Die ersten 6 Wochen verbringen die meisten PJ-ler auf Station. Der Tag begann mit der Frühbesprechung um 8 Uhr, dann stehen sind sowie fast überall morgens Blutentnahmen und Nadeln legen, das schafft man nicht immer vor der Visite, ist aber nicht schlimm, dann macht man halt danach weiter. Ein paar mal haben mir auch die Assistenten geholfen, wenn es wirklich viel Blut war, insgesamt hielt es sich aber in Grenzen, muss wohl am Fach liegen. Auf der Privatstation war bei der Visiste immer auch ein Oberarzt dabei, je nach dem wer es war, haben sie gern auch Fragen gestellt, ein bisschen geprüft und immer viel erklärt. Auch die Assistenzärzte haben immer und auch von sich aus während der Visite viel erklärt. Je nach Oberarzt hat die Visite auch mal etwas länger gedauert, war aber immer sehr lehrreich. Wenn man während der Visiste bereits ein bisschen ärztliche Kurvendoku macht, freuen sich die Assistenzärzte, wird aber keinesfalls erwartet. Man hat fast immer genug Zeit, sich Befunde noch mal anzuschauen etc. Nach der Visiste macht man meistens Aufnahmen, also Anamnese und körperliche Untersuchung, natürlich mit Fokus auf die Haut. Die Patienten werden dann dem zuständigen Assistenzarzt vorgestellt, wenn man will kann man aber seine aufgenommenen auch größtenteils selbst betreuen, also dem Oberarzt vorstellen, sich zusammen mit den Ärzten ein Therapiekonzept überlegen, Untersuchungen anmelden oder selbst durchführen, Anordnungen treffen, die Kommunikation mit dem Patienten übernehmen und den Entlassbrief diktieren.
Zusätzlich freuen sich die Stationsärzte, wenn man auch bei ihren Patienten mal eine Doppleruntersuchung macht, eine Hautstanze oder -spindel entnimmt, ein Debridement macht oder so. Ich wurde aber immer sehr nett gefragt, ob ich gerade Zeit habe.
Ich hatte meistens einen eigenen Arbeitsplatz im Arztzimmer wurde sofort als Teil des Teams behandelt. Obwohl die Stationsärzte gelegentlich ziemlich viel zu tun haben, herrschte im Arztzimmer immer eine ganz gute und vor allem kollegiale Stimmung, man leidet zusammen und nicht jeder für sich. Wir sind immer gemeinsam Mittag essen gegangen und haben auch unabhängig von der Medizin gute Gespräche geführt. Auch wird man selbstverständlich eingeladen, wenn die Assitenzärzte privat mal abends was machen.
Die nächsten 6 Wochen wird man in einen der Bereiche eingeteilt, bei mir war das glücklicherweise die Ambulanz. Dort gibt es jeden Tag einen Arzt, der für die Patienten ohne Termin zuständig ist, also die "Notfälle" (soweit es die halt in der Derma gibt), am besten immer an den hängen! Ich saß ein paar Tage daneben um die Abläufe kennen zu lernen, dann hatte ich wann immer möglich ein eigenes Zimmer und konnte selbstständig Patienten aufrufen und danach dem Assistenzarzt vorstellen. Da habe ich mit Abstand am meisten gelernt, was Blickdiagnose und Klinik von dermatologischen Patienten angeht. In der Ambulanz hat man zwar durch die vielen Patienten, die auch öfter mal schon etwas länger warten, ein bisschen mehr Zeitdruck als auf Station, aber auch hier war immer Zeit für Fragen und für gegebenenfalls Tipps und Verbesserungsvorschläge seitens der Assistenzärzte. Auch in der Ambulanz macht man viele Hautbiopsien, also lokale Betäubung, Spindeln/Stanzen und dann zunähen, das kann ich jetzt definitiv ;)
Die letzten vier Wochen des Tertials kann man sich aussuchen, wohin man möchte. Da ich am Ende noch zwei Wochen Urlaub gemacht habe, bin ich in der Ambulanz geblieben, ich war nur noch einen im OP. War für den einen Tag ganz cool, man darf auch hier kleinere Sachen selbst machen, aber viel länger hätte ich das nicht gebraucht. Große, wahnsinnig spannende OPs hat man halt in der Derma nicht wirklich, das muss man ehrlicherweise sagen.
An Lehrveranstaltungen gibt es einmal wöchentlich ein sehr gutes Seminar zu unterschiedlichsten Themen, allerdings erst ab drei Studenten und wir waren die meiste Zeit nur zu zweit, deshalb gibt es dafür nur eine 3. Wenn man will kann man unter dem Semester gelegentlich die Seminare der Blockpraktikanten besuchen.
Insgesamt habe ich mich für Derma als Wahlfach entschieden, weil es einem sehr häufig begegnet und ich keine Ahnung davon hatte. Das hat sich grundlegend geändert. Ich werde wahrscheinlich auch weiterhin kein Dermatologe, aber ich glaube, mit den meisten dermatologischen Diagnosen komme ich mittlerweile gut zurecht, ich würde fast sagen, besser als der Großteil der einweisenden Ärzte.
Es war wirklich jeder bemüht, mir was beizubringen, die Assistenzärzte untereinander sind ein sehr nettes Team und alle Ärzte behandeln und respektieren einen auch als angehenden Kollegen. Man wird gefordert aber nicht überfordert und darf in vielen Situationen die Arbeit eines fertigen Arztes machen. Einziger Wermutstropfen ist dass aus bestimmten Gründen in der Derma gefühlt noch mehr Wert als anderswo auf DRGs, Mindest- und maximale Liegedauer, Aufnahme-Soll etc. gelegt wird. Das betrifft aber die Ausbildung auf keinen Fall, die war spitze.