Orthopädie und Unfallchirurgie, Neurochirurgie, Thoraxchirurgie
Einsatzbereiche
OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Tätigkeitsbeschreibung und Fachliche Eindrücke
Die acht Wochen habe ich aufgeteilt in 4 Wochen Orthopädie und Unfallchirurgie, 2 Wochen Neurochirurgie und 2 Wochen Thoraxchirurgie. In jedem Fach hatte man einen Supervisor der einem theoretisch Fragen beantworten sollte, praktisch habe ich sie nur sehr selten gesehen. In allen Departments war der Tagesablauf ähnlich, morgens in die Frühbesprechung gehen, frühstücken und danach ein paar Stunden in den OP. Die Frühbesprechungen waren auf Vietnamesisch und es gab, wenn man Glück hatte Bilder aus dem Nachtdienst. In der Thoraxchirurgie war die Besprechung auch manchmal auf Englisch. Im OP hängen die Bildgebungen die bei den Patienten durchgeführt wurden, meistens muss man nicht lange suchen, die Befunde springen einem ins Gesicht. In der Ortho beschäftigt man sich fast ausschließlich mit Verkehrsunfällen und Hüft TEPs, auf dieser Station konnten am wenigsten Leute Englisch, meistens Stand man im Saal und musste sich selber zurecht puzzeln was passiert. Würde ich nicht unbedingt empfehlen. Sprachlich lief es in der Neurochirurgie und Thoraxchirurgie schon etwas besser, während den OPs konnte man Fragen stellen und die vielen Bildgebungen wurden einem erklärt. Weibliche Ärzte gab es pro Abteilung eine bis keine, dass man als Frau nicht ganz ernst genommen wird kann man schon spüren.
Es gibt in Vietnam sehr viele Ärzte und da das Cho Ray an der Spitze der vietnamesischen Medizin ist kommen auch viele externe Ärzte um da etwas zu lernen. Für viele OPs sind weitaus mehr Ärzte eingewaschen als es bräuchte (es waren einmal zehn steril bei einer Arthroskopie mit zwei Zugängen), das resultiert darin das es für die ausländischen Studenten kein Platz am Tisch gibt und ich in acht Wochen nur zweimal gefragt wurde ob ich an den Tisch möchte.
Da die Fälle so eindrucksvoll waren und man doch viel Leid mitbekommt im Krankenhaus hat es gereicht nur vormittags da zu sein. Nach dem Mittagessen sind wir dann in die Stadt oder nach Hause gegangen. Bei Fehltagen war die Regelung, dass man das mit seinem Supervisor bespricht.
Es gibt eine Gebühr für den Aufenthalt im Cho Ray von 2 Millionen Dong pro Woche (80euro), das ist für die Verhältnisse vor Ort sehr viel Geld, wenn man überlegt, dass es mehr als ein Durchschnittseinkommen in HCM ist und ein Kaffee 9K Dong kostet. Für den Stempel/Unterschrift von der Uni gibt es eine Gebühr von 500K.
Wie schon erwähnt lief die Kommunikation nicht immer, wenn man dann rausgefunden hatte wer gut Englisch kann hat man versucht sich an denen zu klammern allerding muss ich an dieser Stelle erwähnen das man hier als Frau Acht geben muss. Es kam mehr als einmal vor das die Vietnamesischen Ärzte sich dann privat mit PJlerinnen treffen wollten, und sie mehr als ein freundschaftliches Bier teilen wollten. Um solche unangenehmen Situationen zu vermeiden würde ich raten nur in einer Gruppe sich zu treffen und sowieso ganz oft von seinem (imaginären) Freund zu sprechen.
Land und Leute
Wir waren vier Wochen vor PJ beginn zum Reisen in Vietnam und Umgebung, so hatten wir an den Wochenenden kein Stress das wir noch so viel sehen müssen. Vietnam war keine liebe auf den ersten Blick es ist laut, schmutzig, voll mit Werbung und vor allem sind überall Menschen die einem was verkaufen möchten. Als wir dann in Ho Chi Minh ankamen hatten wir erwartet vom Verkehr erschlagen zu werden was dann gar nicht der Fall war, es war grässlich aber keine volle Katastrophe. Je mehr Zeit ich in HCM verbracht habe desto mehr hat es mir gefallen, am Ende wusste ich wo ich das Essen finde was mir schmeckt, wo ich klettern gehen kann und wo es ein schickes Schwimmbad gibt, wenn ich Ruhe brauche. Mit Einheimischen Vietnamesen hatten wir leider nicht so viel Kontakt, mit den anderen Studenten aus Australien, Belgien, Südafrika, Österreich und Deutschland umso mehr.
Mein persönlicher Ausflugstipp: Fliegen ist innerhalb Vietnam sehr günstig und die Insel Phu Quoc war 2017 noch sehr schön, wenn man etwas weg von der haupt Touriemeile abweicht zum Beispiel nach Ong Lang. Allerdings wird da gerade alles bebaut und ob das in 5 Jahren noch so schön ist wage ich (leider) zu bezweifeln…
Fazit
Die größte Schwierigkeit stellt die Sprache da. Kommunikation mit den Ärzten war oft schwierig und man konnte den Tag als Erfolgreich einstufen, wenn sich jemand zehn Minuten genommen hat um dir was zu erklären.
Von netten OP Schwestern die sich bemühen etwas Englisch zu reden bis schupsende Anästhesisten deren Patienten auch mal während der OP aufwachen gibt es hier alles. Medizinisches wissen wird hier nicht unbedingt vermittelt aber wer gerne sehen möchte wie ein zum Platzen volles Krankenhaus in schlechten Umständen trotzdem funktionieren kann könnte sich überlegen in das Cho Ray zu gehen.
Bewerbung
Direkt beim Krankenhaus. 8 Monate vorher beworben, sechs Wochen später kam die Zusage.