Unser 8wöchiges PJ Tertial an der National Taiwan University Hospital (NTUH) in Taipei hat uns super gut gefallen und wir würden es jedem weiterempfehlen. Die Kombination aus spannenden und lehrreichen Operationen in einem hochmodernen Krankenhaus, einem wunderschönen Land und netten Menschen hat uns echt überzeugt.
Wir haben mit der Organisation unseres halben Auslandstertials ca. 1.5 Jahre vorher angefangen, wahrscheinlich wäre ein kürzerer Zeitraum auch möglich gewesen. Unsere Hauptansprechpartnerin für alle Fragen war I-wen Chang, ihre Kontaktdaten findet ihr auf der Website vom NTUH. Sie antwortet manchmal mit etwas Verzögerung auf Emails, ist aber grundsätzlich sehr bemüht und zuverlässig. Auf der Website des NTUH werden chinesisch Kenntnisse für die Bewerbung vorausgesetzt. Auf Anfrage schien es aber kein Problem zu sein, dass wir kein chinesisch konnten. Natürlich wäre es in manchen Situationen besser gewesen, auch die Landessprache zu beherrschen, letztendlich haben wir uns mit Englisch aber ganz gut durchgeschlagen. In Taiwan hat es sich durchgesetzt, dass die medizinische Fachsprache Englisch ist. Alle Patientendokumente sind daher auf Englisch, was für uns eine große Hilfe war.
Unterkunft.
Uns wurde eine sehr teure Unterkunft vom Krankenhaus angeboten (ca. 600€ pro Monat pro Person für ein geteiltes Zimmer). Wir haben uns dann aber aus Kostengründen etwas günstigeres gesucht und sind auf ein nettes Airbnb gestoßen. Wendy (Name auf Airbnb) vermietet Apartments in unterschiedlichen Preisklassen in ganz Taipei, wir haben eines in Ximen gemietet, wo wir uns richtig Zuhause gefühlt haben nach den 8 Wochen. Ist übrigens auch eine richtig coole Gegend für junge Leute mit vielen Bars und Einkaufsmöglichkeiten.
Ablauf im Krankenhaus
Am NTUH ist man einem Professor zugeteilt, dem man in der Zeit begleitet. Wir verbrachten jeweils 4 Wochen in der chest bzw. general surgery und 4 Wochen zusammen auf der heart surgery. In der chest surgery kümmerte sich Prof. Hsu sehr gut um mich, mit ihm zusammen bin ich auf ward rounds, in den OP und in die outpatient clinic. Er ist wirklich sehr bemüht um seine Studenten und hat alles getan, um uns einen möglichst schönen Aufenthalt zu ermöglichen. In der General surgery und der heart surgery musste man sich eher selbständig um sein Tagesprogramm kümmern, was natürlich auch seine Vorteile hat. Die Ärzte dort waren lockerer und wir konnten gehen wann wir wollten.
Generell haben wir abhängig von den einzelnen Stationen zwischen 7.00-9.00 Uhr angefangen, je nachdem ob man an den Morgenbesprechungen teilnimmt oder nicht. Diese sind meistens au f Chinesisch, allerdings gibt es in der Regel englische Powerpoint-Folien, so dass man doch mitbekommt, worum es geht. Wir waren am Anfang auch bei der ward round dabei, die meist aber ganz auf Chinesisch war und daher wenig lehrreich für uns. Manchmal waren gab es aber taiwanesische Studenten, die einem, einiges auf Englisch übersetzt haben.
Es ist interessant, um das taiwanesische Gesundheitssystem besser kennenzulernen. Ein paar Mal waren wir auch bei den Outpatients dabei, je nach clinic variiert hier aber auch der Lerneffekt. Deswegen sind wir am Ende einfach nur noch zu unterschiedlichen OPs gegangen.
Krankenhaus.
Das NTUH ist ein hochmodernes und großes Klinikum. Leute aus ganz Taiwan kommen hier her, um sich operieren zu lassen. Die Technik ist auf dem neuesten Stand, es gibt fast jeden Tag eine DaVinci Operation oder andere Spezial-Verfahren. Für Chirugie-Interessierte wirklich lehrreich, man kann bei vielen abwechslungsreichen Operationen zuschauen. In der chest surgery habe ich zum Beispiel ein ganz neues Verfahren zur laproskopischen Lungentumorresektion gesehen, in der Herzchirugie konnten wir auch bei angeborenen Herzfehler-Operationen zuschauen, die wir wahrscheinlich so einfach nicht in Deutschland gesehen hätten. Auch eine Leber-, Nieren- und Herztransplantation hat zu unseren Highlights gehört. Das Programm war richtig abwechslungsreich. Im Gegensatz zu Deutschland sind die meisten Operateure sehr nett und erklären auch viel während der OP.
Wir waren schon oft auf uns selbst gestellt, gerade in der heart surgery ist Selbständigkeit wichtig. Aber mit der Zeit bekommt man auch heraus, welchen Studenten man nach dem OP Programm fragt und welche Ärzte einem dann in der OP am meisten erklären.
Das tolle am NTUH ist, dass man sich selbst aussuchen kann, wie viel man hier mitnehmen will. Operationen laufen den ganzen Tag, wenn man interessiert ist, hat man hier also ein tolles Programm. Wir sind meistens bis zum Mittagessen geblieben, manchmal auch länger, je nach Operation und hatten so noch Zeit, Taipei zu erkunden.
Nun noch kurz etwas zum Land und den Leuten. Taipei ist eine aufregende Großstadt, so ähnlich wie New York, nur noch viel sauberer ☺ Es gibt ein super ausgebautes Metrosystem, mit dem man ganz einfach in der ganzen Stadt herumkommt. Es gibt viele spannende Viertel und immer wieder etwas Neues zu entdecken. Das taiwanesische essen ist hochgelobt, wir fanden es manchmal etwas mühsamer als Vegetarier. Kurze Distanzen und ein gut ausgebautes Transportsystem machen es einem einfach auch sehr gut möglich an den Wochenenden das Land zu erkunden.