Mir hat das Tertial in der Psychiatrie sehr gut gefallen. Einige Wochen vor Beginn bekommt man von der Sekretärin eine Email, in der man Stationswünsche angeben kann, die bei mir auch genau so umgesetzt wurden. Man wird am ersten Tag sehr herzlich begrüßt und in der Morgenbesprechung vorgestellt. Was ich auch super fand, war das PJ-Begrüßungspaket, in dem unter anderem das PJ-Logbuch und das Buch "50 Fälle Psychiatrie" waren. Einmal pro Woche finden zuverlässig PJ-Seminare statt, die wirklich gut waren. In einigen Seminaren wurden Patienten mitgebracht oder man ist auf Station gegangen, um sich das Arbeitsumfeld und die Behandlungsmethoden selbst anzuschauen.
Ich war die ersten 8 Wochen auf der Station 18C, auf der man hauptsächlich Patienten mit Depression kennenlernt. Gelegentlich verirrt sich aber auch mal ein Patient mit bipolarer Störung, Borderline-KH oder Schizophrenie auf Station, sodass man auch von anderen psychiatrischen Krankheiten etwas mitbekommt. Der Tag begann morgens immer mit der Morgenbesprechung, in der stationsübergreifend alle Neuaufnahmen kurz besprochen wurden. Im Anschluss gab es oft Vorträge von Forschungsgruppen und Assistenzärzten, die meistens sehr interessant waren. Der Stationsalltag auf 18C besteht vor allem aus Gesprächen und Visiten. Die Patienten bleiben hier oft viele Wochen und man lernt sie daher sehr gut kennen. Einmal pro Woche ist große Visite, in der man mit dem Oberarzt auf alle Zimmer geht. Die hat meistens den ganzen Vormittag gedauert, was manchmal etwas anstrengend war. Ich fand es aber schön, dass sich so viel Zeit für einzelne Patienten genommen wird. Den restlichen Tag kommen Patienten im Arztzimmer vorbei, wollen Gespräche oder Medikamente verändert haben. Ich durfte sehr schnell selbst Aufnahmegespräche führen, dokumentieren und die Aufnahmeuntersuchung machen. Nachmittags werden die neu aufgenommenen PAtienten immer mit dem Oberarzt besprochen. Blut nimmt im Normalfall die Pflege ab, wenn man möchte kann man das aber sicher auch regelmäßig üben. Da ich das schon viel bei Famulaturen machen durfte, hab ich im BKH nur gelegentlich mal das Blut-abnehmen übernommen. Nach dem Aufenthalt auf 18C ist man auf jeden Fall fit im EKG auswerten, da dort oft die QTc-Zeit überprüft wird und man lernt sehr viel über Antidepressiva und Neuroleptika und auch über Schlafstörungen, da der Oberarzt auch das Schlaflabor leitet. Die Stimmung auf Station war immer angenehm. Man ist als PJler gern gesehen und mittags bin ich immer mit den beiden Assistenzärztinnen und den Psychologinnen in die Kantine oder ins Cafè essen gegangen.
Auch die 8 Wochen auf Station 19B waren super. Hier werden vor allem Patienten mit Alkoholabhängigkeit behandelt. Mir hat der Aufenthalt dort komplett die Scheu vor Suchterkrankungen genommen. Die Patienten kommen teilweise von der geschlossene Station, teilweise freiwillig von draußen und machen auf Station die Entgiftung mit. Ich fand es immer schön zu sehen, welche Verwandlung Patienten nach Entgiftung mitmachen. Im Gegensatz zur Station 18C bleiben die Patienten viel kürzer und so ist dort auch der Umsatz höher. Auch hier durfte ich sehr viele Aufnahmegespräche führen, viel dokumentiern und untersuchen und gelegentlich Blut abnehmen. Die Assistenzärztinnen und die Pflege waren sehr nett und es hat immer Spaß gemacht, ins PJ zu gehen.
Was ich auf beiden Stationen toll fand, war die enge Zusammenarbeit mit der Pflege, Psychologen und Sozialpädagogen, sodass man auch über deren Arbeit viel mitbekommen hat. Vor allem auf der Sucht ist es sehr interessant, was es im Anschluss an die Entgiftung alles für Therapiemöglichkeiten für die Patienten gibt.
Ich kann das Tertial in der Psychiatrie jedem empfehlen, der gern mehr über Gesprächsführung und psychiatrische Krankheitsbilder lernen möchte.