ALLGEMEINES
Ich bin mit meinem Tertial Innere in Rendsburg sehr zufrieden gewesen. Man wurde als PJler bei einem gewissen eigenen Einsatz sehr gut in das Team integriert. Alle Mitarbeiter waren sehr nett und es herrschte eine sehr gute Atmosphäre in der Klinik. Bei Problemen konnte man sich jederzeit an die Stations- oder Chefärzte wenden. Außer dem Stationsalltag kann man auch die Zentrale Notaufnahme kennenlernen und dort relativ autonom arbeiten. Jeder PJler bekommt in Rendsburg sein eigenes Telefon und einen eigenen IT-Zugang. Arbeitskleidung (außer Schuhe) wird ebenfalls gestellt. Das Essen war herausragend und die Mitarbeiter der Küche sehr freundlich. Es gab 3-4 Menüs pro Tag plus Salat und Nachtisch. Am Freitag ist immer "Pommes-Tag". Man kann sich so viel nachnehmen, wie man möchte. Das Essen und die Getränke ist für PJler komplett kostenfrei. Man kann dort auch morgens ab 7 Uhr für unter 1 Euro frühstücken (die Aussicht ist sehr schön!). Normalerweise arbeitet man von 7.30 - 16.00 Uhr. Am Freitag hat man als PJler um 14.00 Uhr Schluss. Ein Nachteil ist der Rendsburger Straßentunnel und die damit verbundene Standzeit morgens im Stau. Wenn man jedoch vor 6.30 Uhr in Kiel losfährt, schafft man es meist locker bis zur Besprechung morgens in Rendsburg zu sein. Im Großen und Ganzen überwiegen die Vorteile aber komplett.
AUFGABEN
Zu den Aufgaben auf Station gehörte das allmorgendliche Blutabnehmen und Braunülen legen (hielt sich aber in Grenzen). Bis zur Visite konnte man dann in den verschiedenen Funktionsbereichen (z.B. Gastro, Kolo, Bronchoskopie, ERCP, Sono, Echo, Herzkatheter) reinschauen. Dann fand meist bis zum Mittagessen Visite statt, bei der man auch selber Patienten übernehmen und in Absprache mit dem Stationsarzt alleine visitieren konnte. Einmal die Woche findet auf den Stationen die Chefarztvisite statt, die man als PJler bei Bedarf dann auch leiten kann. Nach der Visite wurden die Außenlieger visitiert und dann ging es meist mit dem jeweiligen Stationsarzt zum Mittagessen. Danach hat man für seine eigenen Patienten die Arztberichte getippt bzw. diktiert oder Befunde von anderen Ärzten angefordert. In der Röntgenbesprechung kann man auch seinen jeweiligen Assistenten vertreten und die Patienten alleine allen Oberärzten vorstellen. Nachmittags wurden dann Funktionsuntersuchungen wie z.B. BGAs, Ergometrie oder Punktionen durchgeführt. Des Weiteren fand jeden Nachmittag nochmal eine Kurvenvisite mit dem Oberarzt statt.
ZNA / DIENSTE
In der ZNA kann man nach Anleitung relativ schnell autonom arbeiten und Patienten alleine anamnestizieren und komplett körperlich untersuchen. Nach Bedarf legt man auch selber Braunülen oder nimmt arterielle BGAs ab. Nach erfolgreichem Absolvieren des EKG-Kurses kann man dann bei Bedarf auch die EKGs alleine befunden. Nach Anamnestizierung und körperlicher Untersuchung stellt man dann seine Patienten nochmal dem jeweiligen Arzt vor und bespricht nochmal alle von einem selbst erhobenen Befunde. Weiterhin kann man dann eine Verdachtsdiagnose äußern und weitere diagnostische Maßnahmen vorschlagen. Dienste gehen unter der Woche von 16.00 - 22.00 Uhr für einen Tag und am Wochenende von 8.00 - 20.00 Uhr für zwei freie Tage. Diese Konditionen kann man jedoch sicher nochmal mit dem Chefarzt verhandeln. Dienste sind prinzipiell immer sehr gerne gesehen und die Assistenten freuen sich auch immer sehr. Man kann außerdem sehr viel lernen. Nach Absprache mit den jeweiligen Diensthabenden können auch zwei PJler gleichzeitig Dienst machen. Nach dem Dienst kann man am nächsten Tag seine Patienten selbst in der Frühbesprechung vor allen vorstellen.
