Mein PJ-Tertial am Borro war super. Ich kam mit einer ausgesprochenen Abneigung gegen die Chirurgie nach Leer und bin am Ende unerwarteterweise begeistert.
Das Tertial ist offiziell dreigeteilt (Notaufnahme/Unfallchirurgie/Allgemeinchirurgie).
Es gibt viele spanisch-sprachige Ärzte aus unterschiedlichen Ländern, welche vom Krankenhaus gezielt angeworben werden. Das Team ist sehr nett und alle sind aufgeschlossen und freundlich.
In der Unfallchirurgie sind die Oberärzte sehr erklärfreudig. Meist muss man nicht einmal etwas nachfragen, sondern bekommt morgens früh ein Röntgenbild gezeigt und daraus wird dann der jeweilige Fall geschildert sowie die anschließende Therapie, welche der Patient erhält. Auch im OP wird von bestimmten Operateuren jeder einzelne Schritt erklärt. Der Chef nimmt einen ab und an mit in den OP, da darf man auf jeden Fall immer nähen. :)
Bei den Allgemeinchirurgen ist man im OP oft 1. oder 2. Assistenz, je nachdem wie viele Assistenzärzte da sind. Die Operationen sind nicht nur "Kleinkrams" wie Leistenhernien oder Gallen, sondern eben auch mal ein Whipple bzw. häufiger Gastrektomien usw.
Generell ist es so, dass man quasi immer Wünsche äußern kann, was man machen möchte. Es ist zB auch möglich, zwei Wochen mal bei den Anästhesisten mitzulaufen.
Es gibt Studentenunterricht in Innerer und Anästhesie. Die Chirurgen machen auch ab und an Unterricht, das muss aber abgesprochen werden...
Als PJler muss man in Leer kein Blut abnehmen (außer mal aus dem Port oder ZVK), es gibt einen Blutentnahmedienst. Viggos legen gehört aber zu den eigenen Aufgaben. Auf den Stationen kann man sich immer einbringen bei der Stationsarbeit/Visite/Verbandswechsel, man kann sich da aber auch zurückhalten.
PJler bekommen zumindest in der Chirurgie kein Telefon und man hat auch keinen Zugang zum Klinikprogramm, was aus meiner Sicht absolut unpraktisch ist.
Zur Vergütung/Unterkunft:
Man erhält hier 400 Euro/Monat. Zusätzlich bekommt man, falls nötig, ein Wohnheimszimmer gestellt, sowie drei Mal täglich freie Mahlzeiten (Frühstück und Abendessen vom im Krankenhaus ansässigen Bäcker und Mittag von der Krankenhauskantine). Das Essen ist wirklich lecker!
Im Wohnheim gibt es kein WLAN, nur ein LAN-Kabel wird zur Verfügung gestellt. Teller/Besteck sollten mitgebracht werden. Die Küche im Wohnheim ist mehr oder minder gut ausgestattet. Jedes Zimmer hat sein eigenes Bad.
Das Wohnheim wird inzwischen teilweise modernisiert, es gibt aber auch recht alte Zimmer. Falls etwas Probleme macht, gibt es aber eine nette Ansprechpartnerin, die gern und zügig weiterhilft.
Die Freizeitmöglichkeiten in Leer sind begrenzt, es ist eben eine kleine Stadt, aber für mich waren sie völlig ausreichend. Man kann mit dem Zug gut in umliegende Städte gelangen: Emden, Oldenburg, Papenburg, Bremen. Auch Groningen erreicht man gut oder eben auch per Zug/Fähre die Inseln.
Man kann in Leer gut essen und auch etwas trinken gehen (allerdings musste ich hier ein wenig ausprobieren). Weil die Stadt so klein ist, erreicht man alles gut zu Fuß oder mit dem Rad. Das ist kein Problem. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass die Geschäfte in der Innenstadt meist bereits um 18 Uhr schließen.
Fazit: Das Borro ist ein kleines Haus, in dem man sehr viel lernen kann und machen darf, wenn man fragt und sich einbringt. Jeder kennt jeden und es kann durchaus passieren, dass man mittags mit 10 Ärzten unterschiedlichster Fachrichtungen isst und dabei auch noch drei verschiedene Sprachen gesprochen werden. :D