PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kantonsspital Zug (11/2017 bis 3/2018)
Station(en)
Chirurgie Nord
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Aachen
Kommentar
Die Chirurgie des ZGKS beschäftigt in der Regel zwischen 4 und 6 Unterassistenten. Seit September 2017 sind Chirurgie und Ortho/Trauma voneinander getrennt. Unterassistenten werden aber weiterhin sowohl auf den Stationen von Chirurgie als auch Ortho/Trauma eingeteilt, ausserdem auf der Notfallstation und im Operationssaal. Ich selbst war nicht auf der Ortho eingeteilt, weshalb ich dazu im Folgenden nicht viel sagen kann.
Station:
Aufgabe der UAs sind hier in erster Linie die Neueintritte (etwa 2 pro Tag). Das umfasst die Verordnungen für die Eintritte des Folgetages sowie eine kurze Anamnese/Untersuchung am Tag des Eintritts. Ansonsten freuen sich die Assitenzärzte immer, wenn andere Aufgaben übernimmt wie zB das Diktieren von Austrittsberichten, Anmeldungen für das Tumorboard etc. Vormittags läuft man ausserdem bei der täglichen Visite mit und schreibt/diktiert die Verläufe, wenn man möchte. Zweimal die Woche ist Oberarztvisite, einmal die Woche Chefarztvisite.
Wer auf Station eingeteilt ist, wird auch für den OPS eingeteilt. Es kommt dadurch oft vor, dass man den Grossteil des Tages gar nicht auf Station verbringt.
OPS:
UAs werden fest für Operationen eingeteilt. Wer im Operationssaal keine Zeit verbringen möchte, sollte sich ein anderes Spital suchen. Hauptsächlich hält man natürlich Haken. Es herrscht aber durchweg eine gute Stimmung. Der Ton ist freundlich, es wird viel erklärt und manchmal darf man auch zunähen oder bei kleineren Eingriffen wie Abszessabdeckelungen selbst etwas machen. In 4 Monaten bin ich auf gut 75 Operationen gekommen und habe eine echt grosse Bandbreite von allgemein-, viszeral- und unfallchirurgischen Eingriffen sehen können.
Notfall:
Auf dem Notfall werden chirurgische und orthopädisch/traumatologische Patienten von den Assistenzärzten beider Kliniken gleichermassen betreut. Als UA darf man zu neuen Patienten vorgehen, Anamnese und Status erheben und diese mit dem Assistenzarzt besprechen. Ausserdem darf man viel Wundversorgung und manchmal auch Débridements machen. Insbesondere auf dem Notfall lässt sich enorm viel Teaching abgreifen, da eigentlich immer mindestens ein Oberarzt vor Ort ist. Und egal, wen man fragt: Alle sind immer gerne bereit, Befunde oder Untersuchungstechniken zu erklären und Fragen zu beantworten.
Tagesablauf/Arbeitszeiten:
Um 7:30 Uhr im Morgenrapport werden die Bildgebungen des Vortags gezeigt und besprochen. Damit und meist einer Fortbildung (s.u.) beginnt jeder Arbeitstag. Dann geht´s zum gemeinsamen Kaffeetrinken und anschiessend auf die Station, auf der man eingeteilt ist. Abgesehen von ein paar wenigen Tagen, in denen man über Mittag im OPS eingeteilt ist, ist wirklich jeden Mittag genug Zeit zum gemütlichen Essen (das übrigens ausgesprochen lecker, auswahlreich und für schweizer Verhältnisse echt günstig ist).
Die Arbeitszeit laut Vertrag sind 50h/Woche, ergo endet er bei einem Beginn um 7:30 Uhr irgendwann gegen 17/18 Uhr. Ganz genau war uns das nie klar. Auf Station war etwa um 5 meistens alle Arbeit getan, bei der wir hätten helfen können und wir wurden heim geschickt. Da wir wenig UAs waren, wurde es manchmal aber auch 19 Uhr, wenn wir tagsüber viel im OPS waren. Wenn im Gegenzug aber mal wirklich tote Hose war, wurden wir auch schon um die Mittagszeit heim geschickt. Auf dem Notfall wird man gegen 17/18 Uhr vom Picket ausgelöst (s.u.) und hat Feierabend.
