Das Tertial in der Chirurgie in Wismar war mein letztes nach meinen Tertialen in der Inneren (Houston, TX) und Dermatologie (Uni Heidelberg). Und gleich mal vorneweg: ich kann das Absolvieren des Chirurgie-Tertials dort uneingeschränkt empfehlen. Das Team ist wunderbar, da ist wirklich keiner dabei, der einem das Leben schwer macht. Im Gegenteil: man weiß dort die PJ-ler zu schätzen. Ich hatte nie das Gefühl, noch Student zu sein, sondern habe mich stets als vollwertiges Teammitglied gefühlt. Anfangs macht man das, was man sich zutraut und auch im OP wird einem viel Geduld entgegengebracht. Ich, der wenig bis kaum Erfahrungen im OP hatte (nur von Famulaturen), kann am Ende behaupten, dass ich die Prinzipien der Chirurgie verstanden habe. Und darum geht. Es geht nicht um reines Faktenwissen (was man da zweifelsohne auch vermittelt bekommt), sondern um ein grundlegendes Verständnis, welches jeder Arzt haben sollte, egal in welchem Fachgebiet, um chirurgische Patienten primärversorgen und weiterleiten zu können. Falls man OPs liebt, kommt man auf jeden Fall auf seine Kosten. Falls nicht, lassen die Oberärzte mit sich reden. Es wird viel gelacht und gescherzt. Das Team besteht in der Konstellation schon seit vielen Jahren, ein Zeichen für das gute Funktionieren. Kleinere Genervtheiten oder Sticheleien gehören dazu und haben den Grad des Unterhaltsamen nie überschritten. Mein Humor und ich haben uns sehr gut aufgehoben gefühlt! Die Hierarchie ist nicht starr, jeder Arzt (auch, oder besser gesagt vor allem der Chefarzt) ist nahbar und zugänglich. So wirklich hervorheben kann man keinen, weil man dann die anderen auch alle hervorheben müsste. Wobei man natürlich schon sich seine Favoriten hat (meine sind CA Thomas und OÄ Vogts). Und zum ersten Mal hatte ich am Ende des Tertials das Gefühl, eine Station auch weitgehend alleine managen zu können. Die OberärztInnnen sind immer erreichbar (es sei denn sie stehen gerade im OP) und geben viel hilfreiches Feedback. Man darf sehr viel eigenständig arbeiten und das sollte man auch unbedingt nutzen. Vor allem in Hinblick auf die Aufnahme meiner Assistenzarzttätigkeit empfinde ich das Tertial dort als außerordentlich bereichernd und vorbereitend. Und nicht nur das: man sieht und macht so viel, dass das mündliche Examen in Chirurgie (an der Uni!) im Anschluss absolut kein Problem war. Ihr werdet eingespannt und gefordert, dürft im Gegenzug aber auch fordern. Überstunden fallen eigentlich nicht an. Ich bin oft länger geblieben, was aber an mir lag und nicht auf Anordnung. Vom Spektrum her wird alles abgedeckt (Onkologie, Whipple, Schilddrüse, MIC, Proktologie, Gefäßchirurgie, Thoraxchirurgie), abgesehen von der Transplantationschirurgie. Und das Tolle: alle Bereiche sind auf einer Station, man hat also alles und muss sich nicht auf ein Gebiet festlegen.
Das Drumherum: Wismar selbst ist eine wunderschöne historische Stadt und immer einen Besuch wert. Außerdem liegen Großstädte wie Schwerin, Rostock, Lübeck und Hamburg in der Nähe. Das Leben in der Stadt ist relativ günstig, besonders die Mieten. Dazu die tollen Landschaften, ideal zum Laufen, Walken und Radfahren geeignet. Die Ostsee...
Ich hätte mir zum Abschluss meines Studiums keine bessere Station vorstellen können. Bestnote! Mehr hätte ich bei Herrn Prof. Dr. Büchler auch nicht lernen können. Und wohlgemerkt: ich war im Winter da. Im Sommer haben Wismar und die Ostsee noch ihren ganz besonderen Reiz.
Bewerbung
Man muss sich im vorgegebenen Zeitraum an der Uni Rostock bewerben, da das Sana Hanse-Klinikum Wismar ein Lehrkrankenhaus ebendieser Uni ist.