Hier wurde ich wie selbstverständlich in den Klinikalltag integriert, was vielleicht auch daran lag, dass ich hier nach bereits zwei absolvierten Famulaturen bekannt war und mich nirgends mehr vorstellen musste und keine Einarbeitung benötigte. Die Aufgaben eines PJlers gestalten sich hier, wie auch sonst nach dem eigenen Engagement. Ich wurde also nicht nur mit dem allmorgendlichen Blutabnehmen und Venenverweilkanülen legen betraut, sondern durfte auch eigenständig Arztbriefe schreiben, Stationsarbeit erledigen, eigene Patienten mitbetreuen und bei Visite vorstellen, bei kleinere Eingriffen, wie Metallentfernungen nicht nur als Hakenhalter im OP dabeistehen, in der Notaufnahme eigene Patienten untersuchen, aufnehmen und versorgen. Das Motivierende war, dass man nicht nur als Student beordert wurde um die unangenehmen Aufgaben des Stationsarztes zu erledigen, sondern vielmehr als Kollege auf gleicher Ebene behandelt wurde. So durfte ich mit anderen Studenten zusammen gleich in der zweiten Woche meines PJs an der Bayerischen Jahrestagung der Chirurgen teilnehmen, die dieses Jahr vom Chefarzt der Unfallchirurgischen Klinik des Universitätsklinikums, Prof. Meffert ausgerichtet wurde. So gab es speziell für Studenten gekennzeichnete Sessions und Workshops, wie das Versorgen Pertrochantärer Femurfrakturen, Elektrochirurgie, einen Nahtkurs an Schweinebauch und -darm, Arthroskopie am Simulator und als besonderes Highlight durften einige von uns Studenten an einem IBRA Symposium und OP-Workshop mit dem Titel "Gelenkverletzungen an Hand und Ellenbogen: Fälle, Lösungen & Evidenz“ in der Anatomie in Würzburg teilnehmen und die operativen Zugangswege und die operative Versorgung von distalen Radius-, Olecranon-, und Fingermittel- und endgliedfrakturen an Kadavern üben. Aufgebaut war der Kurs für jeweils 2-3 Personen an einer Seite des Körperspenders und somit gab es immer abwechselnd einen Operateur und einen Assistenten. Wir durften den gesamten Tag an dem Kurs teilnehmen und zwischendurch immer wieder selbst Hand anlegen und eine Osteosynthese durchführen. Der Lernfaktor war sehr hoch, da stets ein erfahrener Operateur verfügbar war, welcher sehr motiviert Techniken zeigte effizienter und genauer zu arbeiten. Es ist ein unglaublich großes Privileg und ein enormer Lernfaktor die Möglichkeit zu haben, bereits als Student solche Kurse zu besuchen und anschließend als Assistent im OP viel genauer mitverfolgen zu können, welcher Schritt als Nächstes kommt. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass einem diese Option bereits im PJ ermöglicht wird und ich bin sehr froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Mein Tipp an alle, die die Faszination für das Fach teilen: Hört euch um und bringt in Erfahrung, wann solche Kurse an eurer Universität ausgerichtet werden, denn oft dürfen interessierte Studenten bei solchen Workshops teilnehmen, wenn beim Veranstalter nachgefragt wird. Es lohnt sich!
Die restlichen 6 Wochen vergingen wie im Flug, da mir immer mehr Vertrauen zugesprochen wurde, und somit ein eigenständigeres Arbeiten sowohl auf Station, als auch in Notaufnahme und OP möglich war. Tätigkeiten wie die Gipsanlage und das Zunähen nach den Operationen wurden schon zu einer Selbstverständlichkeit und durch meine Rotation auf die Hand-, plastische und Wiederherstellungschirurgie im letzten Monat durfte ich auch noch außergewöhnliche Operationen wie die einer Syndaktylie beim Kleinkind sehen.