Wer nach eine Alternative für das Chirurgie Tertial sucht und vor dem deutschen Horror System fliehen möchte, sollte es sich unbedingt in Bozen 2 oder sogar 4 Monate gemütlich machen! Wer extrem viel lernen möchte und engen Kontakt zu Ärzt_innen, Pfleger_innen und Patient_innen haben will, ist eher fehl am Platz oder sollte zumindest gut italienisch können.
Pro:
- völlig frei einteilbare Arbeitszeiten, da die Studenten nirgendswo wirklich "gebraucht" werden. Wenn man sehr gerne etwas machen möchte auf Station oder im OP, muss man viel Eigeninitiative zeigen und eben am besten italienisch können. Es wird ein bisschen "erwartet", dass man morgens zur Frühbesprechung erscheint, die meist um 7:30 beginnt. Hier werden die anstehenden OPs und Röntgenbilder besprochen. Leider ist alles auf italienisch - Kenntnisse sind also hilfreich :)
- das Essen in der Kantine ist umsonst für die Studenten und wirklich gut!
- die südtiroler Art ist sehr herzlich und nett und es kann viel Spaß machen, mit den Leuten zusammen zu arbeiten. Es empfiehlt sich vor allem, ein bisschen die Fühler auszustrecken und sich an 1-2 Ärzte "ran zu heften", die Lust haben, einem was zu zeigen und im OP assisiteren zu lassen.
- es gibt nicht dieses klassische Ausnutzen, wie es oft an deutschen Kliniken der Fall ist. Wir waren genau 0 Tage auf Station, sodass wir auch nicht den üblichen Kram wie Blutentnahmen, Nadeln, Verbandswechsel etc machen mussten, sondern uns jeden Tag im OP die Operationen anschauen konnten. Meistens wurde auch was erklärt auf Nachfrage.
- natürlich die Stadt an sich!! Bozen ist herrlich und eine wunderbare Mischung aus italienischem Flair mit gutem Kaffee und einer hübschen Altstadt und gleichzeitig eine wunderbare Bergwelt direkt vor der Haustür, die dir sowohl im Winter wie im Sommer unzählige fantastische Möglichkeiten bietet
Contra:
- besonders in der Traumatologie hat sich niemand wirklich für uns interessiert und man war wenn dann der "Beinheber" in den Hüft TEPs. Die Neurochirurgie hat ein etwas netteres Team, die einen sehr offen und herzliche empfängt und - wenn man möchte - im OP viel erklärt und auch machen lässt.
- wirklich was lernen tut man auch nur mit guten Italienisch-Kenntnissen und viel, viel, viel Eigeninitiative. Es gibt durchaus spannende OPs, in denen man Fragen stellen kann und Dinge erklärt bekommt, aber die meiste Zeit waren wir relativ "überflüssig"
- die Hauptsprache im Ospedale ist eben italienisch. Es geht super ohne Kenntnisse (wie gesagt, Lerneffekt etwas geringer..) aber wenn Zeit ist, empfiehlt es sich vorher oder währenddessen einen Sprachkurs zu machen.
Letztendlich eine volle Empfehlung für nicht-ganz-so-Chirurgie-Begeisterte mit Vorliebe für Dolce Vita, Bergen und viel, viel Freizeit!
Bewerbung
Circa 1 Jahr im Voraus bei Frau Kalser - super lieb und hilfsbereit. Es war aber auch möglich, noch 1 Monat vorher eine Stelle zu bekommen.
Die Wohnungssuche ist etwas schwierig, es gibt kaum Personalzimmer. Am besten über Facebook, wg-gesucht und vor allem Air BnB suchen!