PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in St. Thomas Hospital London (2/2016 bis 4/2016)

Station(en)
Station für Oberer Gastrointestinaltrakt (Upper GI)
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Bonn
Kommentar
Warum London? Andere Sprache/Menschen/Gesundheitssystem kennenlernen; Erfahrung sammeln, Persönlichkeit ausbauen; Pipapo

Unterkunft: Entweder über die Uni-Unterkünfte, die über ganz London verteilt sind. Ich war in den Great Dover Street Apartments, welches so zentral lag, dass ich in 20min zu Fuß am St. Thomas Hospital war. In 25 min ist man auch mit dem Bus da, aber ich bin gerne zu Fuß gelaufen und lief somit auch nicht Gefahr in den morgendlichen Berufsverkehr zu kommen. Eigenes Zimmer mit eigenem Bad plus Gemeinschaftsküche von insgesamt rund 6 anderen Zimmern für knappe 1000 Euro im Monat. Wohlgemerkt zentralste Lage. 5min Fußweg zu Borough Market, 2 min zu Borough Station, 8min zu KingsCollege Guys Campus und London Bridge. Bushalte direkt vor der Tür. Auf meinem Flur lebte eine chinesischer Frau, die v.a. am Wochenende die Küche in chinesische Düfte gelegt hat. Ansonsten waren noch 3 chinesische Studentinnen auf dem Flur und ein muffeliger grumpy Typ so mitte 20, der „Morning“ so muffelte, dass es wie „Moin“ klang und ich am ersten Tag dachte, ich hätte nen nordischen Jung da. Nun jut insgesamt gibt es aber auch Flure die das typische Studentenleben wiederspiegeln, je nach dem was man sucht, kann man also Glück oder Pech haben. Ich war zufrieden mit meiner China-Küche :D Ansonsten gibt es einen großen Gemeinschaftsraum mit TV und Kicker sowie Billiard und Klavier etc. Dann noch einen Lern/Computerraum sowie einen Laundry-Room. Einmal die Woche wird einem das Zimmer gesaugt und jeden Tag der Mülleimer geleert sowie ne neue Klopapierrolle hingelegt (je nach Bedarf). In der Küche muss man übrigens sein Geschirr und Topf/Pfanne sich selbst besorgen oder eben mit den Mitbewohnern absprechen.

St. Thomas Hospital:
Geile Lage. Direkt anner Themse, gegenüber der BigBen, nebenan direkt das London Eye. Hab mich in der Mittagspause immer auf die Westminster Bridge gestellt und das gute Wetter (ich hatte Glück) mit nem Kaffee genossen. Essen kostet Geld. Im Mitarbeiterrabatt zum Beispiel die Chilli con Carne mit Reis und extra Käse drauf 4,40 pounds.

Ich war einem Consultant (Fach/Oberarzt) zugeteilt, mit dem ich meine Zeit dort verbracht habe. Grundsätzlich kann man auch rotieren und hat viele Freiheiten.
Man darf viel machen und assistieren. Habe mich oft wie ein Assistenzarzt gefühlt, der angeleitet wird zu operieren.
Montag: "Day Surgery" Ambulante Operationen, viele Hernien (offen und lap) aber auch Abszesse und Not-OPs
Dienstag: "main theatre" aufwändigere und längere Operationen
Mittwoch: "main theatre" aufwändigere und längere Operationen
Donnerstag: mein Studientag. Habe ich für mich entschlossen. Ich bin auch mal versuchsweise an nem anderen Tag nicht gekommen. Die Ausrede die ich parat hatte, muss ich nie anwenden. Grundsätzlich ist das Motto: Du kommst hier hin um etwas zu lernen. Willst du nix lernen, erkunde London und habe Spaß, alles gut.
Freitag: Sprechstunde. Hier heisst es Patientengespräch führen, untersuchen und vorstellen. Mit mir waren oft auch andere Londoner Studenten, die sehr gut im Patienten vorstellen waren. Die Sprechstunde hat mein Englisch betreffend am meisten gebracht. Im OP hat man ja eigentlich nur bisschen Kaffeeklatsch mit den Chirurgen und Schwestern, aber in der Sprechstunde eben strukturierte Gespräche. Auch das Präsentieren der Patienten war schon immer ne kleine Schwäche von mir und konnte ich so bisschen dran feilen. Die Ärzte wollen den Patienten hier in eine nette Story gepackt bekommen: "Das ist Frau Beispiel, 29 Jahre alte Mutter von 2 Kindern, wohnhaft in Peckham und von Beruf gelernte Krankenschwester...." Ich war es aus Deutschland eher gewohnt mich auf das aller relevanteste zu beschränken und dann auf Nachfragen der Ärzte einzugehen.

