OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
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Kommentar
Das Tertial am KCMC hat mich sehr bereichert.
Leider war die Sprachbarriere zu Patient_innen größer als zuvor gedacht und auch wenn ich vorort Kiswahili-Unterricht hatte, war es mir nicht möglich selbstständig ein Aufnahmegespräch zu führen. Mit Unterstützung durch tansanische Student_innen ist das zwar möglich, auf Dauer jedoch keine befriedigende Lösung.
Am KCMC gibt es kein strukturiertes Programm für internationale Student_innen, was verschiedene Gründen hat(Sprachbarriere, unterschiedliche Ausbildung, unterschiedliches weit vorangeschritten innerhalb der Ausbildung der Internationals,...). Dadurch habe ich maximale Freiheit erlebt, das heißt, ich konnte Stationsarbeit machen, Patient_innen aufnehmen, Patient_innen in der Ambulanz untersuchen, im OP assistieren, die Abteilung wechseln (ich habe zwei Wochen in der Orthopädie/Unfallchirurgie und eine Woche an einem kleinen Distriktkrankenhaus verbracht - für einen tieferen Einblick in das tansanische Gesundheitssystem unbedingt empfehlenswert!),... Auf der anderen Seite bedeutete das aber auch, dass ich keine speziellen Aufgaben hatte und mir Arbeit und Lernmöglichkeiten suchen musste. Das kann cool sein, kann auf Dauer aber auch demotivieren.
Das KCMC ist als Universitätsklinikum sehr bedeutsam und speziell. Ihr werdet hier also nicht die durchschnittliche medizinische Versorgung in Tansania kennenlernen. Ebenfalls zu beachten ist, dass die meisten Menschen für die Versorgung im Krankenhaus selbst bezahlen müssen. Viele kommen, unter anderem weil sie von den Kosten abgeschreckt sind oder diese nicht bezahlen können, erst sehr spät ins Krankenhaus. Ihr werdet also Krankenheiten im weit fortgeschrittenen Stadium erleben.
Tropenmedizinische Erkrankungen sind aufgrund der geographischen als auch ökonomischen Lage Moshis und der Region nicht so häufig. Und wenn dann auf der Inneren zu finden. Ihr werdet jedoch, auch in der Chirugie, regelmäßig auf Patient_innen mit HIV und/oder Tuberkulose treffen.
In der Allgemeinchirurgie werden Patient_innen mit verschiedenen Krankheitsbildern betreut und verschiedene OPs durchgeführt: Schädel-Hirn-Trauma, Hämorrhoiden, Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, Schilddrüsen-OPs, Ileus, Mastektomien,...
Viel gelernt habe ich über unterschiedliche Auffassungen und Bedeutungen von Gesundheit, Krankheit, Medizin und Tod im Leben und Alltag der Menschen. Ich habe ein anderes Gesundheitssystem kennengelernt mit anderen Ressourcen und anderen Wegen der Allokation.
Diese Perspektivwechsel waren unglaublich bereichernd und jeder_m zu empfehlen.
Ich habe also eher 'soft skills' und die Sprache gelernt. Klinisch-Praktische Fähigkeiten eher weniger.
Für mich hat sich das Tertial am KCMC auf jedenfall gelohnt. Seid euch jedoch im Vorfeld bewusst, was ihr lernen wollt.
Ich wurde sehr freundlich aufgenommen, sowohl von Klinikleitung und Ärzt_innen als auch von Student_innen.
Die Arbeitsatmosphäre war sehr gut und sehr kollegial. Student_innen werden als zukünftige Kolleg_innen betrachtet. Und auch sonst gibt es Feedback nicht nur im negativen Falle, sondern auch im positiven.
Besonders ist mir aufgefallen: Ärzt_innen sind motiviert zu unterrichten, Sachverhalte zu erklären, Eingriffe zu demonstrieren,... Die Visite wird als 'teaching ward round' verstanden und kann dann auch mal vier Stunden dauern.
Sowohl die Stationsorganisation als auch die Patient_innenbetreuung erscheinen manchmal undurchsichtig und unstrukturiert. Das erschwert ab und an Diagnostik und Therapie.
Arbeitsbeginn ist um 07:30 Uhr mit der Morgenbesprechung. Diese dauert zwischen einer und zwei Stunden. Danach Station, Ambulanz oder OP. Pausen und Dienstschluss konnte ich selbst bestimmen. Das heißt manchmal war ich gegen zwei raus aus dem Krankenhaus, manchmal bin ich aber auch bis in die Nacht geblieben.
Einmal in der Woche findet eine zentrale Fortbildung statt und einmal in der Woche werden Forschungsprojekte des Klinikums vorgestellt. Beinahe täglich gibt es klinikinternen Unterricht für die Student_innen, die gerade in der Klinik sind.
Ihr seid auf dem Doctor's compound untergebracht. Gemeinsam mit bis zu sechs anderen Internationals teilt ihr euch einen Bungalow. Eventuell teilt ihr euch zu zweit ein Zimmer. Die Bungalows sind gemütlich, nur auf zeitweilige Stromausfälle müsst ihr euch einstellen.
Es gibt auch die Möglichkeit Kiswahili-Unterricht zu nehmen. Das macht die alltägliche Kommunikation und auch den Kontakt zu Patient_innen einfacher. Mir hat es viel Spaß gemacht, die Sprache zu lernen!
Moshi ist eine sehr ruhige Stadt. Die vielen Tourist_innen sind meist wegen des Kilimanjaro oder der Nationalparks hier, nicht wegen der Stadt. Vor allem die Umgebung ist also interessant: Wasserfälle, heiße Quellen und eben der höchste Berg des Kontinents und diverse Nationalparks,...
Bewerbung
Ich hatte mich ein Dreivierteljahr im Voraus beworben. Ich denke, es ist aber auch kurzfristiger möglich. Falls keine Antwort auf eure E-Mail zurückkommt, einfach nochmal freundlich erinnern.
Zurzeit ändert die Regierung die Immigrationgesetze. Macht euch also vorher schlau, wie lange ihr bleiben dürft, wieviel das kostet,... Das könnt ihr auch beim International Office des KCMC nachfragen.