PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kenyatta National Hospital (3/2017 bis 7/2017)

Station(en)
5D
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, OP
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
PRO:
- unterschiedlichste Krankheitsbilder, die man bei uns (in diesen Stadien) teilweise gar nicht sieht
- freie Rotationen in andere Fachrichtungen möglich (ich war zum Beispiel auch ein paar Wochen in der Geburtshilfe auf eigenen Wunsch und durfte dort selbst wie eine Hebamme Babys entbinden!)
- praktische Tätigkeiten erlernen, die man hier nicht ausführen darf (z.B. Lipomentfernung, Geburtshilfe)
- Florence, die Sekretärin des Dekan, unterschreibt einem alles, was und wie man es braucht (z.B. Keine Urlaubstage trotz Fehlzeiten) und ist immer hilfsbereit und offen für Rotationswünsche in andere Fachrichtungen
- Freizeit und Einsatz/Tätigkeiten in der Klinik sind ziemlich flexibel und frei gestaltbar (es fällt allerdings auf, wenn man als Einziger "Mzungu"=Weißer nicht da ist, aber man ist allgemein - im Gegensatz zu den kenianische Interns - nicht fest als Arbeitskraft eingeplant)
- "andere" Medizin erleben - teils eingeschränkte technische und materialabhängige Arbeit, andere Krankheiten, andere "Sitten"
- reichliches und gutes (wenn auch teils ziemlich strenges) Teaching der Oberärztin und Assistenzärzte v.a. während der "Major Ward Rounds" =Oberarzt-/Chefarztvisite (einmal wöchentlich, bis zu 4 Stunden lang! )
- kenianische Willkommenskultur: man wird oft zu einer Tasse Tee eingeladen oder auch mal zu einem Assistenzarzt zum Abendessen nach Hause, genießt ein etwas privilegierten Ansehen und (teils etwas sehr viel) Aufmerksamkeit als Weißer

CONTRA:
- mangelnde Empathie, Respekt und teils Einsatz der kenianische Ärzte für und gegenüber den Patienten (z.B. B. DRU vor 30 Leuten, fehlende Informierung der Patienten über Krankheit/Untersuchungen etc., verzögerte Notfallversorgung durch chaotische/behandlungsverzügernde Bürokratie und unengagierte, ür unsere Begriffe gefühlskalte Ärzte)
-ineffektive, zeitaufwändige Organisationsstrukturen:
-> Befunde/Untersuchungsanmeldungen/Labore/Briefe etc. stets handschriftlich auf einzelnen Zettel
-> teilweise nicht einmal Basismaterial wie Tupfer, Spritzen, Blutabnahme-Röhrchen, Blasenkatheter, Verbandsmaterial, Nahtmaterial vorhanden (muss man sich dann von anderen Stationen organisieren)
-> Blut wird vom PJler/Intern in verschiedene Hauslabore getragen (selbst einfache Reagenzien fehlen dort teils tagelang)
-> "abwarten und Tee trinken" ist hier leider wirklich Programm: Patienten warten oft ewig auf Untersuchungen und Versorgung (Medikamente teils nicht verfügbar)
- im OP: leider nur selten Assistieren bei größeren OPs, da dann die Assistenzärzte zahlreiche auf ihren Einsatz warten
- Hygiene: eher Fehlanzeige auf den Stationen (Patienten teilen sich ein Bett, Wunden werden ewig nicht frisch verbunden, Patienten so gut wie nie gewaschen); im OP relativ steriles Arbeiten

=> FAZIT: Man kann menschlich, kulturell und medizinisch hier sehr viel lernen, wenn man mit der emotionalen Belastung und dem teils hohen Frustrationspotential (da man Patienten, die man im Heimatland/einer kenianischen Privatklinik gut therapieren könnte, hier oft nicht mehr helfen kann) zurecht kommt! Ich habe es insgesamt nicht bereut, mein Chirurgie-Tertial am KNH abgeleistet zu haben. Man lernt hier mit Sicherheit für´s (medizinische Berufs)Leben, auch wenn man teils harte Tage erlebt.
Bewerbung
1 Jahr im Voraus über deanmedic@uonbi.ac.ke (Florence Maere), aber vermutlich auch kurzfristig möglich. Für Sensible, die trotzdem nach Kenia möchten, empfiehlt sich das Privatkrankenhaus Aga Khan mit westlichem Standard. Dort ist die Bewerbung allerdings aufwändiger und früher nötig.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Briefe schreiben
Mitoperieren
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Untersuchungen anmelden
Notaufnahme
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
4
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.73