Rahmenbedingungen:
Während des PJs in Kempten wird recht viel geboten: kostenlose Unterkunft in einem "PJ Haus" mit 18 weiteren Studenten (eigenes Zimmer mit Waschbecken, Küche und Bad auf dem Stockwerk für je 6 Personen, Putzfrau, Parkplätze, drei kostenfreie Waschmaschinen, Trockner, Fahrradkeller), kostenfreies Parken im Klinik-Parkhaus, kostenfreies Frühstück und Mittagessen, Gehalt von 370€. Es gibt 2-3/Woche Seminare mit Themen quer durch die Medizin, insbesondere das Radiologieseminar war spitze!
Die in der PJ-Broschüre der homepage versprochene Allgäu-Walser-Karte gibt es für PJ-ler aus Kempten NICHT!
Tertial:
Die Güte des Tertials Innere Medizin hängt, wie immer, von den aktuellen Assistenz- und Oberärzten ab. Ich selber war mit max. einem weiteren PJ-ler auf den Stationen Gastro und Pneumo eingeteilt. Dort herrschte jeweils ein sehr angenehmes Klima, Blutentnahmen wurden teiweise zwischen PJ-lern und Assistenzärzten aufgeteilt und ich wurde nicht einmal von der Pflege angerufen, um eine Nadel zu legen o.Ä. Trotzdem musste man teaching und eine aktive Beteiligung an der Visite einfordern. Erklärungen waren auf Nachfrage ausführlich und auch am Krankenbett wurde einiges gezeigt, doch wie erwähnt, musste man fast IMMER nachfragen und Lehre war nicht selbstverständlich. Auf Eigeninitiative konnte ich auch "eigene" Patienten übernehmen, d.h. von der Aufnahme über die Visite, Vorstellung bei der Chefarztvisite bis hin zum Entlassbrief - nach Rücksprache mit dem jeweiligen Assistenzarzt - alles selbst übernehmen. Im gesamten Tertial hatte ich etwa 10 "eigene" Patienten.
Die Oberärzte der Gastro haben uns PJ-ler ehrlichgesagt nicht beachtet und auch in der diagnostischen Abteilung bei Gastro- und Coloskopien nicht eingebunden, wenig erklärt und auch auf Nachfrage durfte ich nicht einmal das Coloskop bedienen. Das Verhältnis zur Pflege war in der Gastro recht gut!
Der Oberarzt der Pneumo hingegen war sehr um Lehre bemüht, hat viel erklärt und gefragt und bei Bronchoskopien durfte ich regelmäßig nachbronchoskopieren.
Für die PJ-Studenten wurde einmalig ein kostenfreier ACLS-Kurs zum Erwerb des Zertifikats "ACLS-Provider" angeboten. Dieser Kurs ist wohl in einigen europäischen Ländern Voraussetzung für eine Bewerbung um eine Assistenzarztstelle.
Notaufnahme:
Für insgesamt vier Wochen war jeder PJ-ler der Notaufnahme zugeteilt. Dort habe ich von Aufnahme, über Diagnostik (EKG, Sono, arterielle BGA) und Entlass- oder Verlegungsbrief nach Rücksprach mit dem Oberarzt der Notaufnahme alles selbst gemacht. Während dieser Zeit habe ich extrem viel gelernt, endlich Routine im EKG auswerten, Röntgenbildern und BGAs bekommen. Gelegentlich habe ich auch in der Unfallchirurgie mitgeholfen und genäht, im Schockraum geholfen (eigentlich mehr geguckt ;-)) und im Winter viele Skiunfälle betreut.
Zusammenfassend hat das Tertial in Kempten sehr viel Spaß gemacht und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Dennoch musste ich Lehre, Erklärungen und Tätigkeiten neben Blutentnahmen und Nadeln legen nahezu täglich einfordern!