Mein Chirurgie-Tertial in Chur hat mir insgesamt gut gefallen und ich würde es Chirurgie-Interessierten auf jeden Fall weiter empfehlen.
Pro:
+ nettes, kompetentes junges Team mit hohem Frauenanteil auch in leitenden Positionen
+ Zentrumsspital der Südostschweiz mit entsprechend vielen Kliniken, Mitarbeitern, Fällen
+ flache Hierarchien zwischen Unterassistenten, Assistenten und Oberärzten
+ feste Einplanung als Assistenz im Op
+ 1 Monat Rotation auf den Notfall: grösster Lernerfolg und selbstständiges Arbeiten im 2- bis 3-Schichtmodell
+ wöchentliche Fortbildungen zum einen klinikintern als auch extra für Unterassistenten
+Vergütung von 1000 CHF brutto (netto bleiben nach Sozialabgaben und je nach Wohnsituation ca. 500-600 CHF übrig)
+ 3 Monate Arbeit, Bescheinigung des von der Uni gewünschten PJ-Zeitraumes
+ günstiges und spitalnahes Wohnen im Personalwohnheim (3 Möglichkeiten: 1.) Haus Liechtenstein - 5er WG, teilen von Küche und Bad; 2.) Fontana - 12 Leute auf einem Gang, teilen von Küche und Bad; 3.) Schwesternwohnheim - wohnen auf einem Gang mit mehreren Leuten, Gemeinschaftsküche, eigenes Bad; insgesamt sind alle Wohnheime gut und man wohnt mit anderen Unterassistenten/Klinikmitarbeitern zusammen)
+ Freizeitgestaltung: jedes freie Wochenende fühlt sich mitten in den Bergen wie Urlaub an, im Sommer gibt es zahlreiche Wander-/Sport-/Bade-/Ausflugsmöglichkeiten rund um Chur und im Winter laden die nahe gelegenen Skigebiete ein
+ viele weitere Unterassistenten als Kollegen, die einem die häufig langen Arbeitstage versüssen
Contra:
- eher schlechtes Ansehen deutscher Studenten bei gebürtigen Schweizern (jedoch nicht unter den Unterassistenten)
- für den doch grossen Arbeitsaufwand relativ geringe Vergütung (Mehr-/Wochenend-/Nachtarbeit wird nicht vergütet)
- wenig Lehre durch schweizer Oberärzte, in der Regel muss man mehrmals aktiv nachfragen, um etwas erklärt zu bekommen
- die Hauptaufgabe auf den Stationen: Eintritte (Neuaufnahmen)
- lange Arbeitstage, z.B. auf der Notfallrotation im 2-Schichtsystem von 7.30-18.00 Uhr bzw. 18.00-7.30 Uhr (wobei man nachts sobald nichts mehr zu tun ist schlafen gehen kann und angerufen wird, wenn man als Assistenz im Op gebraucht wird); Arbeit dann auch am Wochenende
- ungleiche Verteilung des Arbeitsvolumens der Unterassistenten auf den verschiedenen Stationen (z.B. sehr sehr viele Eintritte pro Tag auf der Urologie, wenig zu tun auf der Neurochirurgie)
- keine freien Tage (jedoch insgesamt 3 Monate und Bescheinigung des gesamten PJ-Zeitraumes)
Für diejenigen die ihr Chirurgie-Tertial möglichst schnell hinter sich bringen möchten würde ich die Stelle als Unterassistent/-in in Chur aufgrund der langen Arbeitstage und festen Einteilung im Op-Plan eher nicht empfehlen. Hat man jedoch Freude an chirurgischen Fächern, wird einem das Tertial in Chur gut gefallen. Toll ist wirklich, mit anderen Unterassistenten aus der Schweiz und Deutschland zusammen zu arbeiten! Und auch die Erfahrung in einem anderen Gesundheitssystem/Land zu arbeiten kann ich jedem Studenten empfehlen.
Bewerbung
Bewerbung im Sekretariat für Chirurgie (Karin Belz) per Email ca. 1-2 Jahre im Voraus oder kurzfristig vor Tertialbeginn (Achtung: Start in Chur immer nur zum 1. eines Monats möglich).