Ich hatte eine fantastische Zeit am Spital Rorschach und ich werde mich dort um eine Stelle bewerben.
Es herrscht trotz viel Arbeit ein super KLIMA unter den Mitarbeitern. Es ist ein kleines Spital, deswegen kennt man sich untereinander. Der Patient steht tatsächlich noch im Vordergrund und seine Anliegen werden wahrgenommen. Der Chefarzt der Inneren ist wirklich ein Vorbild eines Arztes, der nicht nur fachlich sondern auch menschlich beeindruckend bewandert ist. Sein Personal und die Patienten vertrauen ihm und stehen voll hinter ihm, was sich im ganzen Arbeitsklima wiederspiegelt.
LERNSPEKRTUM: Obwohl die Arbeitsbelastung mit 8-14 Patienten pro Assistent wirklich hoch ist, wird wert auf eine gute Ausbildung gelegt und bei den ein 1-2 täglichen Besprechung mit dem zuständigen Oberarzt wird sich meistens genug Zeit genommen um persönliche Fragen zu klären und so individuellen Unterricht zu halten. Als Unterassistent wird man langsam herangeführt und wird zunehmend mit verantwortungsvolleren Aufgaben betreut, ganz abhängig von den eigenen Vorstellungen. Es ist möglich Patienten komplett alleine zu betreuen und sie direkt in Zusammenarbeit mit dem Oberarzt zu behandeln.
Ein Vorteil an der zugegeben recht kleinen Größe des Spitals ist das Mitbekommen der kompletten Krankengeschichte der Patienten, von der Notaufnahme über die Teilnahme an den diagnostischen Untersuchungen bis zur Entlassung. Außerdem ist die direkte Kommunikation mit den Fachärzten anderer Abteilungen möglich. Das Patientenspektrum ist bunt gemischt zwischen geriatrischen, onkologischen, kardiologischen, pulmologischen, gastroenterologischen, nephrologischen und rheumatischen Patienten und von der psychosozialer Betreuung bis zur Aortendissektion ist alles möglich (wobei schwierige Patienten meist nach St. Gallen verlegt werden).
AUFGABEN: Ein typischer Tag beginnt um halb 8. Morgenrapport mit Rötgenbesprechung und meist Fortbildungen/ Journal Clubs/ Besprechung von Patientenfällen etc ist um 7.50 Uhr bis ca. 9 Uhr. Vor der Visite ist je nach Patientenaufkommen meist noch Zeit für einen gemeinsamen Kaffee mit dem Team. Dann beginnt die Visite, die bis etwa 12 Uhr dauert. Es folgt das gemeinsames Mittagessen in großer Runde mit spendierten Kaffee für die Uhu`s. Am Nachmittag laufen die Untersuchungen/ Anmeldungen für Konsile/ Berichte werden geschrieben/ Patienten aufgenommen/ Fortbildungen und Tumorboards/ Angehörigengespräche. Das alles kann man als Uhu mitmachen oder selber übernehmen, muss man aber nicht. Was zu den Aufgaben gehört sind eventuell anfallende MMS/ Schellong Teste, EKGs schreiben und aBGA abnehmen.
ARBEITSZEITEN: Feierabend macht man meistens dann, wenn der zuständige Assistent einen nach hause schickt, dass kann so zwischen 16 und 19 Uhr sein, je nach Arbeitsaufkommen. Teilweise bleiben die Assistenten auch bis 21/22 Uhr und gelegentlich habe ich ihnen mit bestellter Pizza dabei Gesellschaft geleistet. Die Überzeit dürfte prinzipiell kompensiert werden und jedem UHU der länger als 3 Monaten dort ist stehen 5 Urlaubstage zu. Ein Wochenenddienst pro Monat soll abgeleistet werden, was aber nicht besonders schlimm ist, weil diese auf dem Notfall meist sehr spannend sind und man die 2 Tage in der Folgewoche kompensieren kann.
Das PERSONALWOHNHEIM liegt direkt neben dem Spital und ist recht neu saniert und mit Gemeinschaftsraum und Terrasse und bietet gute Möglichkeiten um die Abende dort gemeinsam zu verbringen.
Der VERDIENST beträgt Brutto 1123 Franken, von denen etwa 80 Franken Sozialabzüge und 375 Franken für das Zimmer abgehen. Netto bleiben also etwa 675 Franken zum Leben, wobei man für das tägliche Mittagessen nochmal etwa 8-10 Franken rechnen sollte.
FREIZEIT: Zugegeben, in Rorschach steppt nicht gerade der Bär... Für abendliche Aktivitäten lohnt sich die Fahrt in das abwechslungsreiche St. Gallen. Ansonsten entschädigt der schöne Blick vom Stationszimmer über den Bodensee. Und im Sommer sicherlich Wandern/Radfahren und die Bademöglichkeiten am See. Im Winter ist Österreich nicht weit und es wird natürlich Ski gefahren. Ich würde jedoch den Sommer empfehlen, falls jemand die Wahl hat. Aber wer genauso viel Glück mit einem gutem Team und netten Mitbewohnern hat, langweilt sich auch im Winter nicht. Es ist immer etwas los!
Bewerbung
Prinzipiell bestimmt ca. 1 Jahr im voraus. Bei mir aber auch 4 Monate vorher problemlos möglich gewesen. UHUs sind immer willkommen und meist herrscht ein Mangel, weil die deutschen PJler so gerne kurzfristig vorher abspringen.
(Tatsächlich sind wir Deutschen in der Schweiz dafür bekannt, dass wir Stellen reservieren, die wir kurz vorher wieder absagen. Die Stellen werden dann nicht mehr besetzt und führen wirklich zu Problemen. Langfristig werden mehr Spitäler Gebühren verlangen und die Verträge vorher verbindlich abschliessen).