Ich war mit dem Tertial insgesamt sehr zufrieden, gebe insgesamt "nur" eine 2. Ich versuche hier mal alles differenziert aufzuführen:
In der Allgemeinchirurgie hat es mir richtig super gefallen. Alle sind total nett und nehmen einen herzlich ins Team auf. Die Assistenten bemühen sich, dass man so viel selber machen kann wie es eben geht und erklären super viel, es wird darauf geachtet, dass man viel mitdenkt und sich auch zunächst selbst Patienten anschaut und ein eigenes Zimmer betreut usw. Das hat dann richtig Spass gemacht. Ausserdem wurde viel gelacht und (fast) jeden Morgen gemeinsam gefrühstückt.
In der Notaufnahme hat man viel zu bieten bekommen und ich habe viele akute Krankheitsbilder gesehen und was fürs Leben gelernt. Auf Station war meist nicht zu viel zu tun, man durfte Drainagen ziehen und wurde ab und an mal für einen Zugang angerufen. Blutabnahmen werden komplett von der Stationssekretärin erledigt.
Im OP durfte man sich zu allen OPs mit einwaschen wenn man wollte und wurde vor allem zu Thyreoidektomien planmässig miteingesetzt. Die Einsätze im OP schwankten sehr stark: an manchen Tagen war man den ganzen Tag im OP eingetragen und eingesetzt, an anderen Tagen gar nicht. Ausserdem gibt es noch eine sehr nette CTA (chirurgisch-technische Assistentin) im Team, die im OP auch viel mithilft, wodurch sich die OP-Belastung ziemlich gut aufteilt.
Ich habe in der Allgemeinchirurgie an einigen Diensten teilgenommen und kann das wirklich nur weiterempfehlen. Man bleibt 24 Stunden da und hat dann am nächsten Tag frei, ist natürlich nicht gerade der beste Deal, da man das Geld für den dienstfreien Tag nicht bekommt. Ich habe in den Diensten immer viel gelernt und es hat mir grossen Spass gemacht nochmal andere OPs/Notfälle zu sehen, deswegen war ich gerne bereit das in Kauf zu nehmen.
Der Allgemeinchirurgie würde ich insgesamt eine 1 geben
In der 2. Hälfte des Tertials war ich dann in der Unfallchirurgie eingesetzt. In der Unfallchirurgie ist das Team auch sehr nett. Auf der Station werden viele Verbandswechsel gemacht und Drainagen gezogen. Hier wird man auch ab und an mal wegen eines Zugangs angerufen, Blutabnahmen werden auch von der Stationssekretärin erledigt.
In der Aufnahme ist immer viel zu tun, manchmal war es dort bei sehr hohem Patientenaufkommen dann etwas wuselig und man hatte manchmal das Gefühl nur etwas eingeschränkt mithelfen zu können, da wir als Studenten dort zB keine Röntgenbilder anmelden konnten und die BG-Fälle meist sehr komplex sind, sodass man an Tagen mit vielen Patienten dann eher das Gefühl hat einen Raum zu blockieren als Arbeit abzunehmen.
Meine Zeit in der Ambulanz dort war dann doch etwas beschränkt, da ich und die andere PJlerin, die mit mir in der Abteilung war, doch sehr sehr viel im OP eingesetzt waren. Also eigentlich war jeden Tag min. eine OP zu der wir eingeteilt waren, meist eher mehrere/Tag in mehreren Sälen, sodass wir nicht selten den ganzen Tag im OP verbracht haben – das ist natürlich nur eine Momentaufnahme der 2 Monate. Die Unfallchirurgie hat im Gegensatz zur Allgemeinchirurgie auch keine CTA/studentische Hilfskraft, die im OP aushelfen können, weshalb sie vor allem bei knappem Personal auf Studenten angewiesen sind. Ich hatte dabei nicht, wie es in anderen PJler-Berichten geschrieben wurde, das Gefühl nicht in den OP zu „müssen“- es ist natürlich eine unserer Aufgaben Haken zu halten aber eine Wahlmöglichkeit hatten wir eigentlich nie wenn wir in den OP abgerufen wurden. Da war eine Duokopfprothese zu assistieren doch wichtiger als ein Seminar, das war dann doch ein bisschen schade. Es bemühten sich aber alle einen im OP nach Interesse möglichst viel machen zu lassen (das war auch in der Allgemeinchirurgie so) – das war wirklich super
Was ich in dem Tertial wirklich schade fand war die Situation bezüglich der Seminare. Ich hatte in den 16 Wochen ca. 6-8 Seminare. Es gibt eigentlich einen Plan, welcher Oberarzt wann Seminar hält und es ist ein Seminar/Woche angesetzt und wir Studenten rufen dann die Oberärzte an wann/ob das Seminar stattfindet. Ich fand vor allem schade, dass wir als Studenten jedem Seminar teilweise 2-3 Wochen hinterher telefoniert haben und es dann doch nicht stattfand (das trifft auch nicht auf alle Oberärzte zu). Die Lehrsituation an sich war super, da immer viel erklärt wurde – aber es führt eben zu Frust wenn Seminare, die strukturiert nochmal Grundlagen behandeln- und wenn sie stattfanden auch super waren- trotz Bemühungen unsererseits nicht funktioniert haben.
Ich würde das Chirurgie-Tertial in Gütersloh trotzdem auf jeden Fall weiterempfehlen. Es gibt schliesslich immer etwas, das noch verbessert werden kann.
Das Essen (Frühstück und Mittagessen) ist umsonst und echt super. Man kann sich aus dem OP/von den anderen PJlern mittags auch etwas zurück stellen lassen. Die Unterkunft in den beiden PJler-WGs ist auch richtig super.