Picket-Dienste:
Wie für die Schweiz üblich übernehmen auch die Unterassistenten Picket-Dienste, jede Woche etwa einen. Das bedeutet, dass man nachmittags wie oben beschrieben den Notfall-UA auslöst und fragt, ob noch viel zu tun ist - irgendwas zu tun ist nämlich immer. Wer um 19 Uhr noch Lust auf eine Wundversorgung hat, darf sie gerne machen. Wenn der Notfall aus allen Nähten platzt, wird man vermutlich sogar explizit darum gebeten. Wenn es sonst ruhig ist, rollt aber auch niemand mit den Augen, dass man sich in den Feierabend verabschiedet.
Ausserdem muss man über den Abend und die Nacht erreichbar bleiben, falls man für eine OP gebraucht wird. Das passiert unter der Woche aber praktisch nie (ist mir in 4 Monaten dreimal passiert, aber direkt im Anschluss an die Arbeit um 18 Uhr und nicht nachts um 3).
Zusätzlich hat man pro Monat etwa einen Wochenenddienst. Der ist zugegebenermassen anstrengend, man sieht und lernt aber echt viel. Samstag und Sonntag arbeitet man auf dem Notfall und hat Rufbereitschaft für den OPS. Der Tag beginnt offiziell um 9:30 Uhr mit dem verspäteten Morgenrapport. Es kommt aber durchaus vor, dass man schon um 7:45 Uhr in den OPS kommen muss. Entsprechend dem späteren Beginn des Arbeitstages ist das Ende etwas später und ähnlich dem eines Picket-Dienstes: Wenn man fragt, kommt man gegen 18/19 Uhr nach Hause. Wenn viel los war, bin ich auch bis 22 Uhr geblieben, verlangen tut das aber niemand. Pro Monat hat man etwa einen Wochenenddienst und kriegt pro Einsatz 2 Kompensationstage.
Fortbildung:
Dreimal die Woche ist Assistenzarztfortbildung oder Journal Club direkt im Anschluss an den Morgenrapport, jede Woche zu einem anderen Themengebiet. Alle drei Wochen ist noch eine vierte Fortbildung, die aus anderen Spitälern übertragen wird.
Explizit für Unterassistenten gibt es einmal die Woche eine Fortbildungsreihe, die von Chirurgie, Ortho, Medizin und Gyni veranstaltet wird. Es lohnt sich, den jeweiligen Referenten anzurufen, falls er mal nicht auftaucht. Denn inhaltlich waren die Fortbildungen immer absolut top. Zusätzlich gibt es noch eine Oberarztfortbildung, auch die hat sich immer sehr gelohnt.
Unterkunft:
Direkt neben dem Spital steht das H21, in dem man für 650CHF ein Zimmer mit Gemeinschaftsküche und -bad mieten kann. Dank täglicher Reinigung war das gut praktikabel. Wenn man ein Zimmer im H21 mietet, kriegt man 250CHF Zuschuss vom Spital zusätzlich zum Lohn. Hier wohnen die meisten UAs, auch von Medizin, Anästhesie und Gyni, sodass sich immer jemand zum Joggen oder Kochen findet.
Freizeit:
Das Zuger Kantonsspital steht in Baar, einer 30.000-Einwohnerstadt und damit sicherlich keiner Metropole. Luzern und Zürich sind mit dem Zug aber in einer halben Stunde zu erreichen und sehr sehenswert. In etwa einer Stunde Autofahrt erreicht man ein halbes Dutzend Skigebiete, die sich alle sehen lassen können. Nach Flumserberg (meiner Ansicht nach das schönste Gebiet im Umkreis zum Snowboarden) kommt man sogar mit dem Zug.
Im Sommer soll es am Zuger See wahnsinnig schön sein und auf der Dachterasse des H21 wird regelmässig gegrillt. Langweilig wird es also nie.
Über das ganze Jahr verteilt veranstaltet das Spital Events für seine Mitarbeiter: Weihnachtsessen, Eishockeyturnier, Skitag, Spital-Olympiade,... Hierzu sind Unterassistenten auch immer herzlich eingeladen.
Fazit:
Das ZGKS geniesst nicht ohne Grund auch unter schweizer Spitälern den Ruf, einen sehr guten Umgang zu pflegen. Es ist eine wirklich schöne Arbeitsumgebung mit netten, hilfsbereiten Kollegen und Vorgesetzten. Man arbeitet definitiv nicht wenig, lernt dafür aber auch wirklich viel.
Bewerbung
Ich habe mich gut 1,5 Jahre im Voraus beworben. Das geht per Mail an Frau Gartenmann (karin.gartenmann@zgks.ch) oder über die Internetseite des Spitals.