Zusammengenommen geben die letzten Berichte schon einen guten Überblick. Nichtsdestotrotz hier nochmal ein ausführlicher Bericht über mein PJ-Tertial am GZO Spital Wetzikon.
Zunächst zum Ort Wetzikon - dieser ist recht klein und auch nicht unbedingt besonders schön. Positiv hervorzuheben ist der sehr schöne Pfäffikersee, einmal rundherum ist auch eine ideale Joggingstrecke! In Wetzikon gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten - Migros, Denner und Coop sind direkt im Zentrum. Mit dem Auto oder der Bahn nach Uster ist es auch nicht weit, dort gibt es einen Aldi.
Bzgl. Bahn ist zu sagen, dass es sich auf jeden Fall lohnt direkt zu Anfang des Tertials das "Halbtax" zu besorgen, quasi das schweizer Bahncard 50 Pendant. Kostet etwa 175 Franken, rentiert sich aber, wenn man das Land erkunden möchte. Zürich ist in 20 min zu erreichen und das gesamte Zugnetz in der Schweiz ist sehr gut ausgebaut!
Wer mit dem Auto anreist, kann einen Parkplatz am Spital bekommen, dieser ist gratis und kostet lediglich Pfand (40 Fr.), den man am Ende zurückbekommt.
Derzeit gibt es ein Personalwohnheim mit WGs, zusätzlich mietet die Klinik Privatwohnungen in Wetzikon an. Es besteht momentan ein Engpass und mittelfristig soll auch ein neues Wohnheim gebaut werden. Das Gebäude mit Privatwohnungen in der Bahnhofstrasse, in dem auch ich gewohnt habe, wird wohl im Herbst 2014 abgerissen. Die Miete beträgt für alle Wohnungen nur 234 Franken, ist also sehr günstig und trägt dazu bei, dass man finanziell als Unterassistent in Wetzikon sehr gut abschneidet.
Zum Alltag als Unterassistent: Man ist entweder auf einer der beiden chirurgischen Stationen oder auf dem Notfall eingeteilt. Der Tag beginnt um 7:25 mit dem Morgenrapport. Daraufhin gehen erstmal alle zusammen ins Bistro zum Kaffeetrinken. Danach geht man je nachdem auf Station oder auf den Notfall oder auch direkt in den OP.
Auf Station läuft man auf Visite mit und schreibt den Verlauf, führt Telefonate, bereitet Briefe vor, die übliche Stationsarbeit eben. Manche Assistenten würden einen sicher sogar selbst allein visitieren lassen - oft ist man aber nur wenige Tage auf der gleichen Station und kennt die Patienten kaum, muss zwischendurch in den OP und dann evtl. noch auf den Notfall um dort auszuhelfen wenn es voll ist.
Eine der "wichtigsten" Aufgaben der Unterassistenten ist das Vorbereiten der Eintritte des nächsten Tages. Hierbei handelt es sich nicht etwa um das Aufnehmen von Patienten mit Erheben von Anamnese und Status sondern um schlichte Sekretärsarbeit. Man holt sich von der Tagesklinik die Papierakten der am folgenden Tag eintretenden Patienten und überträgt sämtliche wichtige Daten in Phoenix, die Kliniksoftware. Am GZO läuft alles elektronisch, auch die Kurven der Pflege und sämtliche Anordnungen laufen über den Computer. Jedenfalls nimmt man mit dieser Vorbereitung den Assistenten ein bisschen die Arbeit ab, lernt dabei aber selber kaum etwas.
Auf dem Notfall lernt man dagegen wirklich viel in kurzer Zeit. Ist man mit dem Ablauf erst einmal vertraut, kann man alleine Patienten betreuen, mit Assistenz- oder Oberarzt das Procedere besprechen, Bildgebung anmelden, Briefe selber schreiben, Wunden versorgen usw. Die Assistenten sind um die Unterstützung auch durchaus dankbar. Wenn der Notfall voll ist, bleibt allerdings selten Zeit für Erklärungen oder Supervision. Es ist eher ein "learning by doing" als strukturiertes Anleiten mit nur wenigen Ausnahmen bei den erfahreneren Assistenten. Hier liegt einer der Negativpunkte - die meisten Assistenten bleiben nur 2 Jahre am Haus, daraus ergibt sich eine hohe Fluktuation. Viele fangen am GZO auch ihre erste Stelle an, sodass eben einfach nicht die klinische Erfahrung da ist, auch noch dem Uhu etwas beizubringen. Insgesamt macht das Arbeiten auf dem Notfall aber trotzdem wirklich sehr viel Spaß. Ich habe versucht, möglichst viel Zeit hier zu verbringen.