GROBER TAGESABLAUF
7.30 Uhr - Morgenbesprechung mit allen Assistenten, Oberärzten und Chefärzten --> Besprechung der Patienten aus dem Dienst/Vorkommnisse
8.00 Uhr bis 9.30 Uhr - evt. nicht geschaffte Blutentnahmen oder Braunülen, sobald man fertig war sonst in die Funktion
9.30 - ca. 12 Uhr - Visite mit Übernahme eigener Patienten und eigenen Anordnungen unter Supervision des Stationsarztes, einmal die Woche jeweils Oberarzt- und Chefarztvisite, bei denen man seine Patienten eigenständig vorstellt und visitiert
ca. 12 - 13.30 Uhr - Visite der Außenlieger auf anderen Stationen, Mittagessen
13.30 - 14.30 Uhr - eigene Briefe schreiben, ggf. PJ-Unterricht
14.30 - 15.00 Uhr - Röntgenbesprechung
15.00 - ca. 16.00 / 16.30 Uhr - tägliche Kurvenvisite mit dem Oberarzt, ggf. Funktionsuntersuchungen, ggf. Anträge ausfüllen/Briefe schreiben
FORTBILDUNGEN
Jeden Mittwoch und Donnerstag findet in Rendsburg ein durch Oberärzte geführter PJ-Unterricht statt (meist Innere und Neurologie). Dieser ging meist von 13.30 - ca. 15.00 Uhr. Manchmal konnte man sich nach Absprache mit den jeweiligen Oberärzten auch Themen wünschen. Es gab praktische Unterrichtseinheiten (z.B. einen Sonografiekurs oder die Anwendung und Dosierung von Insulin an praktischen Beispielen) aber auch theoretische Stunden.
Jeden Dienstag fand morgens ein EKG-Kurs statt. Dieser ist sehr zu empfehlen und war ein absolutes Highlight des Tertials. Der Kurs war sehr lehrreich und informativ und geht über 14 Wochen mit abschließender Übungseinheit und "Prüfung". Man kann dann auch selbst gesammelte EKGs mitbringen und diese mit dem Oberarzt und den anderen Studenten auswerten. Nach dem Kurs fühlte ich mich in der Lage, EKGs selbstständig zu bewerten und einen Befund zu erstellen. Des Weiteren hat mir der Kurs durch die Anekdoten des Oberarztes auch einiges für mein späteres Berufsleben beigebracht.
Ca. alle zwei Wochen fand ein Repetitorium statt (nicht nur Innere sondern auch Chirurgie oder Anästhesie). Diese gingen meist den ganzen Tag und reichten von mehreren Vorträgen über praktische Übungen wie Reanimation und Intubation auf der Intensivstation. Des Weiteren gab es im Anschluss meist nochmal eine Radiologie-Fortbildung zum jeweiligen Thema.
PRO:
- sehr nettes, junges, engagiertes Team
- bei Interesse kann man viele Aufgaben übernehmen und wird intensiv ins Team eingebunden
- eigene Patienten visitieren
- eigene Leitung der Chefarzt- oder Oberarztvisite wenn gewünscht
- relative Autonomie in der ZNA
- meine Meinung zählt auch bei den Assistenten (Engagement und Mitdenken ist erwünscht)
- ganz toller EKG-Kurs
- viele Fortbildungen und Repetitorien auch aus anderen Bereichen (auch praktisch)
- man kann tageweise auch in anderen Fachabteilungen nach vorheriger Absprache hospitieren
- eine Hospitation bei den Rettungsdiensten ist möglich
- super leckeres Essen
- eigenes Telefon
- eigener Zugang zu dem Computerprogramm
- 373 Euro Gehalt
- Fahrgemeinschaften möglich
CONTRA:
- keine Rotation auf Intensivstation möglich, da diese anästhesiologisch geführt wird
- Rendsburger Straßentunnel (ist hoffentlich bald mal fertig)
- keine Studientage
FAZIT:
Ich hatte vor dem Tertial kein wirkliches Interesse an Innere und muss sagen, dass mein Tertial in Rendsburg mich eines besseren belehrt hat. Ich habe wieder Spaß an dem Fach und habe mich wirklich auch sinnvoll eingesetzt und gebraucht gefühlt. Alle waren sehr nett und ich habe mich während meines Tertials sehr wohl gefühlt. Ich kann ein Innere-Tertial in Rendsburg wirklich mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
Bewerbung
Über www.pj-sprechstun.de bzw. über die Uni Kiel meldet man sich zu den üblichen Bewerbungszeiten an.