Ich habe - als Jemand, der mit Chirurgie sehr auf Kriegsfuß steht - mit Schrecken erfahren, dass ich mein Chirurgie-Tertial 3 Monate auf der Trauma ableisten muss. In den ersten 5 Wochen waren wir noch zu viert auf der Station, die restlichen Wochen war ich allein. Innerhalb von 2-3 Tagen hatte das Team dann dafür gesorgt, dass ich so eingeteilt war, dass ich trotzdem nicht total überfordert war mit den anfallenden Aufgaben. Sehr entscheidend für mich zum Beispiel: Nachdem ich erwähnt hatte, dass ich den OP wenn möglich meiden möchte (mal abgesehen davon, dass man mir im OP meine Jungfräulichkeit sicherlich nur allzu sehr angemerkt hat), habe ich den nur noch allerwenigste Male von Innen gesehen. Mein Tag bestand also aus den morgendlichen BEs (das konnten dann durchaus auch mal 15-20 werden, allerdings nur 1-2 x/Woche, die restlichen Tage waren es dann wieder nur 2-8) und im Tagesverlauf auch mal aus einigen Flexülen die gelegt werden mussten (wobei es mir nie übel genommen wurde, wenn ich mal einen der Ärzte um Hilfe bitten musste, gerade auf der geriatrischen Seite war das ab und an unabwendbar für einen PJler im 1. Tertial). Ab 8 Uhr musste ich mich um die OP-Vorbereitungen in der Ambulanz kümmern (also den immer selben Anamnesebogen mit den Patienten ausfüllen und den kann man tatsächlich irgendwann nicht mehr sehen, Blut abnehmen usw), danach einselbes mit den Patienten auf Station (also wieder die Anamnesebögen) und danach konnte ich eigentlich frei entscheiden, wo ich hin wollte: Ambulanz (zuschauen, je nach Arzt wurde einem auch Vieles erklärt, Verbandswechsel, Fäden / Klammern ziehen), Rettungsstelle (dabei sein, BEs, Flexülen, Notaufnahmebogen vorbereiten), Station (da dann im Tagesverlauf eher nichts mehr zu tun), OP (kann ich wenig zu sagen, außer dass ich die OP-Schwestern größtenteils als sehr freundlich und hilfsbereit erlebt habe, ebenso den Umgangston unter den Ärzten). Für Leute die etwas Chirurgie-affiner sind als ich, gäbe es durchaus öfter die Möglichkeit zu nähen (sowohl im OP als auch in der Rettungsstelle).
Chefvisite immer mittwochs, ab dem Zeitpunkt an dem ich allein war, konnte ich der nur noch selten beiwohnen, da sich das mit der Zeit überschnitt in der ich in die Ambulanz musste. Wenn man dabei war, wurde es gern gesehen, wenn man einen Patienten vorstellte, der Chef stellt gern Fragen, ist dabei aber mitnichten furchteinflößend sondern erklärt einem die Dinge, wenn man sie nicht weiß.
Man konnte wenn man mochte der Röntgen-Demo beiwohnen, auch das wenn man allein ist aber etwas schwierig, da gerade morgens eben vieles ansteht.
Es gibt Pflichtfortbildungen im Skills-Lab jeweils von 15-18 Uhr (3x/Tertial Pflicht).
Arbeitszeiten: 7-16 Uhr, freitags 7-13 Uhr.
Entgegen meiner doch zugegebener Maßen vorhandenen Chirurgen-Vorurteile (v.a. durch die Viszeralchirurgen geprägt) wurde ich von Beginn an freundlich in das Team aufgenommen. Ich habe dann nochmal deutlich den Unterschied gemerkt zwischen der Zeit, die wir zu viert waren und der, in der ich dann alleine war, da wurde das ganze dann irgendwie nochmal deutlich persönlicher. Ich fand es sehr angenehm, dass Viele sich sehr schnell meinen Namen gemerkt haben (man muss halt bedenken, dass die PJler dort oft wechseln), bei einigen wenigen bin ich wohl bis zum Ende "Die PJlerin" geblieben, aber das haben die Anderen wett gemacht. Auch die Schwestern auf der Ambulanz waren unglaublich nett und hilfsbereit und dankbar wenn man seine Arbeit einfach ordentlich und zügig gemacht hat. Die Schwestern auf Station.. Naja. Da gab es solche und solche, aber das ist wohl leider fast immer so.
Am letzten Tag wurde ich beinahe tränenreich & mit Geschenk (!) verabschiedet und bin mit dem Gefühl gegangen, tatsächlich geschätzt worden zu sein. Ich glaube, das ist bei Weitem nicht selbstverstänlich im PJ und ich bin wirklich traurig, dass ich nicht auch meinen letzten Chirurgie-Monat noch in diesem wunderbaren Team verbringen kann. Danke für die Zeit!
Bewerbung
Ganz normal über die Uni, als Wunsch konnte die Klinik angegeben werden (nicht aber die Fachrichtung)