Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Freiburg
Kommentar
Leere statt Lehre...
Aufgrund der positiven Vorbewertungen hier auf der Seite hatte ich mir für mein Chirurgie-Tertial das St.-Joseph-Krankenhaus ausgesucht. Um es vorweg zu nehmen: mir ist unerklärlich, wie es zu diesen positiven Bewertungen gekommen ist bzw. kann ich mir nicht erklären, dass es noch vor kurzer Zeit so viel besser gewesen sein soll.
Am ersten Tertial-Tag gab es eine offizielle Begrüßung aller PJler inkl. Hausführung, was ich sehr gut fand. Hier wurden auch die Rotationspläne verteilt. Wir waren sechs PJler in der Chirurgie und durften abwechselnd über die Station, die ITS, die Notaufnahme, die Kinderchirurgie und die Sonographie rotieren. Ich fing mit der Station (06) an. Bereits am ersten Stationstag wurde deutlich, welchen Stellenwert wir PJler hatten. Uns wurde erklärt, dass Blutentnahmen, Zugänge legen, Aufnahmen machen und den OP-Plan für den Folgetag vorbereiten unsere Aufgaben seien. Viel mehr gab es in den folgenden vier Monaten auch nicht zu tun. Der Tag auf der Station bestand ausnahmslos aus diesen "PJler-Aufgaben", Briefe schreiben, Konferenzen vorbereiten und Botengänge machen. Anweisungen gab es nicht selten im Kasernenhofton oder rein nonverbal durch Gesten. Hat man etwas nicht in der gewünschten Zeit erledigt oder etwas nicht richtig gemacht (weil es nie jemand vorher gezeigt hat), gabs den entsprechenden Anschiss.
In den OP ging es nur, wenn es zu wenige Assistenten gab. Und Nähen: Fehlanzeige. Es gab zwar einen Nahtkurs, im OP umsetzen durfte ich das aber nie. Thema Fortbildung: es gab auf dem Papier einen top Fortbildungsplan mit zwei Veranstaltungen pro Woche. In der Realität gab es im ganzen Tertial lediglich drei Veranstaltungen inkl. des Nahtkurses. Auch auf Nachfrage gab es nicht mehr.
Das Ansehen der PJler durch die Ärzte war entsprechend, wir wurden in keiner Weise integriert und oft war es so, dass die Ärzte Mittagessen gingen während wir wegen div. Aufnahmen keine Zeit für eine Pause hatten. Mir sagte ein Assistent mal: "wir erwarten nur, dass ihr eure Aufgaben erledigt, was ihr die restliche Zeit macht ist uns egal." Dabei muss ich aber auch sagen, dass die meisten Ärzte durchaus nett waren und der eine oder andere auch hinter vorgehaltener Hand zugegeben hat, dass es eine äußerst schlechte Ausbildung ist.
Der Kontakt zur Pflege war meist gut. Insgesamt herrschte im restlichen Haus ein durchaus angenehmes Klima.
Die Rotationen waren gut gemeint, jedoch wegen der Kürze (1-2 Wochen) ziemlich sinnfrei, da man sehr wenig praktisch machen durfte, insb. auf der ITS.
Dienstbeginn war um 7:00 Uhr zur "Visite", Ende je nach Arbeitsanfall und Courage zwischen 15:30 und 17:00 Uhr. Mittagessen unregelmäßig möglich, ein Mittagessen pro Tag frei mit einem Gutschein.
Ich hatte nur zwei Wünsche an mein Chirurgie-Tertial: Nähen und Wundversorgung lernen. Beides habe ich nicht mal im Ansatz gelernt. Selbst in meinem Innere-Tertial durfte ich mehr Wunden versorgen als hier.
Zusammenfassend kann ich die Chirurgie im Sankt Joseph keinem empfehlen. Wer hohe Erwartungen an sein Chirurgietertial hat wird definitiv enttäuscht und wer es nur hinter sich bringen will wird in der PJler-Stationsarbeit ersticken und versauern.