Ein tolles Tertial für Neuro-Interessierte UND Neuro-Neulinge!
Arbeitsweise/Alltag:
Die ersten Wochen war ich zum Kennenlernen und Einarbeiten in der Zuschauerrolle und eher als Helfer bei der Betreuung der Patienten mit einem Assistenten dabei.
Schon bald kann man (bei Eignung und ggf. Neuro-Famulatur zuvor sicherlich auch schon von Anfang an!) Patienten im Prinzip "ganz allein" aufnehmen, ab der initialen Anmeldung von Untersuchungen bis zum Entlassungsbrief selbstständig betreuen und bei OA- und CA-Visiten vorstellen. Dabei fühlt man sich jedoch zu keinem Zeitpunkt allein gelassen, denn bei jedem Patienten gibt es einen "Assistenten-Mentor", der einem sowohl bei allen Fragen weiterhilft, als auch regelmäßig nachschaut, ob alles Notwendige für die Patientenversorgung eingeleitet und nichts übersehen wurde. Man hat also nicht das Gefühl, überfordert zu sein - sondern fühlt sich als (bald) ärztlicher Kollege anerkannt und gefordert, viel und schnell dazuzulernen sowie auf Station verantwortungsvoll unter Anleitung zu arbeiten.
Der leitende Oberarzt bespricht jeden Patientenbrief am Entlassungstag persönlich mit dem Verfasser, so erlernt man immer besser das fachspezifische Vokabular und wichtige Details eines neurologischen Arztbriefs. Dabei bekommt man stets konstruktives Feedback, das einen sowohl bei Fehlern weiterbringt und bei Lob unglaublich in seiner Tätigkeit motiviert. Alles in allem, eine super Vorbereitung auf den Stationsalltag als junger Assistentarzt!
Es gibt Personal für Blutentnahmen, dieses ist aber wochenweise gelegentlich nicht für diese Tätigkeit verfügbar, sodass Ärzte und vor allem der PJler aktiv werden darf. Dann ca. 5-10 Blutabnahmen - durchaus machbar. :)
Eine Rotation auf die Stroke ist für einige Wochen vorgesehen.
Lehre:
Leider kam der Unterricht im gesamten Tertial deutlich zu kurz. Es finden nur teilweise PJ-spezifische Fortbildungen statt. Der wöchentliche Unterricht Donnerstag nachmittags ist meistens eine Fortbildung für die Ärzte und somit nicht auf das Examen oder PJ ausgerichtet. Außerdem fand dieser in meinem Tertial unglücklicherweise bisher aus unterschiedlichsten Gründen gar nicht statt. Der Unterricht von Dr. Keller zu Beginn des PJ-Jahres war aber sehr hilfreich und definitiv ein Prüfungsrepititorium.
Im Stationsalltag und bei Visiten mit OA/CA hätte ich mir persönlich mehr "bedside-teaching" oder differentialdiagnostische Fallbesprechungen gewünscht. Ehrlich gesagt gab es dafür im Klinikbetrieb aber eher keinen zeitlichen Rahmen. Leider rückt dadurch die eigenständige Vor-/Nachbereitung der eigenen Patientenfälle auf die Feierabende und den Studientag ohne Betreuung durch die "Lehrkräfte des KH", obwohl man vom Erfahrungsschatz der leitenden Ärzte hier definitiv profitieren würde.
Team:
Mit den meisten Kollegen des Assistententeams kommt man super zurecht! Natürlich ist jeder Charakter unterschiedlich, auch die Belastungsschwelle sowie die Umgangsart kann je nach Stresslevel und aktueller personeller Situation ggf. erheblich variieren wie auch sonst überall. :) Insgesamt sind aber alle gewillt, gut zusammenzuarbeiten.
Die Oberärzte sind freundlich und verhalten sich PJlern gegenüber stets korrekt.
Pflege:
Freundliches Miteinander, wenn auch einigen Kollegen nicht immer ganz klar ist, dass man sich in seiner Ausbildungszeit befindet. Häufig wird davon ausgegangen, man müsse doch alle Abläufe dieser Station kennen. Ganz unabhägig davon, ob es vllt deine 2.Woche in der Neurologie überhaupt und in diesem KH noch dazu ist. ;) Aber mit Humor und Freundlichkeit kommt man auch hier weiter. Nur schön auf dem Boden bleiben und gegenseitigen Respekt zeigen.
FAZIT:
1. Arbeitsintensives Tertial
(selbstständige Betreuung von parallel 3-4 Patienten, selbstständiges Briefe schreiben, dadurch auch mal Arbeitszeit bis 18/19Uhr auf freiwilliger Basis - Hilfe wird immer angeboten und man bei geringem Arneitsaufkommen früher heimgeschickt, auch mal auf anderen Stationen zu Peek-Zeiten mit Braunülen aushelfen - man ist der einzige PJler im gesamten KH!)
2. Lehrreiche Zeit, besonders hilfreich zum Erlernen von selbstständigem Arbeiten im neurologischen Stationsalltag
3. Etwas "chronischer Schmerz und Kribbelparästhesien zur Abklärung"-lastig, was das Patientengut angeht, wenn man sich für akute Neurologie interessiert
4. Kein aktives Teaching im Klinikalltag
5. Sicherlich ein angenehmer Arbeitsplatz für die Zeit nach dem Hammerexamen!
(in diesem Text wurde der Einfachheit halber das generische Maskulinum ohne Diskrimminierungsabsicht gegenüber PJlerinnnen, Assistentärztinnen und Oberärztin verwendet.)