Habe lange gezögert, diese Bewertung zu schreiben, aber es muss sein. Ist jetzt schon ein halbes Jahr her und der Zorn hat sich gelegt, dennoch bleibt die Bewertung katastrophal. Noch nie hatte ich ein derart schlechtes Praktikum.
Das Klima auf Station ist von Genörgel allerorts geprägt, die Zusammenarbeit nicht existent. Ein wirklicher Teil des Ärzteteams war ich nie und nur gut als "Blutsklave". An den meisten Tagen der Woche habe ich 8h (!) Blut abgenommen und Nadeln gelegt und gelegentlich einen Patienten aufgenommen. Da ich daher nie zur Visite mitkonnte, wurde ich dafür auch noch ständig angemotzt.
Okay, es war einfach kindisch, wie hier mit mir umgegangen wurde, aber es war das erste Tertial und ich hatte Angst mich zu wehren, da mir die betreuende Kollegin mit dem Oberarzt Druck machte und drohte dazu beizutragen, dass ich das PJ nicht bescheinigt bekomme. Es dauerte ein paar Monate und viele Gespräche mit andern Kollegen, bis ich merkte, dass es zu einem grossen Teil an der Stationsärztin lag, die mich manipulierte und schamlos ausgenutzt hatte.
Das Positive daran ist, dass ich gelernt habe, mir nicht alles bieten zu lassen und mich nie wieder erpressen zu lassen. Ausserdem kann ich jetzt recht gut Nadeln legen. Dennoch, ein kleines Wort des Dankes oder irgendein Nachfragen der andern Oberärzte wie es einem geht wären viel wert gewesen.
An vielen Tagen musste ich Wut und tränen runterschlucken, bevor ich in ein Patientenzimmer gegangen bin, um wenigstens für die Patienten etwas nettes sagen zu können, denn die waren die einzigen auf Station, denen es noch schlechter ging....
Ich weiss, es klingt megadramatisch und nach Selbstmitleid, das meine ich damit nicht. Es war nur absolut unzumutbar und ich war verzweifelt, weil ich nicht wusste, wie ich mich wehren konnte und mich hab erpressen lassen, weil ich es gut machen wollte. Auch die medizinische Versorgung mancher Patienten war grenzwertig... :(...
ABER: viele Kollegen nach mir waren schon dort und die meisten empfanden es als "okay". Nicht super, aber definitiv nicht annähernd wie bei mir. (Teilnahme an Visite, Regelmässige Besprechungen mit den Ärzten usw...)
Ich glaube ich musste diese Lektion einfach auf diese harte Tour lernen und durfte dadurch sehr wachsen, aber empfehlen würde ich es dennoch nicht, ich nehme an, das kann man jetzt besser verstehen...
