Ich möchte über die Station PS01 der Uniklinik Jena berichten, weil es mir super gefallen hat. Vor Ort erwartet euch ein intaktes und freundliches Team (also so ein richtiges Team), welches von OÄ Mohr mit flacher Hierarchie geführt wird. Auf Station wird mit einem tiefenpsychologischen Behandlungskonzept gearbeitet.
Zum groben Ablauf:
Auf Station gibt es 16 Betten (plus 2, maximal 3 Ãœberbelegungen). Die 16 Patienten werden in 2 Gruppen (vom jeweils 8) unterteilt. Davon suchst du dir eine aus (falls du der einzige PJ'ler bist).
Montags sind Visite, Gruppenstunde, eine Teambesprechung für organisatorisches und noch eine Essgestörtengruppe.
Dienstags kommen die geplanten Aufnahmen (ca. 90%) und für Gruppe 2 ist den ganzen Tag Musiktherapie.
Mittwochs ist für Gruppe 1 ganztags Musiktherapie. In der ausgedehnten Mittagspause der Patienten findet dann eine zentrale Kurvenvisite statt, bei der alle Patienten anhand der Akten durchgegangen werden und der aktuelle Stand sowie das weitere Procedere besprochen werden.
Donnerstags ist dann wieder Gruppenstunde, dieses mal verknüpft mit Kommunikativer Bewegungstherapie. Zusätzlich gibt es noch eine Wahrnehmung und Skillsgruppe. Nachmittags ist dann meist das PJ Seminar, welches Psychiatrie intern in höchster Qualität stattfindet.
Freitag ist wieder Gruppenstunde, dieses mal verbunden mit Kunsttherapie. Freitag nachmittag findet dann noch eine Stationsgruppe statt. Diese ist aber kein Muss für den PJ'ler.
Allgemein wird es so sein, dass du am Anfang eher eine beobachtende Rolle einnimmst. Das heißt, du wirst in jeder GS vorerst im Außenkreis sitzen. Nach jeder Einheit hast du aber die Möglichkeit deinen Eindruck zu schildern bzw. in einen fachlichen Austausch zu kommen. Wenn du dann nach 4-6 Wochen eine gewisse Erfahrung hast und dein psychologisches Verständnis unter Beweis gestellt hast, darfst du mit in den Innenkreis, was bedeutet, dass du als Co-Therapeut Teil der Gesprächsrunde bist. Was auch sehr gut zum Verständnis der Krankheitsbilder beiträgt, sind die Fallbesprechungen mit OÄ Mohr. Du hast ca. alle 2 Wochen die Möglichkeit, eine Prüfungssituation mit Dr. Mohr durchzugehen. Dabei suchst du dir einen Fall auf Station aus und stellst ihn der OÄ vor, woraufhin sie noch vertiefende Fragen stellt, Verständnisprobleme klärt und Rückmeldung zum Ablauf gibt. Der ganze Ablauf sollte maximal 15 Minuten dauern, damit du auch das kürzen / das wichtige hervorzuheben lernst.
Deswegen werden die ersten 4 Wochen etwas ruhiger. Was ich aber empfehle: auf Station gibt es gute Bücher zum Gruppentherapeutischen Verständnis. Diese sollte du ansatzweise lesen, damit du zumindest eine gewisse Idee hast, wie GT abläuft und was du beachten solltest.
Zu den Aufnahmen: da du die Zeit, nimm Sie dir auch! Mach dir einen Plan, wie du eine Aufnahme später machen möchtest. Du hast hier genug Zeit, alles in Ruhe zu vertiefen und dir eine Routine anzueignen. Außerdem lohnt es sich vor jeder Aufnahme nochmal die ICD Kriterien der psychiatrischen Verdachtsdiagnose durchzugehen, damit diese dann gleich fest sitzen. Die Aufnahmen werden dann mit einem Stationsarzt besprochen.
Dann hast du die Möglichkeit an Explorationsgeprächen teilzunehmen oder diese auch unter Aufsicht zu führen.
Alles in allem bin ich super glücklich über das PJ auf dieser Station. Ich habe viel gelernt, vor allem über das Leben. Wer außerdem glaubt, es ginge nur um das Mentale, der irrt. Es gibt einen Vielzahl an DD und Nebendiagnosen, die zu behandeln und bedenken sind.