Zum Mittagessen bin ich fast immer gekommen. Die Kantine ist wirklich eher ein Restaurant. Das Essen ist grandios und kostet als Menü zwischen 8 und 10 Franken.
Zu den Operationen am GZO ist zu sagen, dass viszeralchirurgisch die Standard-OPs gemacht werden, man sieht also viele Appendektomien, Hernien, ab und zu mal eine Sigma- und/oder Rektumresektion. Zudem wird bariatrische Chirurgie angeboten, sodass man gelegentlich dem Chef bei Magenbypässen und Sleeve-Gastrektomien assistiert. Man sieht sehr viele traumatologische OPs, von diesem Aspekt her war es fast eher ein Unfallchirurgie-Tertial. Zudem gibt es drei orthopädische Belegärzte, bei denen fast ausschließlich die Uhus assistieren, was auf die Dauer etwas lästig wird, da diese fast nur Knie- und Hüft-TEPs operieren.
Nun noch ein paar Worte zu den Pikett-Diensten. Jeder Tag, auch das Wochenende, wird von Uhus abgedeckt. Unter der Woche bedeutet Pikett, dass man nach regulärem Dienstende (16:50, aber der Nachmittagsrapport ist oft schon zwischen 16:15 und 16:30 zuende) erstmal auf den Notfall geht und dort hilft. Und zwar im Normalfall bis abends - das kann mal 18 Uhr sein, aber mal auch 22 Uhr und oft irgendwann dazwischen. Danach hat man Rufbereitschaft für Operationen in der Nacht (man wird aber wirklich nur sehr selten nachts angerufen, bei mir ca. 3-4 mal im ganzen Tertial). Am Wochenende hat man offiziell nur bis 12:15 Dienst, aber im Grunde gilt das gleiche - man ist bis abends auf dem Notfall und hat bis Montag Morgen Pikett. Man lernt während der Dienste durchaus viel. Aber man sollte eben wissen worauf man sich einlässt. Sind vier Uhus in der Chirurgie (wie zu Beginn des Tertials bei uns) hat man eben nur ca. einmal die Woche Pikett und ein Wochenende im Monat. Die zweite Hälfte des Tertials waren wir zu zweit, sodass man im Schnitt 3-4 Pikettdienste pro Woche und jedes zweite Wochenende Dienst hatte. Man gewöhnt sich mit der Zeit dran, natürlich ist das aber sehr anstrengend und nimmt einem - selbst wenn man mal früh rauskommt - die Flexibilität noch irgendwas zu unternehmen, da man ja immer innerhalb von 30 min im Spital sein muss. Positiv hervorzuheben ist, dass man für einen Wochenenddienst den Freitag davor, sowie den Montag und Dienstag danach frei bekommt. Sind nur zwei Uhus da, arbeitet man also häufig nur 3-4 Tage am Stück, da man ja die vielen Kompensationstage für die Wochenenden bekommt. Zudem bekommt man für einen Tag mit Pikett-Dienst 24h x 2.75 Franken extra, also 66 Franken pro Tag. Man verdient also noch mal ordentlich dazu. Ist man zu zweit, kommen nach Abzug von Miete und Steuern ca. 1400 Fr. zusammen.
Die Lehre kommt am GZO leider etwas kurz. Ab und zu bekommt man Erklärungen von Oberärzten oder Assistenten, im OP wird je nach Operateur auch schon mal etwas kommentiert oder Fragen gerne beantwortet. Einmal die Woche stellen die Assistenten ein Paper vor, was dann kurz diskutiert wird.
Strukturierten Unterricht gibt es aber nicht.
Insgesamt betrachtet war die Zeit am GZO trotz der hohen Arbeitsbelastung eine sehr schöne Zeit, vor allem aufgrund des sehr netten Teams sowohl von ärztlicher als auch pflegerischer Seite! Am GZO arbeiten übrigens sehr viele Deutsche. Ich habe aber nie ein negatives Wort gehört, sowieso ist die gesamte Belegschaft im Haus sehr freundlich! Der nette persönliche Kontakt zu den Assistenten und den meisten Oberärzten ist sicher einer der großen Pluspunkte am GZO. Als Vorteil größerer Spitäler wäre sicher noch zu erwähnen, dass durch die viel größere Zahl an Uhus an den Kantonsspitälern und das Zusammenleben in den dortigen Wohnheimen natürlich mehr Gelegenheit für soziale Aktivitäten miteinander gegeben ist.
Letzten Endes hatte ich eine sehr gute Zeit am GZO, wer ein entspanntes Chirurgie-Tertial mit möglichst viel Freizeit sucht, ist wohl woanders besser aufgehoben.
Bewerbung
Ca. 1,5 Jahre vorher, geht aber sicher auch deutlich kurzfristiger.