Ich war am Hotel Dieu, eines der Häuser des "CHUM". Die Häuser werden aber bald alle zusammengelegt zu einem großen "Nouveau CHUM", daher wird sich dann sicher einiges ändern.
Allgemein:
Wie überall hängt alles davon ab, wie man sich einbringt, ich habe sehr sehr gute Erfahrungen gemacht, wenn man sich interessiert und motiviert zeigt.
Man wird sehr schnell als vollwertiges Mitglied ins Team integriert, solange man dann auch engagiert mitmacht.
Normalerweise ist die Aufgabe, Patienten aufzunehmen bzw. als erster zu sehen, die "observation" (ausführlicher Akteneintrag) zu schreiben, Behandlungsvorschläge abzugeben und dann den Patienten mit dem "Patron"(Fach/Oberarzt) zu "réviser", also vorzustellen und zu besprechen. Je nach Abteilung gibt es strukturierte Unterrichts-Angebote, die Fach/Oberärzte nehmen sich aber normalerweise auch reichlich Zeit für Teaching.
Man muss zusätzlich Dienste machen in der Notaufnahme (mit dem internistischen Résident (Assistenzarzt) im Dienst), pro vier Wochen 2 Abende (17:00 bis 22:30) oder einmal am WE (8:00 bis 22:30). Zuteilung erfolgt über das Sekretariat, Tauschen ist u.U. schwierig, wenn man niemanden findet. In der Intensiv-Rotation hat man einen Wochenenddienst auf der Intensiv (dafür keine in der Notaufnahme), wo man auch früh gehen kann, wenn nichts los ist.
Kardio:
Ich war zwei Wochen auf der Unité Coronarienne und zwei Wochen in der Notaufnahme/Konsildienst.
Die Unité Coronarienne war als quasi-Intensivstation ein Sprung ins Kalte Wasser, mit komplexen Krankheitsbildern und langen Arbeits
Bewerbung
Bewerbung über Université de Montréal, NICHT über zentrale kanadische Bewerbung. Auf der Homepage gibt es einen Leitfaden "Guide de l´Étudiant" mit allen Informationen, sehr gute und klare Organisation. Bei Fragen ist der Ansprechpartner Pascale Barrette, er hat mir immer zügig geantwortet und kompetent weitergeholfen.
Ich habe mich im Dezember für Beginn Ende März beworben, später wäre knapp geworden. Wie viele Plätze verfügbar sind hängt von der Jahreszeit ab (im Sommer kommen wohl mehr Franzosen).
Weitere organisatorische Dinge, die es zu beachten gibt (im besagten Guide steht aber alles sehr genau drin)
Für die "Immigration" braucht man offiziell eine spezielle Genehmigung, weil man im Gesundheitssektor arbeitet. Das ganze ist teuer (ich habe die Untersuchung in der Schweiz gemacht, weil ich im Vor-Tertial dort war, und über 500 Franken gezahlt, in Deutschland zahlt man wohl auch mindestens 250€). Angeblich reisen manche PJler auch einfach als Touristen ein, ich persönlich wollte das Risiko aber nicht eingehen, falls es Probleme gibt etc. Die Unterlagen von der Immigration zu bekommen kann dauern, daher unbedingt in der Zeitplanung berücksichtigen!
Für Wohnung: Ich habe über eine Facebook-Gruppe (International Roommates Montreal oder so) etwas gefunden. Es lohnt sich sehr, relativ nah beim Krankenhaus zu wohnen.
Transport: Ich habe ein Fahrrad mitgenommen, weil ich Rennrad fahre und nicht ohne Fahrrad sein wollte. Insgesamt kommt man in Montreal gut mit dem Fahrrad rum, das Leihsystem Bixi funktioniert auch ziemlich gut (aber nur vom 15. April bis 15. November). Die öffentlichen Verkehrsmittel sind okay, können aber mit europäischen Standards nicht mithalten.
Für die Freizeit: In Montreal gibt es viel zu sehen, aber man sollte auch ein bisschen aus der Stadt herauskommen, um mehr von dem mitzubekommen, was Kanada ausmacht: Natur, Weite, Wildlife. Ich kann die Nationalparks Mont Tremblant und La Mauricie empfehlen. Im März/April gehört zum Pflichtprogramm auf jeden Fall eine Cabane à Sucre. Für weitere Urlaube: Ich war eine Woche in der Gaspésie im Norden Québecs und absolut begeistert. Für ein langes Wochenende war ich in Charlevoix, auch das sehr zu empfehlen. Hätte ich noch mehr Zeit gehabt, wäre ich gerne noch an den Lac St Jean gefahren oder nach Anticosti.
Handy: Ich habe mir eine Prepaid-SIM-Karte gekauft, war auch sehr froh ein funktionierendes Handy zu haben. Ich habe PC Mobile für einen kurzen Aufenthalt als günstigsten Anbieter identifiziert, die Karten kann man in einigen Supermärkten kaufen (z.B. Provigo).