Im Haupt-OP gibt es ne kleine Cafeteria mit Buffet, was ein billiges "echtes englisches Frühstück" umfasst. Billig leider auch von der Qualität des Essens her, aber im OP is man ja froh, dass man da überhaupt an warmes Essen rankommt, ohne sich aus dem OP-Bereich bewegen zu müssen.

Auf Station habe ich entweder die Visite mitgemacht oder den Junior-Doctors, die hier auch fleißig am Streiken sind, ein bisschen bei Blutentnahmen und bissl Schreibarbeit unterstützt. Grundsätzlich ist man aber besser im OP aufgehoben, finde ich. Wenn man Bock drauf hat. Kann auch auf Station sein oder eben London genießen. Jeder will hier echt nur dein bestes.

Mein Consultant macht in nem anderen Krankenhaus auch noch die Gastroskopien von den Patienten, die er selber operiert. Da war ich dann auch mit dabei. Konnte leider selber nicht spiegeln, weil die meisten Patienten Pathologien hatten, wo die Gefahr einer Perforation erhöht war. Vielleicht lassen die Studenten auch nicht so gerne ans Gastroskop. War mir auch nicht so wichtig nachdem mein letzter Block in der Gastroenterologie war xD

Kleiderordnung: Smart. Ja wusste ich auch nicht "wie smart" das dann de facto sein soll. Habe mich für die schicke smart Variante entschieden und war auch gut so. Sprich Hemd, schicke Schuhe (schwarz), schicke Hose mit nettem Gürtel. Kittel kriegt man theoretisch da. Hab ich nie getragen. War ja auch meistens im OP. Und in der Sprechstunde hat es keinen gejuckt.

Insgesamt habe ich viel gelernt. Alle Chirurgen der Allgemeinchirurgie waren unheimlich nett, offen und lehrreich/freudig. Ich war auch öfters bei anderen Chirurgen im OP und es ist selbstverständlich, dass ich mit an den Tisch darf. Man bekommt vor der OP häufig Sachen nochmal genau erklärt oder ein kleines Anatomie-Quiz gestellt, in dem man nochmal die wichtigsten Fakten der OP abarbeitet. Alles mega locker und nett.

London bietet Unmengen an Kultur und Freizeitangebot. Museen sind fast alle umsonst (zumindest die Hauptausstellungen). Weiterhin kann ich das Fitnessstudio "TheGym" empfehlen weil gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und die coolste Boulderhalle ist "TheArch-Biscuit Factory" oder "TheArch-Building One".
Cambridge ist nett anzusehen. Bei gutem Wetter wohlgemerkt, sonst so mittelprächtig schätze ich.
Borough Market sollte man sich geben (bei Borough die "o"s wie ein A aussprechen, also gesprochen dann "Bara"). Ach und so die großen Sightseeing Dinger nimmt man ja eh mit, falls man es noch nicht gesehen hat. Tate Modern Museum ist ganz nett. An Restaurants kann ich das indische "dishoom" empfehlen, japanische Ramen-Soup gibt im Shoryo und und und... London ist für mich ein Paradis an Bars und Restaurants gewesen, gönnt euch, nicht zu viel auf den Preis achten. Definitiv sollte man bei gutem Wetter auf den Primrose Hill laufen und von da aus dann vielleicht noch nach Camden Town weiterziehen. Oh und die ganzen Weinbars sind zu empfehlen (Vagabond zum Beispiel). BrickLane sollte man auch mal abgelaufen sein.

So et reicht, viel Spaß.

Achso man braucht zum Fortbewegen mit Bahn und Bus ne Oyster-Card. Da lädt man Geld druff. 2,40 pro Bahnfahrt, Umsteigen inklusive und 1,50 für Bus glaube ich. Ich kann empfehlen viel zu laufen. Ist in London sofern man zentral wohnt gut möglich und man kann so den Verkehr umgehen.
Bewerbung
Läuft über die Universität. Dort einfach auf der Internetseite nach dem Bewerbungsverfahren schauen. Am Kings College London wurde ein Motivationsschreiben gefordert, was ich als positiv empfunden habe, da man ebenso an vielen zentral in London gelegenen Unis eine nicht-rückerstattbare Bewerbungsgebühr von 100-200 Pounds zahlen muss. Bewerbung ca. ein halbes Jahr vorher in Angriff nehmen.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Chirurgische Wundversorgung
Poliklinik
Botengänge (Nichtärztl.)
Braunülen legen
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.73