man dort alles lernen. Standardtätigkeiten wie Blutabnahmen und Zugänge legen, werden dort überwiegend von Servicekräften übernommen, so dass man nur ab- und an ranmuss (z.B. wenn man einen Nachtdienst mitmacht).
Sowohl auf Station wie auch in der Notfallaufnahme wird man als eigenständiger Mitarbeiter geschätzt - und von der Pflege zum Beispiel auch zu neuen Patienten bzw. Patienten mit Anliegen als Erster geholt (und nicht als dummer Student abgetan). Man darf jedoch trotzdem jederzeit die Bremse ziehen und Fragen stellen bzw. sich Dinge noch einmal zeigen lassen. Insgesamt durfte man so selbstständig arbeiten, wie man es wünschte: wen man sich dazu in der Lage fühlte, durfte man Behandlungspläne/Untersuchungen ansetzen bzw. nach Rücksprache anmelden und auch die Notfallversorgung (Nähen, Röntgen etc.) in Eigenregie übernehmen. In der Abteilung für Unfallchirurgie durften wir als PJ-ler sogar eine Station mit direkter Supervision eines Oberarztes komplett eigenständig betreuen - bei Rückfragen war dieser aber auch (per Du!) jederzeit zu erreichen und immer bereit kurz vorbeizukommen.
Was den OP angeht, so war man in der Viszeralchirurgie zwar auch oft als 3. Mann am Tisch, durfte dann jedoch meistens Nähen oder auch mal kleine Eingriffe (Hämatomausräumung, Dekubitus) selber machen bzw. bei der Laparoskopie die Kamera führen.
Die Zeit im OP der Unfallchirurgie, war wirklich (und das für jemanden, der nie Chirurgie machen wollte) großartig! Das Team der Unfallchirurgie (inklv. des Chefs) ist sehr jung und gerne bereit einem Dinge zu zeigen bzw. Sachen zu erklären. Hier durfte man unter guter Anleitung auch sogar Eingriffe selber machen (Drahtosteosynthese bei Radiusfraktur, Materialentfernungen, Arthroskopie selber mal als Erster kurz schauen). Sogar der Chef selber nahm sich einige Male Zeit einen zu Eingriffen anzuleiten (z.B. Schaftfrakturversorgung Humerus) und sorgte dafür, dass man auf dem OP Plan auch als 1. Operateur für einige kleinere Eingriffe vorgesehen wurde.
Insgesamt hatte ich am St. Elisabeth Hospital das beste meiner drei Tertiale, wobei es mir in der Unfallchirurgie etwas besser gefallen hat als in der Viszeralchirurgie, was unter anderem aber auch daran gelegen hat, dass die Unfallchirurgie mit viel Laufkundschaft in der Ambulanz für einen PJ-ler sehr viel mehr zu bieten hat, weil man so viel sehen und selber machen kann, was natürlich bei Patienten mit akuten Abdomen, die notfallmäßig in den OP müssen eher schwierig ist.
Was die Abteilung für Unfallchirurgie angeht, habe ich sogar als ursprünglich Nicht-Chirurgie-Interessentierter darüber nachgedacht mich dort zu bewerben. Ein Tertial dort kann ich daher nur ausdrücklich empfehlen!!!